"Wie lange beabsichtigst du in der Formel 1 zu bleiben?", hat man Gerhard Berger bei einer Pressekonferenz in Jerez gefragt. "Diese Frage stellt sich momentan nicht - Motorsport ist mein Leben. Ich habe einen guten Schritt vollzogen", hat der neue 50 Prozent-Eigner der Scuderia Toro Rosso geantwortet. Nur eine Woche zuvor hat der Tiroler noch die Vorzüge des Urlaubs beschworen - wenngleich er schon immer eingeschränkt hat, dass "es", nämlich seine Rückkehr in die Formel 1, von heute auf morgen passieren könne.

"Eigentlich war es ja meine Frau, die mich gefragt hat, ob ich nicht das Haus verlassen könnte, damit sie wieder frei denken kann", hat Berger eingangs der Pressekonferenz gescherzt. Wenn man bedenkt, mit welcher Hingabe Berger von seiner neuen Aufgabe spricht, scheint es, als könne er ohne die Formel 1 ohnehin nicht wirklich leben. "Ich weiß, dass es ein kleines Team ist. Das ist eine fürchterlich große Herausforderung", schwärmt der frühere BMW-Motorsportdirektor.

Dem Schweizer Blick verriet Berger: "Ich hatte viele Angebote als Direktor von großen Teams. Doch ich bin ein Unternehmer, der Spaß haben will." Er fügte hinzu: "Allerdings werde ich es mir nicht antun, den Wagen zu testen. Aus diesem Alter bin ich raus!"

Auch ein erstes, konkretes Ziel hat Berger bereits definiert, es sollte angesichts der Uralt-Arrows von Super Aguri F1 keine allzu große Hürde sein: "Wir müssen das Auto aus der letzten Startreihe bringen. Die Minardi-Zeiten sind vorbei, wir haben ein eigenes Auto."

Apropos eigenes Auto. "Sind wir komplett durchgeknallt, wenn wir glauben, dass dieses neue Auto [der STR1, d. Red.]ein überarbeiteter RB1 [der Wagen, den Red Bull Racing im Vorjahr eingesetzt hat, d. Red.]ist?", wurde Berger bei der Pressekonferenz gefragt. Seine Antwort: "Das neue Auto hat die gleiche Lackierung. Wenn die Farben die gleichen sind, glaubt man, es wäre das gleiche Modell, weil sie so ähnlich aussehen." In technischen Fragen werde er sein neues Team tatkräftig unterstützen, versicherte Berger: "Für Toro Rosso werde ich jedes Wissen, das ich anbieten kann, zur Verfügung stellen. Ich habe in meinem Rennleben verschiedenste Erfahrungen gemacht."

Die Scuderia und ihr in Windeseile entstandener STR1., Foto: Sutton
Die Scuderia und ihr in Windeseile entstandener STR1., Foto: Sutton

Das Team gehöre Red Bull, erinnerte Berger - er werde jedoch mit Rat und Tat zur Verfügung stehen, "wenn [Red Bull-Boss, d. Red.] Didi Mateschitz meine Erfahrung braucht", sagte er. Auch in Sponsorenfragen werde er persönlich mithelfen: "Wenn du ein Team besitzt, musste du sicherstellen, dass ausreichend Geld vorhanden ist, um das Team zu betreiben. Daher muss ich danach trachten, dass die richtigen Sponsoren und das nötige Budget vorhanden sind." Prinzipiell seien die Ressourcen der STR beschränkt, allerdings würde es natürlich auch von Red Bull finanzielle Unterstützung geben, fügte Berger hinzu. Gegenüber Autosport erklärte Berger, er habe seine "eigenen Vorstellungen, ein Team aufzubauen", diese Frage sei jedoch stark von den Kosten abhängig, und diese wiederum seien derzeit sehr hoch angesiedelt. Dass er doch "so reich" sei, ließ er nicht gelten: "Nicht reich genug für die Formel 1. Ich kann mir jeden Tag Brot und Würstchen leisten, aber ich bin nicht reich genug, um ein F1-Team zu kaufen." Mit Red Bull habe er nun eine Möglichkeit gefunden und diese wolle er nützen, fügte Berger hinzu.

MF1 Racing und Super Aguri als direkte Konkurrenten

Als direkte Konkurrenten der Scuderia Toro Rosso bezeichnete Gerhard Berger MF1-Toyota und Super Aguri-Honda. "Was danach kommt, sind ja bereits die Hersteller", sagte er, wobei er auf Red Bull Racing anscheinend vergaß.

Was Berger nach einem Tag der Beobachtung an der Teststrecke in punkto Kräfteverhältnisse zu sagen hätte, wurde der Tiroler gefragt. Seine Antwort: "Ich denke, Renault ist stark, Honda auch. Aber es ist schwer zu sagen, ob sie auch bis zum Sommer stark bleiben können. Im Winter waren sie immer schon schnell - wir müssen abwarten, ob sie auch beim ersten Rennen noch so gut sein werden. Ich denke, dass auch Ferrari stark ist, aber ich weiß wirklich nicht, wie stark sie sein werden. Das ist ein großes Fragezeichen." Seine früheren Teams, BMW und Williams, hätten beide ein "starkes Paket", sie seien beide "gut vorbereitet", findet Berger. Und: "McLaren hat zurzeit noch Probleme, aber sie haben ausreichend Ressourcen, um sie zu lösen. Gar nichts habe ich bislang von Toyota gesehen - wo sich die hinbewegen, überrascht mich."

Ob man Berger nun wieder bei jedem Grand Prix vor Ort sehen werde, wurde der Neo-Teammitbesitzer gefragt. Berger lässt diese Frage offen: "Es ist nicht nötig, dass ich bei allen Rennen vor Ort bin, aber ich versuche, mich stets informiert zu halten und für alles im Team ein Gefühl aufzubauen. Ich werde sehen, welche Lösung für das Team am hilfreichsten ist. Aber ich kann klipp und klar sagen, dass Franz [Tost, d. Red.] das Team leiten wird. Ich kann wirklich noch nicht sagen, ob ich bei allen Rennen dabei sein werde."

"What about the car internals?", wird Gerhard Berger gefragt. "Inside?", fragt er zurück. Und fügt hinzu: "Ich habe nicht reingeschaut in das Auto. Ich habe es am Morgen zum ersten Mal gesehen. Und ich mag die Farbe."