Wenn man Platz 3 in der Konstrukteurs-WM belegt, wenn ein Pilot WM-Dritter wird - dann ist das im Normalfall recht erfreulich - für die Scuderia Ferrari und Michael Schumacher jedoch gelten andere Maßstäbe. Nach einer beispiellosen Sieges- respektive Titelserie kann man wahrhaftig von einem Katastrophenjahr sprechen. Und so ist es kein Wunder, wenn Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo gegenüber der italienischen Sportzeitung Gazzetta dello Sport erklärt, er würde das kommende Jahr "mit Unruhe erwarten". Zugleich aber sei er auch optimistisch gestimmt, fügt Montezemolo hinzu, denn: "Nach einem solchen Jahr des Verlierens muss ja eine Reaktion kommen."

Reagiert hat auch die Motorsportbehörde FIA - sie hat das Verbot der Reifenwechsel wieder aufgehoben. Nicht als Gefallen für die Roten, deren Reifenpartner Bridgestone Probleme mit den Haltbarkeitsreifen hatte, sondern aus Sicherheitsgründen - es gab doch einige haarsträubende Reifenschäden in den Rennen, hauptsächlich jedoch bei Michelin. Montezemolo ist natürlich ob der neuen Regeln erfreut, jedoch aus anderen Gründen, wie er sagt: "Ich denke, dass die neuen Regeln eher der Vorstellung von Formel 1-Rennen entsprechen als das bei Ausdauerrennen und Reifenweltmeisterschaften der Fall ist."

Muss sich 2006 entscheiden - Michael Schumacher., Foto: Sutton
Muss sich 2006 entscheiden - Michael Schumacher., Foto: Sutton

Ein Jahr der Niederlagen könne sich zudem positiv auf das Team und deren Protagonisten auswirken, ist Montezemolo überzeugt, aber: "In jedem Fall ist ein Jahr mehr als genug. Jetzt müssen wir wieder auf die Siegerstraße zurückkehren. Das wünschen auch unsere Fans, die vielleicht auch ein bisschen relaxt haben, so wie andere Leute bei Ferrari, inklusive dem Präsidenten, vielleicht..."

Dass die Form der Roten im kommenden Jahr auch auf die Entscheidung von Michael Schumacher Einfluss nehmen wird, dessen Vertrag Ende 2006 ausläuft, ist auch dem augenzwinkernd selbstkritischen Präsidenten klar. Er sagt: "Da gibt es jemanden, der sich entscheiden muss, ob er bleibt oder nicht. Ich hoffe wirklich, dass er bleibt - wir lassen ihn in aller Ruhe entscheiden und wir werden in der Zukunft entscheiden, was wir 2007 zu tun gedenken. Bis 2007 haben wir noch ein ganzes Jahr, ich bitte Sie..."

Aber es gibt noch jemanden, der eine Entscheidung treffen muss - und zwar Motorrad-Ass Valentino Rossi. Dessen Vertrag läuft ebenfalls Ende 2006 aus - er könnte im Jahr 2007 der mögliche Nachfolger von Michael Schumacher sein, oder gar an seiner Seite sein Formel 1-Debüt geben. Montezemolo: "Valentino ist ein großer Champion und vielleicht hat es in letzter Zeit zu viel Wirbel rund um seine Person gegeben. Denn ich denke, ein Ass wie er es ist, eine Person, die auf dem Motorrad so viel Erfolg haben kann, weiß genau, was zu tun ist. Er wird die richtige Entscheidung treffen. In der Zwischenzeit erfreuen wir uns daran, dass wir ihm die Chance für diese Tests geben konnten und es hat mich sehr erfreut, beobachten zu dürfen, dass er auch in der Formel 1 mit großer Professionalität an die Sache herangeht."

Muss sich 2006 entscheiden - Valentino Rossi., Foto: Gauloises Racing
Muss sich 2006 entscheiden - Valentino Rossi., Foto: Gauloises Racing

Zu den Gerüchten, Ferrari habe Rossi eine Deadline von sechs Monaten gegeben, um eine Entscheidung zu treffen, sagt Montezemolo: "Auf vier Räder zu wechseln - diese Entscheidung muss ein Champion ohne jeden Druck oder Hype treffen. Valentino weiß, dass wenn er sich für einen Wechsel in die Formel 1 entscheidet, er dies deshalb tun wird, weil er davon überzeugt ist, dass er auch in der Formel 1 siegen kann. Das ist die Herausforderung, um die es geht. Und sollte er sich stattdessen für einen Verbleib im Motorradsport entscheiden, dann nur deshalb, weil er - wie auch wir - nie die Freude am Siegen verliert."

Rossi nahm die Worte des Präsidenten mit Freude auf - zu seinem letzten Ferrari-Test sagt er: "Ich hatte großen Spaß und fuhr sehr schnell. Vielleicht war die Freude sogar zu groß - sowohl in Fiorano als auch in Mugello." Rossi soll im kommenden Jahr weitere Tests mit der Scuderia abhalten - zugleich gilt es, in der MotoGP seinen Titel zu verteidigen. Rossi sagt: "Ich muss vorsichtig sein. Ich bin ein Motorradfahrer - und wenn ich an einer Meisterschaft teilnehme, dann nur deshalb, weil ich sie gewinnen will. Und drauf muss ich mich zu hundert Prozent konzentrieren."