Auch beim 20-mal gab es in Suzuka noch etwas zu lernen - nicht nur, dass man im nächsten Jahr auf der neuen Strecke in Fuji von viel Natur, aber auch nichts weiter umrundet sein wird...

Die Lehre von den Japanern

Michael Schumacher ist auch in Japan der absolute Superstar, aber gleich dahinter liegen in der Gunst der Fans zwei Fahrer, die hierzulande nicht wirklich viele Fans auf sich vereinen: Takuma Sato und Sakon Yamamoto. Umso mehr Wirbel verursachte Nick Heidfelds Ausraster in China, als er fälschlicherweise Yamamoto statt Sato beschimpfte. Während die beiden Fahrer das Problem wie echte Männer mit einem Handschlag (ja, ein Handschlag, kein Handkantenschlag) aus der Welt schafften, musste Nick noch ein bisschen den Spott über sich ergehen lassen - so eröffnete der Moderator die offizielle Donnerstags-Pressekonferenz der FIA mit den Worten: "Nun noch einmal für Nick Heidfeld: Links Sato, rechts Yamamoto."

Die Lehre von der Nummer 1

Nur nicht von den Knöpfen ablenken lassen..., Foto: Sutton
Nur nicht von den Knöpfen ablenken lassen..., Foto: Sutton

Noch mehr Wirbel verursachte zwischen den beiden Asienrennen Fernando Alonso, der seinem Team vorgeworfen hatte, dass es ihn nur ungern die Nummer 1 zu McLaren mitnehmen sehen würde. Während Fernando den Rummel immer und immer wieder zu beruhigen versuchte und sich vor den Mikrofonen hin und her wand, zeigte sich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug offen: "Wenn er die Startnummer 1 mitbringen würde, würden wir die sicher nicht unters Auto kleben - aber eine selbst errungene Nummer 1 wäre mir lieber."

Die Lehre vom Lenkrad

So ein F1-Lenkrad hat richtig viele Knöpfe, daran müssen sich alle Neulinge gewöhnen. Sebastian Vettel bekam nach seinen beiden Temposünden in Istanbul und Monza eine kleine Nachhilfestunde: "Vor Shanghai gab mir das Team ein Sebastian Vettel Lenkrad-Special", schmunzelte der unfreiwillige Pay Driver. "Das war ein Heftchen mit einem farbigem Lenkrad und allen Knöpfen. Dann eliminierten sie der Reihe nach alle Knöpfe, bis nur noch einer übrig war: der Pit-Lane Speed Limiter." Eine Kopie davon könnte Sebastian direkt an Adrian Sutil weiterleiten, der in Suzuka ebenfalls 1.000 Dollar Strafe zahlen musste. Die Deutschen sind eben verdammt schnell...

Die Lehre von den Gemeinsamkeiten

Und nochmal Sebastian Vettel. Nach seinen ersten drei GP-Wochenenden konnte er erstmals Bilanz ziehen: Was sind die Unterschiede zwischen seinem Formel 3, dem Formel 1 und einem Straßenauto? "Im Vergleich zu einem Formelfahrzeug fühlt man sich in einem Straßenfahrzeug unsicher", enthüllte er. "Wenn ich als Beifahrer mit meinem Vater auf die Autobahn fahre und er in der Auffahrt vielleicht 65 km/h drauf hat, sage ich schon: 'Hey hey, mach langsam.' Es kommt einem alles so weich vor, alles wackelt herum." Eine Gemeinsamkeit haben ein Formel-Auto und ein handelsüblicher Pkw aber doch: "Man sollte die Kiste nicht rausschmeißen."

Die Lehre vom Kulturschock

So weit liegen China und Japan nicht auseinander, aber für Nico Rosberg war der Flug vom einen ins andere Land wie eine Zeitreise um "40 Jahre" in die Zukunft. Eine Begründung hatte der junge Deutsche dafür auch parat: den 2. Weltkrieg - weiter wollen wir darauf nicht eingehen... Vielmehr interessiert uns, was in Japan alles so hypermodern ist: "Auf der Autobahn fährt man durch die Mautstellen Vollgas durch, weil die so schnell aufgehen. Das hat man in Europa vielleicht erst in 20 Jahren", so der verblüffte Nico. "Oder im Hotel, da kann ich mein Hotelzimmer-Telefon durch das ganze Hotel tragen - bis ins Fitness-Studio." Schnurlose Telefone gibt es in unseren Breiten zwar auch, aber eins überraschte sogar uns in Suzuka: Voll funktionsfähige WLAN-Verbindungen im Hotel; zum Glück kein Tokio Hotel...

