75 Prozent: So hoch standen laut Honda-Teamboss Nick Fry die Chancen, dass es bis zum Saisonstart in Bahrain zu einer Einigung im Streit zwischen der FIA und FOM sowie der Herstellervereinigung GPMA kommen würde. Das war Anfang Dezember.

Danach blieb es lange Zeit ruhig. Wenn Details an die Öffentlichkeit gelangten, dann waren es positiv gestimmte Aussagen, die selbst Bernie Ecclestone von einer bevorstehenden Lösung sprechen ließen.

Doch dann kam der Februar und mit ihm Max Mosley. Beinahe im Tagesrhythmus feuerte der FIA-Präsident in alle Richtungen.

Max sonnte sich auch in der Winterpause im Scheinwerferlicht., Foto: Sutton
Max sonnte sich auch in der Winterpause im Scheinwerferlicht., Foto: Sutton

Zuerst schlug er vor den Herstellern ab 2008 keine Gelder mehr aus den Einnahmentöpfen zukommen zu lassen. Danach verkündete er Pläne die Einschreibefrist für die Saison 2008 auf den März 2005 vorzuverlegen und drohte den Herstellern gleichzeitig, dass sie bei einer verpassten Frist möglicherweise keinen Platz mehr bekommen würden.

Aber das war noch lange nicht alles aus dem Mosley'schen Repertoire: Ohne mit den Herstellern darüber zu sprechen, brachte er eine Einfrierung des Motorenreglements über drei Jahre ins Spiel. Und auch die GP2-Teamchefs rieben sich verwundert die Augen, als ohne ihr Mitwissen plötzlich die Rede von Auf- und Abstiegen in die Formel 1 war. Wie das finanziell oder organisatorisch zu regeln sein soll, wusste niemand. Wahrscheinlich noch nicht einmal Mosley selbst.

Deeskalation vs. Publicity-Drang

Die Herstellervereinigung GPMA hielt während all dieser Störfeuer des FIA-Präsidenten still. Bereits nach den ersten Wortmeldungen hieß es: "No Comment."

Im Gespräch mit motorsport-magazin.com enthüllte ein GPMA-Sprecher nun, warum die Hersteller die unverständlichen Aussagen des FIA-Chefs nicht kommentierten und auch weiterhin nicht kommentieren werden. "Wir verhandeln weiter in Ruhe mit Bernie Ecclestone, Herrn Gribowsky und den Vertretern von CVC. Daneben möchten wir aber keine zweite Baustelle oder gar einen weiteren Kriegsschauplatz eröffnen."

Stattdessen stehe man "regelmäßig" mit den Rechteinhabern in Kontakt und halte wöchentlich Meetings oder Telefonkonferenzen ab, um mit den Verhandlungspartnern über die Details zu diskutieren. "Wir sind sehr an einer Lösung interessiert", bestätigte uns der GPMA-Sprecher. "Aber wir möchten den Streit nicht eskalieren lassen." Aus diesem Grund ziehe man eine Deeskalationspolitik der medienwirksamen Mosley'schen Wort-Offensive vor.

Während der FIA-Präsident sich also weiterhin in Interviews, Kolumnen und bei Pressekonferenzen im Licht der Öffentlichkeit sonnt (und dabei für seine teils spektakulären Ideen viel Kritik einstecken muss), arbeitet die GPMA hinter den Kulissen mit Bernie Ecclestone an einer gemeinsamen Zukunft im Hinblick auf die Einnahmenverteilung, Stabilität und Transparenz der Formel 1.

Die Verhandlungen laufen weiter

Die Tage vergehen, die Verhandlungen laufen weiter..., Foto: Sutton
Die Tage vergehen, die Verhandlungen laufen weiter..., Foto: Sutton

Wie groß die Fortschritte auf dem Weg zur Erfüllung dieser Ziele sind, zeigt die Tatsache, dass Bernie Ecclestone den Herstellern ein - nicht nur in den Augen von Mr E. - "lukratives" Angebot unterbreitet habe. Nach motorsport-magazin.com-Informationen beläuft sich dieses auf 60% des Nettogewinns. Im Vergleich zu den bisherigen 47% Prozent Einnahmenanteil aller Teams ist dies tatsächlich ein großer Fortschritt.

Aber die GPMA verlangt seit ihrer Gründung als GPWC noch mehr als nur mehr Geld. Momentan verhandelt man noch über ein größeres Mitspracherecht im Bezug auf GP-Austragungsorte, die Lizenzgebühren für die Austragung eines Rennens und vieles mehr. Allein die inflationär zunehmenden Notstandsmeldungen vieler Streckenbetreiber in und außerhalb Europas zeigen, dass dieses Thema mehr als nur Beiwerk ist.

Bis zum ersten Saisonrennen in der Wüste von Bahrain am 12. März wird es aber keine "definitive" unterschriftsreife Lösung geben. Somit wird Nick Frys Rechnung aus dem letzten Winter nicht aufgehen und die anderen 25% Wahrscheinlichkeit die Oberhand behalten.