"Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut", sprach der fiktive Multimilliardär John Hammond, der gerade eine Insel gekauft, einen State-of-the-Art-Freizeitpark errichtet, 65 Millionen Jahre alte Attraktionen geklont und die Kontrolle verloren hatte.

Doch was für die Figur von Steven Spielberg und Michael Crichton in Hollywood galt, gilt erst Recht für Jean Todt und Luca di Montezemolo in Maranello.

Schließlich praktiziert das ehemalige Weltmeisterteam bereits seit Jahresanfang die Strategie der unlimitierten Testfahrten. Egal ob Fiorano, Mugello, Vallelunga, Monza, Jerez, Barcelona, Valencia oder Le Castellet: Keine Strecke war in diesem Jahr vor Ferrari sicher und keine Anreise war den Roten zu teuer. Genützt hat es ihnen in der Saison 2005 allerdings nichts.

Damit es 2006 besser wird, hat sich die Scuderia auch in der Wintertestpause zwischen dem Saisonfinale in China und dem Testbeginn Ende November nur einem Motto verschrieben: Testen, Testen, Testen - und an die Testkilometer denken.

Während die Konkurrenz an dunklen und kalten Novembertagen in der Fabrik sitzt und sich von der längsten Saison aller Zeiten erholt, hat Ferrari bereits wieder zwei Testwochen in Vallelunga hinter sich gebracht. Zudem spulte man mit Motorradchampion Valentino Rossi einige Runden in Fiorano und Mugello ab. Fairerweise muss jedoch angemerkt werden, dass dies natürlich kein echter Entwicklungstest war.

Ganz anders sieht es an diesem Wochenende aus. Denn an diesem erreichen die Italiener selbst für ihre unlimitierten Testverhältnisse einen neuen Höhepunkt. Sie testen nicht nur ohne Rücksicht auf Testverbote, Testtage und freiwillige Testabkommen fröhlich weiter. Die Scuderia hat auch als einziges Team den Ruf von Bernie Ecclestone erhört und hält einen Test im fernen Bahrain ab.

Dort schicken die Roten ihre Autos, Testfahrer und Testcrews vier Tage lang in die Wüste. Ferrari hat also im wahrsten Sinne des Wortes keine Kosten und Mühen gescheut und Mensch sowie Material nach Mittelerde (oder war's doch der Mittlere Osten?) geschickt.

Da diese Idee von Bernie Ecclestone hervorgebracht und ausgesprochen wurde, könnte man meinen, dass die Scuderia nur dem üblichen F1-Leitsatz gefolgt ist: Wenn Mr E. ruft, hat man zu folgen. Doch nicht alle oder besser gesagt keines der anderen Teams hörte diesmal auf den kleinwüchsigen Bigboss.

Renault-Chefrenningenieur Pat Symonds bezeichnete einen solchen Test in Bahrain als unbezahlbaren "Wahnsinn". "Das können wir uns nicht leisten." Bei rund 12 US-Dollar Luftfrachtkosten pro Kilo klingt das logisch. "Schließlich müssen wir etwas mehr als nur einen Aktenkoffer transportieren!"

Demnach gilt in der F1-Welt wohl auch noch ein zweites abgewandeltes Filmzitat: Nicht nur das Leben, auch der Testwahn findet immer einen Weg. Um das sicherzustellen, hat Ferrari keine Kosten und Mühen gescheut.