Als "Desaster" bezeichnete Christian Klien sein Rennen - der Grand Prix von Großbritannien war für den Hohenemser gespickt mit Unannehmlichkeiten. Am Start auf abgefahrenen Reifen zwei Plätze verloren, danach Untersteuern und im letzten Stint noch einmal schlechte Reifen. Am Ende belegte Klien direkt hinter seinem Red Bull Racing-Stallkollegen David Coulthard und Toro Rosso-Pilot Tonio Liuzzi den 14. Platz.

Dass er an Liuzzi nicht vorbeikam, weckte die leise Kritik seines Teamchefs Christian Horner. "Er hätte nur im Mittelteil des Rennens um rund eine Sekunde schneller sein müssen, um Tonio hinter sich zu lassen. Das hat er aber leider nicht geschafft", erklärte der Brite dem ORF.

Was Horner nicht erwähnt hat: Die RBR-Strategen zogen Klien's Boxenstopp vor, um so an Liuzzi vorbeizukommen - für Klien eine "Fehlentscheidung". Der Kronen Zeitung erklärte der Vorarlberger: "Mein zweiter Stopp wurde um fünf, sechs Runden vorverlegt. Als einzige Chance, an Liuzzi vorbei zu kommen." Doch der Toro Rosso-Youngster funkte in Runde 22 an seine Box: "Die Reifen halten, wir kommen mit einem Stopp durch." Nachdem Klien in Runde 41 seinen zweiten Stopp einlegte, musste er sich danach wieder hinter Liuzzi einreihen.

Mangelhafte Pace

Christian Horner ist sich aber auch im Klaren darüber, dass "wir offensichtlich etwas mehr Pace finden müssen", man werde bei den kommenden Tests "hart daran arbeiten", versprach der Teamchef. Die jüngsten Modifikationen, darunter auch ein Aerodynamik-Paket von Stardesigner Adrian Newey, brachten nicht den gewünschten Fortschritt.

Christian Klien bereitet sich zuhause auf die Übersee-Rennen vor., Foto: Sutton
Christian Klien bereitet sich zuhause auf die Übersee-Rennen vor., Foto: Sutton

Ab morgen Mittwoch werden David Coulthard und Robert Doornbos in Monza die Krallen des RB2-Boliden weiter schärfen. Klien, der vor Silverstone in Barcelona die Testarbeit verrichtete, legt eine plangemäße Pause ein. In Kanada wird auch der Hohenemser jenes neue Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung im Auto haben, welches Coulthard bereits in Silverstone zum Einsatz brachte. Dazu kommt abermals ein neues Aerodynamik-Paket. Klien bereitet sich zuhause in der Schweiz respektive in Vorarlberg auf das bevorstehende Übersee-Doppel Kanada/Indianapolis vor.

Entscheiden die WM-Punkte über das Fahrer-Lineup?

Das Silverstone-Rennen war nicht gerade hilfreich, was die zahlreichen Diskussionen rund um das künftige Fahrer-Lineup bei den roten Bullen betrifft. "Wäre ich in Monaco auf das Podest gefahren, würde es heute keine Fahrerdiskussion geben", sagt Klien, der im Fürstentum vor seinem technikbedingten Ausfall, einem Antriebsschaden, vor David Coulthard lag und ohne Ausfall höchstwahrscheinlich anstelle des Schotten als "Superman" verkleidet in der Loge des Fürsten gestanden wäre.

Umso bitterer wirkt nun jenes Zitat des obersten Red Bull-Chefs Dietrich Mateschitz, welches die Krone am Montag brachte. "Der Schnellere überlebt im Team - wer mehr Punkte hat, bleibt", soll Mateschitz gesagt haben. Sollte das Zitat stimmen, hätte CK schlechte Karten in seinen Händen: Vor Monaco stand es im Punkteduell zwischen Coulthard und Klien 1:1 - nach Monaco steht es 7:1 für den Schotten. Wie der Österreicher mit dem aktuellen Auto sechs Punkte gutmachen soll, hat Mateschitz nicht erklärt.