Sie laufen an einem ganz normalen Tag wie heute durch die Stadt, stehen im Supermarkt an der Kasse oder sitzen mehr oder minder bequem in der U-Bahn. Was würden Sie einen F1-Star fragen, wenn er Ihnen in einem dieser alltäglichen Momente über den Weg laufen würde?

Würden Sie ihn über das letzte Rennen ausfragen, ihn nach seiner Familie und seinen Hobbys befragen oder beweisen, dass Sie jeden F1-Reporter locker in die Tasche stecken und bei jedem Fachgespräch mithalten können?

motorsport-magazin.com gab Ihnen die Chance das herauszufinden: Im Dezember sammelten wir die Fragen unserer Leserinnen und Leser an BMW Sauber Pilot Nick Heidfeld. Danach konfrontierten wir den Mönchengladbacher mit den spannendsten, interessantesten und witzigsten Fragen. Jetzt verraten wir Ihnen, wie seine Antworten darauf ausfielen.

Nick wollte von den Fragen nichts hören? Doch, doch..., Foto: Sutton
Nick wollte von den Fragen nichts hören? Doch, doch..., Foto: Sutton

Peter Stone: Was machst Du, wenn Du deinen ersten Grand Prix gewonnen hast?

Nick Heidfeld: So etwas lässt sich vorher immer nur schwer vorhersagen. Als Frank [Williams] mir im letzten Jahr gesagt hat, dass ich für Williams fahren darf, dachte ich vorher, dass ich in die Luft springen, schreien und jubeln würde. Aber dann kam es ganz anders. Deshalb weiß ich noch nicht wie es sein wird, wenn ich meinen ersten GP gewinnen sollte. Wenn es denn so weit kommen sollte, dann wird es aber mit Sicherheit einer meiner glücklichsten sportlichen Momente werden.

Felipe Hernández: Wie fühlt es sich an mit über 300 km/h über die Strecke zu brettern?

Nick Heidfeld: Diese Frage bekomme ich recht häufig gestellt, speziell was die Höchstgeschwindigkeit betrifft. Und da ist es ehrlich gesagt recht langweilig. So lange es geradeaus geht, kann in meinen Augen jeder 200, 300 oder 400 km/h fahren. Bei diesen Geschwindigkeiten versuche ich eher mich zu entspannen. Spannend wird es wenn es ums Abbremsen geht. Beispielsweise in Monza, wo man mit 360 km/h die erste Schikane anbremst und in einer Sekunde 100 Meter zurücklegt. Wer da den Bremspunkt nicht genau erwischt, ist ein gutes Stück an der Kurve vorbeigefahren...

Jessica Köhler: Würdest Du gerne einmal Rennen auf dem Motorrad fahren?

Nick Heidfeld: Ja, das würde ich gerne einmal machen. Ich habe ja mit Motocross angefangen und habe sogar einmal mit dem Gedanken gespielt in eine Motorradserie einzusteigen.

Patrick Walter: Als ehemaliges Sauber-Teammitglied möchte ich gerne von Dir wissen, ob diese familiäre Team-Atmosphäre wirklich nur bei Sauber existiert?

Nick Heidfeld: Es ist richtig, dass bei Sauber eine spezielle Atmosphäre vorherrscht. Für diese familiäre Stimmung ist das Team allgemein bekannt. Auf der anderen Seite wird die Stimmung in den anderen Teams nicht immer richtig dargestellt. Ich war bei McLaren Mercedes Testfahrer und bin für Williams gefahren und obwohl es nach außen vielleicht den Anschein hat, dass dort eine kühle Atmosphäre herrscht, sind die Leute im Team genauso Menschen wie überall auch. Entsprechend herrscht auch dort eine gute Stimmung. Die einzige wirklich schlechte Atmosphäre habe ich in meinem Jahr bei Prost erlebt. Das lag einfach daran, dass es wirklich ein katastrophales Jahr war und wir keinen einzigen Punkt herausgefahren haben. Es ging das gesamte Jahr nur bergab und da war die Stimmung wirklich schlecht.

