Der Saisonstart war so schön: Vier siegfähige Teams, eine Überraschungsmannschaft samt eines neuen deutschen Senkrechtstarters, spannende Rennen, endlich ein interessantes Qualifying-System, viele Überholmanöver und eine anstehende Einigung im anscheinend ewig schwelenden Konflikt zwischen Bernie Ecclestone und den Automobilherstellern.

Es hätte dieser Tage vor dem dritten Saisonrennen in Melbourne alles so schön sein können. Doch einer muss immer in die Idylle platzen: Max Mosley. Seines Zeichens FIA-Präsident, Regeländerungsfanatiker und Hobby-Briefschreiber.

Aber anstatt sich darauf zu konzentrieren, warum am Samstagnachmittag in Sepang niemand - und dieses niemand schließt wirklich alle im gesamten Paddock vertretenen Personen ein - dazu in der Lage war eine korrekte Startaufstellung zum Malaysia GP 2006 zu nennen, legte Max lieber eine Schreibsession für die Regeln des Jahres 2008 ein.

2008 statt 2006: Max war wieder ganz in seinem Element., Foto: Sutton
2008 statt 2006: Max war wieder ganz in seinem Element., Foto: Sutton

Seine FIA-Vertreter beriefen sich derweil darauf, dass die Startaufstellung immer erst am Sonntag vor dem Rennen offiziell verkündet würde. Also ließ man das Chaos walten und das Image Schaden nehmen. Flexibilität scheint heutzutage nur bei den diversen Flügeln, aber nicht bei den FIA-Verantwortlichen angesagt zu sein. Und falls doch, dann nur beim Ändern der Regeln, aber nicht beim Anwenden der selbigen.

Angesichts dieser Tatsache ist es kein Wunder, dass man nur den Satz "Sie Armer" zu hören bekommt, wenn man am Rande erwähnt, dass man gerade das neue FIA-Reglement für die Jahre nach 2008 durchlese. Und tatsächlich: Spätestens nach 20 der insgesamt 43 Seiten fühlt man sich, wie die Motoren von Ferrari, BMW oder Cosworth nach dem letzten großen Knall.

Besonders die Automobilhersteller der GPMA dürften dieses Gefühl gehabt haben, als sie neben dem Reglement noch einen Brief von Max persönlich in der Post fanden.

Dabei hätte ihnen schon das Reglement an sich gereicht, um ausgiebig mit dem Kopf zu schütteln: Eine vorgezogene Einschreibefrist für die Saison 2008 bis zum nächsten Freitag, eine technische Abrüstung in Form von Einheitselektronik und eingefrorenem Motorenreglement und 15 kg Strafballast für gewechselte Motoren oder neuerdings Getriebe.

Ob eine Weltmeisterschaft, deren Kräfteverhältnis auf drei Jahre hinweg durch eingefrorene Motorenentwicklung festgelegt ist, wirklich so spannend wäre wie die ersten beiden Saisonrennen dieses Jahres? Jene Hersteller die ihren Rückstand nicht aufholen könnten, wären davon sicherlich nicht begeistert. Die Betreiber der amerikanischen Rennserien wissen ein Liedchen davon zu singen.

Die Hersteller bleiben deshalb bei ihrer Deeskalationspolitik und äußern sich nicht offiziell zur öffentlichen Mosley'schen Kritik, dass man nicht an den notwendigen Meetings teilgenommen und die angekündigten Regelvorschläge nicht eingesendet habe.

Die Nichtteilnahme an den einsamen Teerunden von Max, Bernie und Jean in London Heathrow begründen die Hersteller ganz einfach damit, dass sie (die neun anderen Teams) sich zunächst untereinander einigen wollten, bevor sie gemeinsam mit der FIA und Ferrari verhandeln wollten - von deren Concorde-Unterschrift zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch niemand wusste. Allerdings erklärt dies durchaus, warum die Testbeschränkung nicht wie von den neun Teams vorgeschlagen Testtage, sondern ein Kilometerlimit beinhaltet. Das nämlich ist die bevorzugte Variante der Italiener.

Da gehts lang - oder besser doch nicht?, Foto: Sutton
Da gehts lang - oder besser doch nicht?, Foto: Sutton

Aber immerhin gibt es noch Hoffnung: Mosley schreibt in seinem Brief an die Teams, dass das Reglement auch nachträglich noch geändert werden könne, wenn dies dem Wohle der F1 und des Motorsports diene und die dazu notwendige Einigung unter den Teams vorhanden ist. Hierzu genügt neuerdings eine einfache Mehrheit, was angesichts der fast nie vorherrschenden Einstimmigkeit vergangener Tage als Fortschritt gewertet werden muss.

Eines scheint Max vor lauter Briefen, Reglementparagraphen und öffentlicher Kritik an den Herstellern aber vergessen zu haben: Entgegen seiner Kritik bis zum heutigen Tage keine Regelideen der Neun erhalten zu haben, wurden diese nach dem Deutschland GP Ende Juli an die FIA überreicht. Im September reagierte Mosley sogar mit einem enttäuschten Brief und schrieb, dass die Vorschläge die Kosten nicht genügend senken würden. Vielleicht waren sie auch nur nicht so 'Kosten sparend' wie seine Einführung von V8-Motoren...

Einen möglichen Grund für Mosleys schlechtes Gedächtnis in Sachen Regelvorschläge anderer, lieferte Niki Lauda bereits vor einiger Zeit: "Formel 1-Politik ist so verwirrend, dass man am besten nur das schreibt oder sagt, was herauskommt. Die faseln alle so lange herum, bis sie nur noch konfus sind."