England ist ein verrücktes Land. Die Autos fahren auf der falschen Seite, die Menschen essen seltsame "Sachen", die Steckdosen sehen nicht wie welche aus und die Uhren ticken völlig anders. Vor allem ist England aber ein Motorsport-verrücktes Land. Auf der grünen Insel zieht jedes Rasenmäherrennen mehr Zuschauer an, als die Tourenwagen-WM hierzulande Fans hat.

Umso verblüffender ist es, dass die Briten schon lange auf ihren neuen großen Superstar warten. Seit dem Titelgewinn von Damon Hill musste man auf den Schotten David Coulthard und den erst seit kurzem frisch gebackenen GP-Sieger Jenson Button bauen. Jetzt kündigt sich jedoch Ungemach an: Mit Lewis Hamilton haben die britischen F1-Verrückten vielleicht endlich ihren neuen Star gefunden.

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass für den Dominator der Formel 3 EuroSerie und GP2 nach seinem ersten richtigen F1-Test in dieser Woche nicht der Umstieg auf sein neues Arbeitsgerät den größten Schock darstellte. "Es waren unzählige Menschen im Paddock und ich wurde geradezu von Autogrammwünschen überschwemmt, wenn ich zwischen der Box, den Trucks und der Hospitality hin und her ging. So etwas habe ich noch nie erlebt und schon gleich gar nicht erwartet."

Natürlich versuchte Lewis so viele Wünsche der Fans wie möglich zu erfüllen, aber dafür war erwartungsgemäß nicht genügend Zeit. Immerhin ist es sein Job schnell Auto zu fahren oder zumindest sich bei diesen ersten Testtagen schnell an sein Auto zu gewöhnen und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft zu legen - ansonsten würde auch das Interesse der Fans schnell nachlassen.

Ob Hamilton schon 2007 in einem F1-Stammcockpit, bei McLaren Mercedes oder andernorts, sitzen wird, steht derweil immer noch nicht fest. "Ich muss darüber lachen", sagte Kimi Räikkönens Manager David Robertson gegenüber Autosport. "McLaren fragt sich, ob Lewis bereit dafür ist. Kimi kam direkt vom Kart in die Formel Renault und zeigte sofort, dass er bereit war. Hamilton ist Formel Renault, F3 und GP2 gefahren. Ob er bereit ist? Was für eine Frage."

Aus Sicht von Robertson schlägt Hamilton den falschen Weg ein, wenn er sagt, dass er auch noch ein Jahr auf sein F1-Debüt warten könne. Robertson glaubt, dass Hamilton einen Einsatz verlangen sollte. Der langjährige McLaren-Schützling stapelt jedoch tief. Er sieht den Zweitagestest zusammen mit Pedro de la Rosa nicht als Shoot-Out für das 2. Cockpit. Stattdessen betonte er: "Mit genügend Tests werde ich bereit sein." Deshalb glaubt er nicht, dass er in Silverstone etwas beweisen müsse. "Ich habe meine Fähigkeiten in den letzten Jahren unter Beweis gestellt, besonders in der GP2. Ich setze mich nicht unter Druck." Dafür werden schon die verrückten britischen Medien sorgen.