McLaren sei noch nicht bereit, Rennen zu gewinnen. Diese Kritik musste sich das Team aus Woking in letzter Zeit öfter anhören. Nach Lando Norris' erstem F1-Sieg in Miami schien fast jedes Rennen eine weitere Chance auf das oberste Podest zu sein. Am Ende trauerte der Brite jedoch immer einem vergebenen Erfolg hinterher. Egal ob Crash in Österreich oder Strategie-Fehltritt wie zuletzt in Silverstone. Davon will sich McLaren jedoch nicht unterkriegen lassen, denn: Gewinnen kann gelernt werden.
"Ich fühle mich gut, wahrscheinlich besser als je zuvor", sagt Norris am Donnerstag vor dem Grand Prix von Ungarn. "Ja, wir haben ein paar härtere Rennen hinter uns und hatten keine idealen Ergebnisse, aber unser Selbstvertrauen als Team war noch nie so groß. In keiner Weise sind wir übermäßig optimistisch oder übermütig. Wir machen so viele Dinge richtig gut und waren in den letzten zwei Monaten fast das Team mit der besten Leistung."
Grund für Ärger oder Pessimismus gibt es daher nicht. "Wir wissen, dass wir fast nur besser werden können, weil es Dinge gibt, an denen wir arbeiten können und an denen arbeiten wir auch sehr hart", so der Brite. "Auch fahrerisch fühle ich mich extrem gut. Ich habe wahrscheinlich das Gefühl, alles so gut im Griff zu haben wie noch nie. Aus Teamsicht und aus persönlicher Sicht bin ich froh, dass die Dinge in die richtige Richtung gehen."
Siege sind Neuland - McLaren zu unerfahren?
Die letzte Saison, in der McLaren mehrere Siege feiern konnte, war 2012. Damals fuhren noch Jenson Button und Lewis Hamilton für den Rennstall. Ganz vorne im Formel-1-Feld mitzuspielen ist für das Team daher in gewisser Hinsicht Neuland. "Es ist eine neue Situation für uns", so Norris. "Viele Leute bei McLaren sind neu und waren vor 10, 15 Jahren, als das Team Rennen gewonnen hat, noch nicht hier."
Bei Red Bull sind Siege bereits Routine. Auch Mercedes und Ferrari haben das Gewinnen nie recht verlernt. "Wir kämpfen jetzt an der Spitze gegen Teams, die in dieser Position schon lange sind", sagt Oscar Piastri. "In manchen Fällen über ein Jahrzehnt. Es ist schon eine Weile her, seit wir als Team dort gekämpft haben. Das ist natürlich keine Ausrede, aber wir sind unerfahren."
Daraus resultieren Fehler wie in Spielberg und Silverstone. "Jetzt verliert man keinen siebten oder achten Platz mehr, sondern einen Sieg oder einen zweiten Platz", so Norris. "Fehler können aber immer passieren. Auch anderen Fahrern und Teams."
Lando Norris auf Nummer sicher: Schluss mit Strategie-Experimenten
Wichtig ist, aus den gemachten Fehlern zu lernen. Genau das hat McLaren auch vor. "Wir haben ein paar Lektionen gelernt", versichert Piastri. "Wir lernen ständig dazu. Manche Umstände hatten wir unter Kontrolle, manche nicht. Das analysieren wir und schlussendlich müssen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir kontrollieren können."
"Was in Silverstone passiert ist, tut natürlich weh", gesteht Norris. "Aber ich brauche keine anderen Leute, die uns sagen, was wir falsch gemacht haben und wie wir es besser machen können. Ich denke, wir verstehen das, wir wissen das als Team. Wir müssen noch lernen, mit schwierigen Situationen umzugehen."

Auch wie das konkret aussehen soll, verrät der Brite. "Wir müssen sicherstellen, dass wir die richtigen Fragen stellen und uns an das halten, was wir wissen", so Norris. "Es ist einfach, übermütig zu werden und mit großartigen Strategie-Ideen zu kommen, aber manchmal ist es besser, am Plan festzuhalten. Jeder im Team ist bereit, an sich selbst zu arbeiten und herauszufinden, was man besser hätte machen können. Auch ich habe versucht herauszufinden, was ich in Silverstone besser hätte sagen und machen können."
Entgegen den Wünschen von Lando Norris hat Motorsport-Experte Christian Danner sein Urteil zu McLaren und den fehlenden Siegen gefällt. Hier gleich nachlesen:
Norris und Piastri optimistisch: McLaren wird es besser machen
Schlussendlich ist sich Norris trotz manch enttäuschenden Ergebnissen sicher, dass er und sein Team das Gewinnen schnell lernen werden: "Es ist kein super komplizierter Prozess, aber wenn man in einem Rennen führt oder Zweiter ist und Entscheidungen treffen muss, sind Stress und Druck natürlich immer groß. Wir wissen und verstehen, was wir tun müssen. Schwieriger wird es, diese Dinge zur Routine zu machen, um ein Rennen einfach durchziehen zu können. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir bessere Entscheidungen treffen werden und schon aus diesen Situationen gelernt haben."
Teamkollege Piastri fasst sein Vertrauen in McLaren in einem simplen Satz zusammen. "Es wäre unglaublich pessimistisch, hinsichtlich unserer Chancen im weiteren Verlauf des Jahres nicht optimistisch zu sein", so der Australier.
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