Manchmal braucht man in der Formel 1-Hellseher. Etwa wenn es darum geht, ob Michael Schumacher weitermacht, wo Kimi Räikkönen im nächsten Jahr fährt oder ob es jemals ein Jahr ohne Regeländerungen geben wird? Keinen Hellseher benötigt man, um die erste Frage einer FIA-Pressekonferenz herauszufinden, wenn die Gäste drei Motorenmänner sind: "Die Deadline über die Motorendiskussionen ist beim Frankreich GP abgelaufen: Wie ist die Lage?"

"Die ehrliche Antwort lautet: Es wurde in Magny Cours verhandelt, man fand keine Einigung und somit gehe ich davon aus, dass die Regeln wie vorgeschlagen aussehen werden - außer einer der anderen Gentlemen hier kann etwas anderes dazu sagen", hielt sich Red Bull Sportdirektor Christian Horner aus diesem Thema weitestgehend heraus.

Toyota-Teamboss John Howett fügte hinzu, dass sich die Motorenhersteller bezüglich des so genannten Indianapolis-Abkommens einig seien. "Jetzt geht es nur darum, ob man sich mit den kleineren Teams und der FIA einigen kann." Mehr konnte Howett dazu nicht sagen.

Ganz anders Mario Theissen: "Schon vor Magny Cours hatten wir auf der technischen Seite eine Übereinkunft erzielt." Danach sei es nur noch um die kommerziellen Aspekte gegangen. "Es lag ein Angebot auf dem Tisch und nach dem Rennen wurde weiter darüber diskutiert."

Mehr hatte auch Norbert Haug nicht hinzuzufügen - auch wenn er wie üblich lange und ausführlich Stellung dazu bezog. "In der F1 ist es sehr wichtig in einer konkurrenzfähigen Ausgangsposition zu sein", holte er aus. "Deswegen glauben wir einfach nicht, dass es der richtige Weg ist die Motoren für viereinhalb Jahre einzufrieren." Schließlich könne sich daraus ein langfristiges Ungleichgewicht zwischen den Wettbewerbern ergeben. Dies würde bedeuten: "Man kann nicht aufholen. Derzeit könnte man jedes zweite Rennen einen neuen Motor bringen, unter dem neuen Reglement dürfte man dies aber nur alle drei oder vier Jahre - das ist uns etwas zu streng."

Stattdessen haben die Hersteller ein Motorenreglement vorgeschlagen, bei dem man pro Jahr 15 bis 20 Prozent eines Motors verändern dürfte. "Das ist ein vernünftiger Vorschlag", so Haug. "Wir sollten versuchen das durchzusetzen. Es ist positiv für die unabhängigen Teams und spart ihnen viel Geld."

Die große Frage ist nun: Wie weit gehen die Hersteller um die Motorenentwicklung zu verteidigen? Würden sie vielleicht sogar vor Gericht ziehen? "Das ist unwahrscheinlich", kündigte Howett an. "Wir müssen schauen was dem Wohle der Formel 1 dient." Toyota versucht eine Balance zu finden. "Wir müssen eine Weiterentwicklung haben, die nicht kostspielig sein muss, und wir müssen kostengünstige Kundenmotoren bereitstellen."

"Wir möchten jede Konfrontation vermeiden", fügte Theissen hinzu. "Deshalb führen wir intensive Gespräche, deren einziger Zweck es ist die Kosten zu senken, aber gleichzeitig den Herstellern ermöglicht ihr Image zu behalten." Theissen hofft, dass dies irgendwann gelingt und man keine "andere" Richtung, wie juristische Schritte, einschlagen muss.

Norbert Haug ist jedenfalls "zuversichtlich" eine Lösung zu finden. "Es dauert vielleicht einige Zeit, aber wir sollten das Problem lieber früher als später aus der Welt schaffen." Haug sieht sich und die Hersteller deshalb auf einem "guten Weg". Leider sieht er diesen Weg wohl fast alleine...