Thomas Schneider: Herr Heidfeld, stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten selber an ihrem Rennwagen herumschrauben. Inwiefern würde das, was überbleibt, einem Bausatz Formel 1 ähneln?

Nick Heidfeld: Das würde ich mit Sicherheit nicht schaffen. Gerade ein F1-Auto ist so komplex und schwierig, dass es zum Glück andere Leute gibt die sich damit auskennen. Für mich ist es wichtiger zu wissen, welche Möglichkeiten ich habe um etwas am Auto zu verstellen. Also alles was die Flügel, die Spur, den Sturz, die Federn, Dämpfer, Stabilisatoren und all diese Dinge angeht. Da hänge ich mich rein und das macht mir Spaß, aber ein Auto zusammenbauen könnte ich nicht. Ab und zu wechselt man mal aus Spaß ein Rad, aber das war's dann auch schon.

Die Traktion des FW27 war nicht schlecht., Foto: Sutton
Die Traktion des FW27 war nicht schlecht., Foto: Sutton

Matthias Thoma: Bei Williams schien die Traktionskontrolle in Hockenheim bis nach den Kurvenausgängen extrem hart geregelt zu sein. War dieses harte und lange Regeln nur auf den fehlenden Abtrieb zurückzuführen?

Nick Heidfeld: Diesen Kommentar bekam man recht häufig zu hören. In diesem Zusammenhang wurde auch oft gesagt, dass wir eine deutlich schlechtere Traktion gehabt hätten, da wir aus der Kurve heraus viel länger cutten. Also den Motor abriegeln und ihm nicht die volle Leistung geben. Aber diese Schlussfolgerung ist nicht so einfach, da es verschiedene Möglichkeiten gibt die Leistung zurückzunehmen. Und bei Williams konnte man das einfach viel mehr hören als bei anderen Teams, die mit anderen Möglichkeiten arbeiten. Wenn man beispielsweise die Drosselklappe mehr zurücknimmt, hört man die Traktionskontrolle nicht so sehr, wie wenn man Zylinder cuttet.

Thomas Maas: Wann glauben Sie sind Sie mit dem neuen Team erfolgreich und können Siege einfahren?

Nick Heidfeld: Ich hoffe in dieser Saison in die Top-6 gelangen zu können. Das hört sich jetzt sicherlich nicht gerade nach einem hochgesteckten Ziel an, aber für mich wird es wichtig sein eine stetige Verbesserung zu erkennen. In den vergangenen Jahren kamen viele neue Teams hinzu, die zwar extrem viel Geld in die F1 gesteckt haben, aber sehr lange brauchten bis sie erste Erfolge einfahren konnten. Deswegen müssen wir realistisch bleiben.

Stefan Frommeyer: Unser Sohn hat mit 5 ½ Jahren mit dem Go-Kart-Sport angefangen. Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass hauptsächlich das Geld regiert, und ein Normalverdiener kaum noch Chancen hat. Wie mache ich weiter? Oder muss ich meinem Sohn erklären, dass sein Talent nicht zählt, sondern nur das Geld?

Nick Heidfeld: Das Problem gibt es leider im Motorsport und dort viel mehr als in vielen anderen Sportarten. Aber der Junge sollte sich glücklich schätzen, dass er überhaupt schon Kart fahren kann und darf. Denn viele Leute können sich das überhaupt nicht leisten. Und dann sollte immer der Spaß im Vordergrund stehen. So war es auch bei mir: Als ich mit 8 Jahren angefangen habe, kannte ich die Formel 1 noch gar nicht. Es ist schwierig, aber man muss versuchen seinen Weg zu gehen und an sich glauben. Ich war in den letzten Jahren oft genug in der Situation, dass es drohte nicht weiterzugehen und ich habe immer daran geglaubt, dass ich es mit meinem Talent schaffen kann. In diesem speziellen Fall muss man sich überlegen, ob es Sinn macht weiter zu machen oder ob es vielleicht besser wäre aufzuhören und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einzusteigen. Schließlich ist er ja noch recht jung.

