Es ist gar nicht lange her, als Fernando Alonso das Abschneiden der spanischen Nationalmannschaft bei der Fussball-WM kommentieren musste. "Es ist immer das gleiche", sagte er. "Sie spielen eine tolle Vorrunde, aber wenn die wichtigen Spiele kommen, dann versagen die Nerven."

Spanien hat das Achtelfinale 3:1 gegen Frankreich verloren, und es hatte den Anschein, als hätte Alonso nur Verachtung für so eine Blamage übrig. Denn seine eigene Leistung will so gar nicht in die spanische Sporttradition passen. Der 25-Jährige aus Oviedo hat noch nie seine Nerven verloren in einem wichtigen Kampf. Der spanische Iceman strotzt richtig vor Selbstvertrauen.

"Ich genieße diese Phase des WM-Kampfes", sagt er. "Anfang der Saison denkt man nicht so sehr über die Punkte nach, und einzelne Misserfolge spielen keine so große Rolle. Jetzt zählt jeder Punkt. Daher habe ich ein besseres Gefühl, wenn ich zu den Rennen komme, eine größere Motivation. Denn der WM-Kampf ist jetzt viel interessanter."

Der Spanier hat 17 Punkte Vorsprung auf Michael Schumacher, der jedoch die letzten zwei Rennen gewonnen hat. "Ich bin noch völlig entspannt", sagt Alonso. "Wenn ich zwei oder vier Punkte Vorsprung hätte, wäre ein Druck da. Aber diesen Vorsprung hatte ich schon nach Imola. Nun sind aber nur noch sieben Rennen zu fahren."

Hase Schumi gibt Gas - Igel Ferni feiert schon den Titel..., Foto: The Red Bulletin
Hase Schumi gibt Gas - Igel Ferni feiert schon den Titel..., Foto: The Red Bulletin

Alonso gibt zu, dass Ferrari im Moment schneller ist als Renault. "Sie sind uns etwas voraus", sagt er. "Wir haben zwar auch hier ein neues Aero-Paket, nach Magny-Cours brachten wir einen neuen Motor. Aber die Wahrheit ist, dass der Gegner schneller entwickelt als wir. Das geschah auch letztes Jahr. Unser Auto war von Anfang an schnell, da stößt man irgendwann an Grenzen, während andere noch Spielraum nach oben haben. Aber diese Strategie funktioniert sehr gut, denn letztes Jahr haben wir den Titel geholt, und auch jetzt liegen wir in Führung."

Das Red Bulletin, das Satire-Magazin für das Fahrerlager hatte dazu in der heutigen Ausgabe eine passende Zeichnung: Da fuhr ein Hase im Superman-Overall ein rotes Auto, musste sich aber über einen Igel im blauen Overall wundern, der schon am Streckenrand in der Sonne lag, neben einer Champagnerflasche.

Trotzdem sieht Alonso den diesjährigen WM-Kampf anders als den vom letzten Jahr. "Letztes Jahr war der McLaren-Mercedes eine halbe Sekunde pro Runde schneller als wir, aber sie hatten öfter technische Probleme", analysiert er. "Ferrari liegt fast gleichauf mit uns. Aber sie haben nie Probleme, und sammeln immer Punkte."

Nicht mal die immer besser werdenden Silberpfeile, deren schnellste Rennrunden in Magny-Cours sogar etwas besser waren als bei Alonso, machen dem Spanier Sorgen. "Wenn es so kommt, dass die Ferrari vorne sind und auch noch die McLaren uns schlagen, dann haben wir schlechte Arbeit geleistet und verdienen auch nichts Besseres", sagt Alonso. "Wir brauchen uns keine Sorgen über andere zu machen. Mit einem guten Auto können wir sie vergessen und uns auf die eigene Arbeit konzentrieren."

Die größte Hoffnung von Schumacher für das Heimrennen beruht auf der Leistung der Bridgestone-Reifen in den letzten Rennen. Sie könnten auch in der Hitze von Hockenheim überlegen sein. "Wir können nach den heutigen Rundenzeiten nicht so optimistisch sein", räumte Alonso ein. "Ferrari war wieder sehr schnell, und sogar Mark Webber im Williams. Aber morgen, wenn die Sonne rauskommt und die Temperaturen steigen, dürften auch die Michelin-Autos wieder bessere Haftung haben."