Abschied vom Riesenrad., Foto: Sutton
Abschied vom Riesenrad., Foto: Sutton

Weniger gut gefiel Nico ein PR-Auftritt vor dem Japan GP. Bei einer simulierten Runde in einem F1-Simulator musste er gegen einen jungen Japaner antreten und ging sang- und klanglos unter. "Da standen 100 Leute rum und dann werde ich da weggeputzt", ärgerte sich der Williams-Pilot. "Alle erwarten, dass ich da gewinne" und stattdessen musste der Simulatorkönig von Williams die Segel streichen. Eine Woche zuvor hatte er noch über seine Simulatorversuche für Shanghai gescherzt: "Ich war so sauschnell, dass das Team den Schwierigkeitsgrad hochschrauben musste, damit die Zeiten nicht unrealistisch wurden." Dann sollte Williams den jungen Japaner besser nicht an das Simulator-Lenkrad lassen...

Die Lehre von den Dosen

Eine der großen Errungenschaften der Japaner sind die im Fahrerlager aufgestellten Getränkeautomaten, die nicht die üblichen Getränkedosen oder Flaschen auswerfen, noch nicht einmal Plastikbecher für Suppen, Kaffee oder Tee sind vorhanden. Nein, in Japan muss alles modern sein: Hier kommen heiße Dosen aus den Automaten! Apropos Dosen: Die Leistung der Red Bull war am Sonntag eher zum Wegschmeißen...

Die Lehre vom Verdrehen

Michael Schumacher ist dieser Tage nicht nur in Deutschland das Thema Nummer 1. Auch in Spanien wird über das Karriere-Ende des Deutschen berichtet. Am Freitag wollte deshalb eine Kollegin von El Pais unbedingt von uns alles über den siebenfachen Champion, sein Ansehen in der Heimat und seine Zukunft wissen. Zweimal brachte uns die Kollegin dabei massiv ins Grübeln: "Hat er in diesem Jahr noch WM-Chancen?", fragte sie - wohlgemerkt am Freitag, also weit vor der 37. Runde des Japan GP. Nachdem die anfängliche Verwirrung über diese Frage verflogen war, bejahten wir das eindeutig - war das etwa ein schlechtes Omen? Noch verwirrter blickten wir wenig später aus der Wäsche: "Hört Schumacher nach Brasilien wirklich auf?", fragte die Kollegin allen Ernstes. Auch hier bejahten wir - wenn dies ein ähnliches Omen wie beim Titelkampf ist, dann dürfen sich seine Fans vielleicht doch noch Hoffnungen machen. Aber wehe das wird uns so in dieser Form in den Mund gelegt, Fernando beschwerte sich ja schon tags zuvor: "Die Presse verdreht alles so wie sie es braucht." Vielleicht sollten wir lieber alles autorisieren oder gleich komplett selbst schreiben - das soll ja in manchen Rennserien total in sein...

Die Lehre von den Farben

Mick oder Mika?, Foto: Sutton
Mick oder Mika?, Foto: Sutton

Seit Saisonbeginn waren die Midland-Boliden der Schreck aller Fernsehmoderatoren. Aber nicht, weil diese bei Überrundungen so häufig im Bild waren und ihnen nichts mehr zum Erzählen einfiel, sondern weil die beiden schwarz-rot-grauen M16 aus gewissen Perspektiven den Chrompfeilen von McLaren Mercedes sehr ähnelten. Durch die neue orange Lackierung ist diese Gefahr bei den neuerdings Spyker getauften Boliden gebannt. Dafür gibt es eine neue Verwechslungsgefahr: diesmal mit den roten Ferrari. Dieser konnte selbst der Weltmeister nicht entgehen: "Als ich den Rauch sah, dachte ich erst, es sei ein Spyker", verriet Fernando Alonso über seine ersten Gedanken nach Michael Schumachers Motorschaden. "Das Auto sah orange aus, nicht rot. Erst als ich neben ihm war, habe ich gemerkt, dass es Michael ist. Einen Ausfall bei Ferrari sieht man nicht so oft. Das war die größte Überraschung des Rennens." Bridgestone-Mann Hisao Suganuma war sogar so überrascht, dass er für Sekundenbruchteile üble Gedanken hegte: "Es tut mir leid, aber im ersten Moment hoffte ich: Hoffentlich ist es Felipe..."

Die Lehre vom Plakat

"Danke für alles Shumi - bitte komm mit Mick zurück", flehte eines der vielen Fanplakate in Suzuka. Michael Schumacher nahm die Aufforderung seiner Fans gelassen auf: "Die meinten doch bestimmt nicht Mick, sondern Mika..."