Bis zum letzten Moment hoffte Jean Alesi, dass es ihm und Direxiv gelingen würde ein Formel 1-Team auf die Beine zu stellen. In dieses Ziel investierte er nicht nur sehr viel Energie, sondern auch viel Zeit. "Das war zwei Jahre lang praktisch ein Full-Time-Job, unendlich viele Meetings", sagte er im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "Deshalb war es dann natürlich schon sehr hart, dass es nicht geklappt hat."

Seine F1-Ambitionen sind damit aber nicht vom Tisch. Vorerst plant er zwar seine Rennfahrerkarriere fortzusetzen und ein weiteres Jahr mit Mercedes in der DTM einzulegen, aber die Königsklasse bleibt weiterhin sein "Traum", den er sich eines Tages erfüllen möchte. "Natürlich nicht mehr als Fahrer", schob der 42-jährige hinterher. Noch nicht einmal zum Spaß möchte er in einen F1-Boliden klettern. "Fahren will ich nicht mehr, das würde zu wehtun", verriet er. "Dafür bin ich einfach nicht mehr fit genug, die körperlichen Belastungen sind doch noch ganz anders als in der DTM."

Damit wären wir wieder einmal beim großen Vergleich der Königsklasse des Motorsports mit der Deutschen Tourenwagen Masters. Für Alesi lassen sich die beiden Serien "gar nicht" vergleichen. "Es sind zwei völlig verschiedene Felder, mit verschiedenem Ambiente, auch mit verschiedener Zielrichtung." Allerdings hätten beide für sich ihre absolute Faszination und Daseinsberechtigung. "Wenn man das Thema Fans anspricht, kann man sicher sagen, dass die DTM mehr auf die Zuschauer an der Strecke ausgerichtet ist. Die Formel 1 ist in der Beziehung vor allem eine große Show für das Fernsehen, die DTM ist für die Fans an der Strecke und für das TV-Publikum gemacht."

Aus Fahrersicht schätzt Alesi den Wechsel aus der Formel 1 in den Tourenwagen als "einfach" ein. "Denn der Fahrer kann in der DTM viel mehr machen. In der Formel 1 ist fast alles elektronisch kontrolliert, in der DTM sind diese Systeme viel einfacher, und deshalb liegt es dann an den Fähigkeiten des Fahrers, das Maximum herauszuholen." Höchstens die junge F1-Generation könnte Probleme mit einem solchen Wechsel haben, da sie es einfach nicht mehr gewohnt sei, ohne elektronische Hilfsmittel zu fahren.

Ganz so schlecht ist der technologische Fortschritt natürlich nicht. "Vor allem, was die Sicherheit angeht und auch die Zuverlässigkeit", betonte Alesi. "Heute fallen ja kaum noch Autos aus, man fährt zwei Rennen mit einem Motor. Und die Technologie ist schon faszinierend. Deshalb macht es mir schon viel Spaß, ab und zu mal bei einem Grand Prix in einer Box zu stehen und zu sehen, was die da heute alles haben." Vielleicht steht Jean Alesi ja eines Tages als Verantwortlicher eines Formel 1-Teams in der Box und hat Spaß daran zu sehen, was seine Fahrer alles zum Spielen haben...