Im Laufe einer Saison gleicht sich anscheinend doch alles aus: Vor drei Wochen fluchten Flavio Briatore und Fernando Alonso über die Bestrafung des Weltmeisters und den dadurch verschlechterten Startplatz im Vergleich zum Titelrivalen Michael Schumacher. In Shanghai sollte sich das Bild umdrehen, wenn auch nicht durch eine Strafe, sondern durch die Wetterbedingungen. Diesmal startet Schumacher 5 Plätze hinter seinem Titelgegner.

Session 1: Der Regen grüßt

Am Morgen hatten es die Piloten alles andere als eilig, einige Runden im Nassen zu drehen, stattdessen standen sie lange in der Box und warteten darauf, dass die Strecke abtrocknete. Im Qualifying rächte sich dieser Rundengeiz: Zwischen dem 3. Training und dem Qualifying regnete es noch einmal, sodass das Wasser nur so auf der Strecke stand. Für das Qualifikationstraining bedeutete dies eine Premiere: Denn bisher gab es seit der Einführung des neuen Formats noch kein nasses Qualifying.

Die unerwarteten Verhältnisse sorgten sofort für viel Fahrbetrieb: Alle Piloten bis auf die zwei Ferrari-Fahrer gingen sofort auf die Strecke, um zumindest eine erste Richtzeit zu setzen. Nur die Roten pokerten hoch und blieben gelassen in der Box. Die Gefahr einer gelben oder gar roten Flagge hing ihnen dabei aber immer im Nacken.

Die befürchteten Unterbrechungen blieben bis drei Minuten vor dem Ende aus, aber gelohnt hat sich das Pokern für die Scuderia trotzdem nicht: Beide Fahrer waren unter den nassen Bedingungen mit ihren Bridgestone-Regenreifen chancenlos. Auch die anderen Bridgestone-Teams lagen in der ersten Session fernab der Michelin-Pace von Renault und McLaren.

Im Schlussspurt musste Ferrari noch einmal alles geben: Als 13. und 14. standen Massa und Schumacher in den letzten drei Minuten an der Schwelle des Ausscheidens. In der Gischt von Shanghai sollte den Roten im Schlagabtausch aber niemand mehr gefährlich werden - die Streckenverhältnisse waren einfach zu schlecht. Somit hieß es für Yamamoto, Sato, Monteiro, Albers, Trulli und Ralf Schumacher Abschied nehmen. Das Pikante daran: Alle sechs Ausgeschiedenen fuhren mit Bridgestone-Pneus. An der Spitze reihten sich hingegen die Michelin-Piloten ein: Alonso vor Fisichella, de la Rosa, Räikkönen und Liuzzi.

Session 2: Kampf gegen das Wasser

In Session 2 wendete sich das Blatt: Zumindest was das Warten anging. War es im ersten Abschnitt Ferrari, die lange in der Box standen, gingen im zweiten Abschnitt die Renault erst zur Hälfte raus. Der erste Anlauf ging jedoch schief: Alonso leistete sich einen Dreher und Fisichella rodelte durch das nasse Kiesbett. Die Ferrari nisteten sich unterdessen in der Spitzengruppe ein - für den Anfang war die Angst vor einem Ausscheiden in Session 2 gebannt.

In den letzten Minuten wurde es aber wieder knapp: Die versammelte Michelin-Armada gab Gas und sicherte sich die Top-Positionen. Ganz vorne erzielte Alonso die schnellste Zeit vor Fisichella, Button, Heidfeld, de la Rosa, Barrichello, Kubica und Räikkönen. Der einzige Bridgestone-Fahrer, der sich in allerletzter Sekunde in die Top10 und damit die dritte Session hinein schieben konnte, war Michael Schumacher. Sein Teamkollege Felipe Massa schied ebenso aus wie Speed, Coulthard, Liuzzi, Webber und Rosberg.

Session 3: Schadensbegrenzung

In der letzten Viertelstunde war die Zeit des Wartens vorbei: Alle gingen sofort hinaus, um so viel Sprit wie möglich zu verbrennen - damit wurde ihr Auto nicht nur für die Qualifying-Runde leichter, sondern auch die Strategie-Vielfalt erhöht; denn pro Runde dürfen die Teams 2,9 Kilo Sprit nachtanken. Da der Verbrauch im Regen geringer ist, bedeutet dies etwas mehr Spielraum bei der Rennstrategie.

Für Michael Schumacher hieß es in der Runde der besten Zehn Schadensbegrenzung zu betreiben. Mit den Bridgestone-Regenreifen hatte er keine Chance auf die Pole. Diese holte sich zum sechsten Mal in dieser Saison und zum 15. Mal überhaupt der Spanier Fernando Alonso. Schumacher konnte sich im letzten Anlauf immerhin auf Platz 6 verbessern und bleibt somit für das Rennen in Schlagdistanz zu seinem Titelrivalen auf der Pole Position.

Startaufstellung: Nachteil für Bridgestone

Zum 15. Mal startet Fernando Alonso von der ersten Startposition. Neben ihm geht sein Teamkollege Giancarlo Fisichella ins Rennen. Oder wie Pat Symonds über Funk sagte: "Mach Dir keine Sorgen, Giancarlo startet neben Dir - der arme, alte Michael ist Sechster."

Dazwischen sind in Reihe 2 die beiden Honda-Piloten, die bis auf das Tausendstel exakt die gleiche Zeit gefahren sind. Platz 3 geht an Barrichello, der seine 1:45.503 eher als Jenson Button gefahren ist. Noch vor Michael Schumacher startet Kimi Räikkönen von Platz fünf. Die letzten beiden Startreihen in den Top10 belegen Pedro de la Rosa und Nick Heidfeld sowie Robert Kubica und Robert Doornbos.

Die zweite Hälfte der Startaufstellung beginnt mit zwei Red Bull-Fahrern: Scott Speed konnte David Coulthard überflügeln und startet von Platz 11. Dahinter steht der zweite Toro Rosso von Tonio Liuzzi neben Mark Webber. Die nächste Reihe ist fest in deutscher Hand: Nico Rosberg steht direkt neben Ralf Schumacher. Dessen Teamkollege Jarno Trulli ist wiederum einen Platz weiter hinten. Er startet neben Christijan Albers. Die vorletzte Reihe belegen Tiago Monteiro und Takuma Sato. Ganz hinten machen es sich Sakon Yamamoto sowie der strafversetzte Felipe Massa bequem.