Anfang Dezember wird die FIA die Starterliste für die Formel 1 Saison 2006 bekannt geben. Dann werden wir erfahren, ob wir in der nächsten Saison wieder nur zehn oder vielleicht doch elf Rennställe am Start sehen werden.

Das größte Hindernis für die einstiegswilligen Japaner rund um Aguri Suzuki ist das Chassisproblem: Die Zeit bis Saisonbeginn ist zu knapp, um ein neues Auto zu konstruieren und zu bauen. Der Kauf eines Vorjahres- oder aktuellen Boliden von der Konkurrenz ist nicht erlaubt. Super Aguri F1 steht also bereits seit seiner Entstehung als vages Gerücht vor einem schier unüberwindbaren Chassisproblem und einem Wettrennen gegen die Zeit.

Da Super Aguri F1 weiter munter Stellenanzeigen für Renn- und Testteampersonal aufgibt und Mark Preston in den ehemaligen Arrows-Hallen in Leafield als technischer Chef versucht ein F1-Team aus dem Boden zu stampfen, haben sich unsere geschätzten Kollegen der auto, motor und sport wieder einmal kreativ betätigt.

Welche Chassis-Pläne schmiedet Aguri Suzuki?, Foto: Sutton
Welche Chassis-Pläne schmiedet Aguri Suzuki?, Foto: Sutton

Sie möchten erfahren haben, dass Aguri Suzuki vier Arrows-Chassis vom Typ A23 erworben hat und plant diese in der Saison 2006 einzusetzen. Die Verbindung von der alten Arrows-Fabrik zum dort gefertigten A23 ist dabei nahe liegend. Andere Faktoren lassen diese Idee allerdings als ähnlich realistisch anmuten, wie den einstigen Stahlbaron Carl oder Cal Smith, der Arrows ebenso vor dem Aus retten sollte, wie der Hühnermann Charles Nickerson mit Prost wie Phoenix aus der F1-Asche auferstehen wollte.

Das größte Problem des vom heutigen McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan entworfenen A23 ist dessen Alter: Der Bolide stand seit seiner letzten Rennsaison 2002 in den Hallen von Arrows respektive Minardi. Dort kam er Ende 2003 sogar zu einem weiteren Test: Paul Stoddart hatte die Arrows-Hinterlassenschaften auf einer Zwangsversteigerung erworben und einen Vergleichstest mit dem damaligen Minardi-Auto durchgeführt.

Der A23 sollte dem Team einige Hinweise für Verbesserungen am PS04B bringen, die sich letztlich 2005 im PS05 niederschlugen. Ein Renneinsatz war aber, trotz gegensätzlicher Meldungen, nie geplant.

Der A23 bei seinem letzten Auftritt als umlackierter Minardi., Foto: Sutton
Der A23 bei seinem letzten Auftritt als umlackierter Minardi., Foto: Sutton

Danach versank der A23 in jener Versenkung, in der alle ausgedienten F1-Boliden verschwinden. Bis er nun wieder hervorgekramt wurde. Ein Comeback eines zu Saisonstart 2006 vier Jahre alten Autos, das zu 'Lebzeiten' zwar als gut, aber nicht als GP-Sieger bekannt war, erscheint jedoch als nahezu ausgeschlossen.

Der für einen Cosworth-V10 ausgelegte A23 würde den Honda-V8 der nächsten Generation nicht beherbergen können. Dies ist noch nicht einmal einem unmodifizierten BAR007 möglich. Zudem entspricht das Auto weder dem sportlichen Reglement noch den neuen Sicherheitsanforderungen der FIA.

Sollte Aguri Suzuki tatsächlich vorhaben einen A23 auf wunderliche Art und Weise umzubauen, dann dürfte die Antwort der FIA ebenso deutlich sein, wie es der Rückstand auf der Stoppuhr wäre. Ein vier Jahre altes Rennauto mit nicht angepasstem Motor und erheblichen Aerodynamikbeschneidungen sowie Sicherheitsanpassungen ist wahrlich kein Anwärter auf GP-Siege - oder Zeiten innerhalb der 107%-Marke.

Die nächste Stufe der Chassis-Spekulationen dürfte nach dem Schritt in Richtung A23 klar sein: Schließlich geisterte schon Ende 2003 während der Minardi-Vergleichstests der Phantom-Arrows A24 durch die Medien. Dieser wurde niemals gebaut und wäre heute genauso wenig konkurrenzfähig wie sein Vorgänger. Aber als Thema für die Winterpause dürfte er für so manchen Verschwörungstheoretiker der F1-Welt sicherlich ein gefundenes Fressen sein.