Sven Anton: Wie viele Pokale hast Du während Deiner Kartzeit errungen?

Nick Heidfeld: Ich kann mich nicht genau erinnern, aber ich schätze an die 100.

A. Dingil: Ich wollte fragen ob es Sinn macht mit 29 Jahren in die Motorsportwelt einzusteigen? Sprich nicht jetzt die Formel 1, aber beginnend mit der ersten Lizenz die man bekommen kann. Um irgendwann einmal in den nächsten Jahren in einer Serie zu fahren.

Für Nick ist der Spaß entscheidend., Foto: Sutton
Für Nick ist der Spaß entscheidend., Foto: Sutton

Nick Heidfeld: Das Wichtigste sollte es sein daran Spaß zu haben und da ist das Alter natürlich völlig unerheblich. Wie in der Frage impliziert ist es in diesem Alter natürlich so gut wie unmöglich noch in die F1 zu kommen, aber andere Rennen sind auf jeden Fall möglich.

Daniel Wehmayer: Kannst Du dir vorstellen, eines Tages als Teamchef oder F1-Berater zu arbeiten?

Nick Heidfeld: Ich möchte es heute nicht mehr so kategorisch ausschließen wie vor ein paar Jahren. Aber es ist falsch anzunehmen, dass ein Superfahrer auch gleichzeitig ein Superteamchef ist. Für diesen Job sind ganz andere Dinge wie die politische Arbeit wichtig und das macht mir nicht so viel Spaß.

Sabine Müller: Was würden Sie sagen, wenn Ihre Tochter Ihnen und Ihrer Frau eines Tages sagt, sie möchte auch Rennfahrerin werden? Würden Sie sie darin unterstützen?

Nick Heidfeld: Ich auf jeden Fall, meine Freundin vielleicht ein bisschen weniger. Wir haben sicherlich nicht den Wunsch, dass sie Rennfahrerin wird, aber letztendlich kann sie machen was sie möchte.

Jack Hu: In China ist die Größe der Männer sehr wichtig. Ich bin genauso groß wie Sie, also fühle ich mich sehr unwohl, wenn ich neben großen Leute stehen muss. Wir wissen auch, dass die Deutschen sehr groß sind. Können Sie mir sagen, wie Sie mit dieser Situation in Ihrem Leben umgehen?

Nick Heidfeld: Das scheint offensichtlich in China ein deutlich größeres Problem zu sein als hier in Europa. In meinen Augen ist das nicht entscheidend.

Patrick Reinhardt: In wie fern hast Du dich verändert, wenn Du deine F3 Zeit mit dem heutigen Nick vergleichst?

Nick Heidfeld: Ich habe mich mit Sicherheit weiterentwickelt, aber großartig verändert habe ich mich glaube ich nicht.

Peter Schierl: Hast Du schon einmal während eines GP-Wochenendes niesen müssen und daher Probleme gehabt?

Nick Heidfeld: Im Auto noch nie. Außerhalb des Autos habe ich an einem GP-Wochenende auf jeden Fall schon einmal niesen müssen, aber das bescherte mir keine großen Probleme.

Julien Nagel: Was bedeutet für Sie Luxus?

