Am Ende hieß der Sieger wieder Max Verstappen. Auf dem Weg zu seinem 18. Erfolg in der Saison 2023 meisterte der Formel-1-Weltmeister sämtliche Hürden. Nach dem kontroversen Start gegen Charles Leclerc spielte ihm der Rennverlauf in die Karten. Weder die Strafe noch eine Kollision mit Mercedes-Fahrer George Russell vermochten den Niederländer am Sonntag in den USA zu stoppen. Der Sieger gab sich nach dem Rennen in jeder Hinsicht versöhnlich. Strafe akzeptiert, Las Vegas doch nicht so übel.
"In dem Moment bist du voller Adrenalin und ich war mit der Entscheidung nicht glücklich. Aber wenn ich es mir rückblickend anschaue, war es wahrscheinlich die richtige Entscheidung", so der dreifache Weltmeister über die Szene, die zu Beginn des Grand Prix für Diskussionen sorgte. Beim Run auf die erste Kurve hatte der von Platz zwei gestartete Verstappen das Manöver gegen Pole-Sitter Leclerc erzwungen, sich innen verbremst und den Ferrari-Fahrer in die Auslaufzone gedrückt.
Im Funk wurde daraufhin diskutiert. Red Bull versicherte Verstappen, dass er alles richtig gemacht habe, während Leclerc eine Strafe für die Aktion forderte. Im Nachhinein waren sich aber beide einig. "Ich war innen auf dem Dreck und sobald du hier neben der Linie bist, ist der Grip super niedrig", erklärt Verstappen. "Ich wollte Charles nicht abdrängen, aber ich konnte nicht mehr verlangsamen. Ich bin über alle vier Räder gerutscht, deshalb hat es uns rausgetragen."
Für Leclerc war die Angelegenheit mit der 5-Sekunden-Strafe gegen den Rivalen abgehakt. "Es war ganz klar über dem Limit. Er wurde bestraft, er hat die Strafe angetreten und ich denke die ging in Ordnung", so der Ferrari-Fahrer. "Wir haben darüber gesprochen, er hat es mir erklärt und damit ist das erledigt."
Verstappen kämpft mit Medium-Reifen und mit Russell
Auf der Rennstrecke war die Sache allerdings noch lange nicht erledigt. Zunächst schien Verstappen mit der 5-Sekunden-Strafe im Nacken die Flucht nach vorne antreten zu können. In der frühen Phase des Rennens enteilte er Leclerc schnell auf über zwei Sekunden, doch dann kippte das Momentum. Auf dem Medium-Reifen hatte Leclerc im ersten Stint den längeren Atem, schloss die Lücke und ging vorbei.
"Bei Max war der Reifenverschleiß höher als erwartet", erklärt Dr. Helmut Marko gegenüber Sky. In Runde 16 kam Verstappen zum Wechsel auf harte Reifen an die Box und leistete dabei seine Strafe ab. Dadurch fiel er hinter George Russell zurück, der ihm und Leclerc im ersten Stint als Dritter gefolgt war. Am Mercedes-Fahrer ging er in Runde 25 vorbei, jedoch nicht ohne dabei entscheidenden Einfluss auf den Rennverlauf zu nehmen.
Beim Überholmanöver in Kurve zwölf lenkte Russell ein, als Verstappen sich innen neben ihn setzte. Beide Autos wurden beschädigt, die Folge war eine Safety-Car-Phase. "Er hat das nicht mit Absicht gemacht. Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass ich ihn in der Kurve überhole", so Verstappens entspannte Bewertung der Szene, für die am Ende Russell eine 5-Sekunden-Zeitstrafe erhielt.
Red Bull macht mit Verstappen alles richtig
Die Neutralisierung gab Verstappen die Möglichkeit, einen neuen Satz harte Reifen aufzuziehen. Nach dem Restart war er Fünfter und dazu auf frischeren Pneus als Leclerc unterwegs. In der zweiten Rennhälfte hatte er alle Trümpfe in der Hand. "Wir hatten riskiert, im Training bewusst nicht den harten Reifen zu fahren, um fürs Rennen zwei Sätze zu haben. Und der Glaube ist aufgegangen, denn mit dem waren wir deutlich besser als Ferrari", sagt Marko.
Innerhalb fünf Runden hatte Verstappen den Anschluss an Leclerc sowie Teamkollege Sergio Perez hergestellt und machte mit dem Duo kurzen Prozess. "Nachdem ich mich durch den Verkehr gearbeitet hatte, habe ich mich in den Kampf eingeschaltet und von da an war es Vollgas bis zum Schluss", so Verstappen, der in Runde 37 die Führung übernahm und damit auf Siegkurs war.
Dabei half ihm auch das Setup seines Autos, denn im Gegensatz zu Perez fuhr die Startnummer 1 von Red Bull mit weniger Anpressdruck. "Wir waren damit auf den Geraden heute schnell. In den Kurven ist das Auto dadurch etwas unruhiger, aber das hatte ich im Griff", erklärt der 26-Jährige. Während er an der Spitze enteilte, wurde Perez der steilere Flügel in der letzten Runde zum Verhängnis, als er Platz zwei an Leclerc verlor.
Verstappen schließt Frieden mit Las Vegas
Für Verstappen war der Las Vegas GP mit dem 18. Saisonsieg am Ende ein voller Erfolg, obwohl es für ihn bis zum Renntag nicht unbedingt danach ausgesehen hatte. Die Niederlage im Qualifying und pausenlose Kritik an der Show in der Spielerstadt zeichneten ein Bild seiner frustrierten Gemütslage. Nach dem Triumph stimmte er in der Ehrenrunde im Funk mit Teamchef Christian Horner dann doch noch 'Viva Las Vegas' von Elvis Presley an.
"Das Publikum war super, ich hoffe, es hat allen gefallen. Uns hat es das auf jeden Fall und ich freue mich schon, nächstes Jahr wieder hierher zu kommen und hoffentlich etwas Ähnliches zu vollbringen", findet Verstappen versöhnliche Worte. Letztendlich holte die Rennaction den Racer in ihm voll und ganz ab.
"Das DRS war hier stark und sehr gut. Selbst wenn du vorne warst, hatte derjenige hinter dir so lange er im DRS bleibt die Chance, zu kontern. Das hat für gutes Racing gesorgt", erklärt der Champion, der auch am Layout Gefallen gefunden hat: "Auf den langen Geraden gibt es viel Windschatten. In den langsamen Kurven verlierst du nicht so viel Zeit, weil sie so langsam sind. Das hat das Racing viel besser gemacht."
diese Formel 1 Nachricht