Der Januar und Februar ist in der Formel 1 Welt den Teampräsentationen und Car Launches vorbehalten. Doch während immer mehr Teams ein einfaches Roll-Out ohne pompöse Präsentation vorziehen, nimmt sich Toyota die Freiheit beides auszunutzen: Ein einfaches Roll-Out samt frühem Testbeginn und eine glamouröse Präsentation für Presse und Sponsoren.

Aus diesem Grund können wir Ihnen schon vor der offiziellen Präsentation des neuen TF106 alles liefern, was sonst erst danach folgt: Einschätzungen, Ziele, Stimmen und vieles mehr.

Die Fahrer: Schumacher & Trulli

Am 28. November des letzten Jahres überraschte Toyota mit einem vorzeitigen Testgeschenk: Einen Tag vor dem Testbeginn stellte das Team ein Auto vor. Allerdings keinen Interimswagen für die Wintertests, sondern den neuen 2006er Wagen vom Typ TF106.

Aber Toyota möchte nicht nur bei den Präsentationen die Pole Position belegen. Stattdessen gehen die Weiß-Roten mit einem klaren Ziel in die Saison 2006: Der erste GP-Sieg und noch viele mehr sollen her.

"Ja, das muss unser Ziel sein", bestätigt Technikchef Mike Gascoyne. "Ich persönlich wäre schon etwas enttäuscht, wenn es nicht klappen würde, aber es spielen immer jede Menge Faktoren eine Rolle und von daher benötigt man manchmal auch einfach nur etwas Glück."

Seine beiden Fahrer gehen genauso offensiv in ihr zweites gemeinsames Toyota-Jahr. "Das Ziel für 2006 ist es einige Rennen zu gewinnen und das sollte nach den Podestplätzen im letzten Jahr realistisch sein", kündigt Ralf Schumacher an. "Ich bin voller Optimismus für die neue Saison und es wäre toll, wenn wir noch ein besseres Jahr als 2005 und unseren ersten Grand Prix Sieg erleben könnten", stößt sein Teamkollege Jarno Trulli ins gleiche Horn.

Der TF106 wird in Bahrain schon wieder ganz anders aussehen., Foto: Toyota
Der TF106 wird in Bahrain schon wieder ganz anders aussehen., Foto: Toyota

Die Zuversicht nehmen die beiden Weiß-Roten aus den zurückliegenden Wintertests, bei denen Toyota überraschend gut im Rennen lag. Zudem machte der TF106 nur selten durch technische Defekte auf sich aufmerksam.

"Da wir so früh testen konnten", so Jarno Trulli, "haben wir einen Zuverlässigkeitsvorteil. Wir können konstanter fahren als die anderen und dabei unser Auto weiterentwickeln." Wenn am Ende dennoch nicht der heiß ersehnte erste GP-Sieg herausspringen sollte, "dann haben wir Fehler begangen".

Das Auto: TF106

Mike Gascoyne ist für seine ihm eigene Philosophie bekannt: Wie bei Renault führte der Brite auch bei Toyota ein zweigeteiltes Designsystem ein. Während die eine Projektgruppe am aktuellen Auto werkelt, bastelt die andere bereits am nächstjährigen Boliden.

Mit dem TF106 brachte Gascoyne dieses System nun auf eine neue Stufe: Toyota beantwortete die alljährliche Frage nach einem frühen oder späten Launch mit 'beides': "Wenn man das Auto so früh zum ersten Mal fährt und das Bodywork so spät wie möglich überarbeitet, kann man das Beste aus beiden Welten zusammenführen", bringt Gascoyne seine Toyota-Philosophie auf den Punkt. "Der Nachteil ist, dass man viele Teile wegwirft, die niemals ein Rennen sehen." Das Team mit dem angeblich größten Budget und weitestgehend freier Hand bei der Ressourcenverteilung stören solche 'Peanuts' aber nicht.

Und so sieht der Toyota-Masterplan aus: "Der TF106, der in Barcelona getestet wurde, stellte die erste Stufe eines Entwicklungsplans dar, in dem bis zum Saisonstart ständig weitere Verbesserungen vorgesehen sind", erläutert Gascoyne. "Der Plan gleicht jenem, den wir auch schon im letzten Jahr angewandt haben. Der frühe Testeinsatz erlaubt es uns, zunächst die Mechanik weiterzuentwickeln, bevor wir kurz vor dem ersten Rennen ein neues Aerodynamik-Paket einsetzen werden. Diese Strategie half uns, am Beginn der Saison 2005 extrem konkurrenzfähig zu sein und wir sind zuversichtlich, dass uns das auch 2006 gelingen wird."

Die Vorderpartie des TF106 ist eine Evolution des TF105B, der in der Saison 2005 in Japan und China zum Renneinsatz gekommen ist. Die Heckpartie des TF106 ist eine komplette Neuentwicklung. "Die Einführung des V8-Motors im Zusammenhang mit den neuen Regeln haben zu diesem Design geführt", sagt Gascoyne.

"Die Strategie die wir verfolgen ist eine kontinuierliche Verbesserung", untermauert Johannes Proschek von Toyota Motorsport die Worte seines Technischen Direktors. "Wir haben beim TF106 auf dem TF105B aufgebaut und bringen immer weitere Updates und Verbesserungen."

Der Motor: RVX-06

Noch gleicht der TF106 seinem Vorgänger vom Typ TF105B., Foto: Sutton
Noch gleicht der TF106 seinem Vorgänger vom Typ TF105B., Foto: Sutton

Die Einführung des 2,4 Liter V8-Motors stellte für Motorenchef Luca Marmorini eine große Herausforderung dar. Der Toyota RVX-06 V8 wurde erstmals am 21. März 2005 am Prüfstand gezündet, Ende Juli kam es zum ersten Testeinsatz, seither wurden mehrere tausend Testkilometer mit dem neuen Aggregat abgespult.

"Eine Menge an Kinderkrankheiten konnten gelöst werden, weil wir in der Lage waren, sehr früh mit dem Testen zu beginnen", freut sich Marmorini. Toyota ist stolz darauf, in der Saison 2005 nur einen Motorschaden an den Rennwochenenden erlitten zu haben - diese Zuverlässigkeit möchte man auch 2006 wahren."Am 3. November haben wir mit dem V8 erstmals die erforderliche Zweiwochenend-Distanz am Prüfstand absolviert, was es uns erlaubt, die Tests mit einer voll renntauglichen Einheit zu beginnen."