Nick Heidfeld: In der F1 kann man natürlich einiges an Geld verdienen. Das nehme ich natürlich gerne mit, aber es ist für mich nicht das Wichtigste. Ich bin allerdings auch keiner von den Leuten die sagen, dass Geld unwichtig sei. Ich verdiene gerne Geld, um eine gewisse Sicherheit zu haben und mir einen gewissen "Luxus" zu leisten. Das besteht im Moment darin ein schönes Haus zu besitzen. Ansonsten habe ich mir bis jetzt nichts Großes wie Autos, Motorräder, Flugzeuge oder Yachten geleistet. Ein anderer großer Luxus ist es Zeit für die Familie und Freunde zu haben, was in der F1 aber teilweise ziemlich schwierig ist. Durch meine Verletzung hatte ich gegen Ende der letzten Saison sehr viel Zeit, aber seit dem Beginn der Saisonvorbereitungen ist Zeit ein richtig großer Luxus. Zu den vielen Tests und der jeweiligen Anreise, kommen dann auch noch das Fitnesstraining, PR-Auftritte und Besuche in der Firma hinzu. Dann wird die Zeit schon sehr knapp.

Nick gönnt sich nicht viel Luxus., Foto: Sutton
Nick gönnt sich nicht viel Luxus., Foto: Sutton

Daniel Berger: Was war Dein erstes Auto, das Du privat gefahren bist?

Nick Heidfeld: Ein Opel Corsa mit 45 PS. Die Betonung liegt auf fünfundvierzig PS.

Serkan Ahmut: Was für ein Auto fährst Du privat, etwa einen BMW M3?

Nick Heidfeld: Im Moment fahre ich einen BMW X5.

Lucas Begemann: Hast Du in letzter Zeit mal ein Live-Konzert besucht oder bist Du zu bekannt, um auf solche öffentlichen Veranstaltungen zu gehen.

Nick Heidfeld: Nein, das geht eigentlich recht problemlos.

Julien Nagel: Wie feiern Sie Weihnachten?

Nick Heidfeld: In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal zu Hause in der Schweiz gefeiert. In den letzten Jahren verbrachten wir Weihnachten immer noch zusammen mit unseren Eltern, aber diesmal haben Patricia, Juni und ich zum ersten Mal Weihnachten alleine gefeiert.

Julien Nagel: Was ist für Sie die schönste Jahreszeit?

Nick Heidfeld: Der Frühling.

Jonas Brettschneider: Hast Du einen Glücksbringer?

Nick Heidfeld: Nein, ich habe keinen Talisman den ich immer dabei habe.

Marion Grumbd: Was geht in Dir vor, wenn Du mit Deiner Tochter Juni spielst?

Nick Heidfeld: Das ist natürlich etwas, dass man nur schwer beschreiben kann. Ich merke aber immer wenn ich bei ihr bin und mit ihr spiele, dass ich ein riesengroßes Lächeln im Gesicht habe. Es ist einfach das Schönste, was man sich vorstellen kann.

Marion Grumbd: Wo hast Du eigentlich die Narbe am Kinn her?

Nick Heidfeld: Das sind gleich zwei Narben auf einmal. Zum einen von einem Unfall den ich im Schwimmbad auf der Rutsche hatte. Das war wahrscheinlich der schlimmste Unfall den ich je hatte, noch schlimmer als der Fahrradunfall. Damals habe ich mir anderthalb Zähne ausgeschlagen, der Oberkiefer war verrutscht und dementsprechend schmerzhaft war die OP, als ein paar Ärzte auf mir drauf hingen um den Oberkiefer wieder einzurenken. Die andere Narbe kommt vom Rumtoben, als ich mit dem Kopf auf eine Box geschlagen bin.

Jane S.: Was isst Du gern zum Frühstück? Hast Du irgendeine Diät?

Nick Heidfeld: Ich probiere Müsli zu essen und mich gesund zu ernähren, esse aber lieber traditionell deutsch mit Brot und Aufschnitt, Käse, Leberwurst...

Katharina Sorge: Besuchst Du eines der Fußball-WM-Spiele in Deutschland?

Nick Heidfeld: Ich habe mich noch nicht darum gekümmert, aber ich hoffe, dass ich irgendwo noch eine Karte bekomme. Wenn es sich zeitlich mit den Rennen und den Tests vereinbaren lässt, würde ich schon gerne einmal irgendwo hingehen.