Katastrophal verlief die Saison 2005 für die Scuderia Ferrari. Doch das Jahr 2006 ließ sich gut an für die Roten: Bei der Premiere des neuen Knock Out Qualifyings sicherten sich Michael Schumacher und Felipe Massa eine rote Doppel-Pole! Es ist lange her, dass Jean Todt Freude strahlend mit einer Ergebnisliste durch die Boxengasse sprang und Michael Schumacher bei einer Pole-Pressekonferenz breit in die Kameras grinste. Doch der Reihe nach...

Session 1: Erste Bewährungsprobe für das Format

Yuji Ide eröffnete den ersten der drei Qualifying-Teile. Aber den Japanern erwarteten keine optimalen Bedingungen: Die Strecke ist in der Pause seit dem 3. Freien Training wieder stark vom allgegenwärtigen Sand überweht worden.

Entsprechend begann schon in den ersten Sekunden der 15-Minuten-Session das Taktikspiel: Wann ist die Strecke am saubersten? Wann ist am wenigsten Verkehr? Reicht eine schnelle Runde um sicher unter die Top16 zu gelangen?

Die Top-Fahrer beantworteten diese Fragen mit dem üblichen Warten: Nur Rubens Barrichello fuhr schon relativ früh auf die Strecke, um eine erste Sicherheitszeit hinzulegen. Alle anderen warteten auf die letzten 7 bis 5 Minuten.

Dann ging es erwartungsgemäß Schlag auf Schlag: Die Spitzenfahrer versuchten sich der Reihe nach an der bisherigen Bestzeit von Tonio Liuzzi im V10 gepowerten STR1.

Gerade als Nick Heidfeld sich die Bestzeit knappe fünf Minuten vor dem Ablaufen der Zeit unterboten hatte, flog Kimi Räikkönen in seinem MP4-21 von der Strecke. Seine Radaufhängung brach und riss den Heckflügel des Chrompfeils ab.

Obwohl der Ice Man damit ausgeschieden war und nicht mehr am Qualifying teilnehmen konnte, schleppte er seinen Wagen ohne Heckflügel und mit nur drei Rädern an die Box zurück. Gleich in der ersten Knock Out Session kam es also zu einem Trainingsabbruch!

In den verbleibenden 4:20 Minuten mussten demnach ganze elf Piloten eine schnelle Runde auf den Asphalt legen, die es ihnen erlaubte in die zweite Session vorzurücken. Darunter auch: Michael Schumacher, Fernando Alonso, Giancarlo Fisichella und Jenson Button.

Beim Re-Start der Session sorgte dies logischerweise für einen Stau an der Boxengassenausfahrt. Somit begaben sich die übrig gebliebenen Fahrer als geschlossenes Feld auf die entscheidende Runde.

Nach der hektischen Schlussphase verabschiedeten sich Ralf Schumacher, Christian Albers, Tiago Monteiro, Yuji Ide, Takuma Sato sowie Kimi Räikkönen.

An der Spitze platzierte sich Alonso vor Button, Fisichella und Rosberg. Diese Platzierungen und Zeiten spielten jedoch keine besondere Rolle. Wichtig war es nur innerhalb der Top-16 zu landen und somit die Teilnahme am zweiten Abschnitt des Ausscheidungs-Qualifyings zu erreichen.

Session 2: Französisches Nervenspiel

Im zweiten Qualifying-Part ging es jetzt um die Wurst: Bevor die Top-10 mit Rennsprit ihre Startplätze ausfuhren, tankten die Teams noch einmal die Autos ab, um die schnellsten Zeiten des Wochenendes auf den staubigen Asphalt zu legen.

Als erstes versuchte sich STR-Pilot Tonio Liuzzi daran. Allerdings blieb seine verkorkste Runde weit über dem Leistungsvermögen des Boliden zurück. Die Nerven der Fahrer spielen in diesem Knock Out Format eine entscheidende Rolle!

Richtig spannend wurde es zur Halbzeit der Session: Bis auf die Renault gingen nun alle Top-Leute auf die Zeitenjagd. Die amtierenden Weltmeister übten sich derweil im Warten. Die Franzosen gingen erst vier Minuten vor dem Ende auf die Strecke.

Trotzdem bewiesen die Gelb-Blauen gute Nerven: Alonso fuhr in seiner einzigen Runde auf P1, Giancarlo Fisichella belegte hinter Montoya Platz 3. Die vierte Rang ging dahinter in allerletzter Sekunde an Nick Heidfeld, der damit beide Ferrari distanzierte.

Ausgeschieden sind hingegen die beiden Toro Rosso von Scott Speed und Tonio Liuzzi, Jarno Trulli im zweiten Toyota, David Coulthard, Nico Rosberg und Jacques Villeneuve, der als Elfter gut ein Zehntel auf Barrichello verlor.

Session 3: Glücksspielfaktor beim Quali-Poker

Die letzten 20 Minuten begannen mit viel Fahrbetrieb: Die Zeit des Wartens war nun auch bei Renault vorbei. Stattdessen purzelten die Zeiten der Top-10 von Runde zu Runde. Der Hintergrund dafür ist: Mit jeder Runde wird der Tank leerer und das Auto somit schneller. Die verbrauchten Kilo Sprit dürfen dann nach dem Qualifying nachgetankt werden, wenn die Rundenzeiten der jeweiligen Umläufe unter der 110%-Marke liegen.

Diese Taktik des Spritverbrauchens führte dazu, dass im dritten Qualifying-Teil mehr gefahren wurde, als in den dritten Freien Trainings des Jahres 2005.

Nach diesem Einfahren, kam es in den entscheidenden zweiten zehn Minuten zu kurzen Boxenstopps zum Reifenwechseln und dann begann der letzte Schlagabtausch.

Diesen eröffnete Michael Schumacher mit einer ersten Bestzeit, die im ersten Anlauf keiner der beiden favorisierten Honda-Piloten unterbieten konnte. Erst Felipe Massa schaffte es den Deutschen vom Startplatz an der Sonne zu verdrängen.

Dreieinhalb Minuten vor Schluss begaben sich dann die Renault erstmals für einen Doppel-Service in ihre Box. Diese lange Fahrzeit im letzten Qualifying-Part erklärte die geringe Rundenanzahl der Gelb-Blauen in den Freien Trainings.

Doch die Renault-Taktik ging nicht auf: Weder Alonso noch Fisichella konnten ihrer haushohen Favoritenrolle gerecht werden. Stattdessen sicherte sich Michael Schumacher beim Auftaktrennen die erste Pole Position der Saison 2006 und seine 65. Pole insgesamt! Damit zog der Ferrari-Star auch in dieser Statistik mit Ayrton Senna gleich.

Neben Schumacher wird sein Teamkollege Felipe Massa in einer reinen roten ersten Startreihe in den Bahrain GP gehen. Ferrari meldete sich beim ersten Saisonrennen eindrucksvoll in der Spitze zurück!

In Reihe 2 starten Jenson Button und Weltmeister Fernando Alonso, der auf den letzten Drücker in die Top-4 hineinrutschte. Rang 5 ging an Juan Pablo Montoya im einzig verbliebenen McLaren Mercedes. Neben ihm startet Rubens Barrichello von Position 6.

Die Top-10 komplettieren Mark Webber, Christian Klien, ein enttäuschender Giancarlo Fisichella und Nick Heidfeld. Das erste Knock Out Qualifying der F1-Geschichte hielt, was Max Mosley versprochen hatte. Zumindest in Bahrain wurden die Kritiker des Formats still gestellt.