Wer je das - manchmal beinahe schon zweifelhafte - Vergnügen hatte, auf dem Beifahrersitz eines Rennfahrers Platz zu nehmen und mit diesem über öffentliche Landstraßen und Autobahnen zu fliegen, der dürfte wohl kaum in die Verlegenheit gekommen sein, die Feststellung "Der fährt ja wie seine Oma" auszusprechen.

Da wird bis zum letzten Moment auf Kollisionskurs auf der Gegenfahrbahn gefahren, werden Busse auf dem Standstreifen überholt, Mietwägen auf's Dach gelegt, neue Rekorde zwischen Ort M1 und Ort M2 aufgestellt, nur Millimeterabstände zwischen den Außenspiegeln zweier Autos eingehalten und alle weiteren nur denkbaren Klischees bestens bedient.

Von einer Oma-Fahrweise kann demnach nicht die Rede sein. Dennoch verbindet viele der F1-Piloten eine enge Beziehung zu ihren Omas. So grüßte Michael Schumacher beispielsweise seine Großmutter Anna zum 80. Geburtstag direkt von der Rennstrecke mit den liebevollen Worten: "Omi, ich hab dich lieb!" Auch Weltmeister Fernando Alonso gestand lange vor seinem Titelgewinn liebevoll ein: "Meine Oma, spanischer Schinken, Rennen fahren und Real Madrid - das sind die Eckpunkte meines Lebens."

Und Oma Luisa scheint dem kleinen Fernando gelehrt zu haben, dass man seine Versprechen einhalten muss: "Ich habe ihr versprochen, dass ich das Rennen gewinne", strahlte Alonso nach seinem ersten Saisonsieg 2005 in Malaysia.

Ähnlich prophetisch veranlagt scheint auch Nick Heidfelds Oma zu sein, die sogar jährlich die Strapazen auf sich nimmt, um im Rahmen einer Fan Club Reise ihren Enkel bei den Testfahrten in Barcelona zu besuchen und ihm bei der Arbeit über die Schulter zu sehen.

Für die erste Williams-Saison wünschte sie Nick, dass er "ein paar Mal aufs Treppchen" kommen solle, was der Mönchengladbacher gleich beim zweiten Rennen in Weiß-Blau brav in die Tat umsetzte. "Ein bisschen Angst ist aber schon dabei, wenn er so schnell um die Kurven herumfährt", gestand uns Nicks Oma mit leiser Stimme.

Entsprechend räumte sie schon Mitte Februar bei den letzten großen Barcelona-Tests ein, dass sie sich bei einem solchen Erfolg ihres Enkels die ein oder andere "Freudenträne" nicht verkneifen könne. "Wenn ich was über ihn lese, dann lese ich es am liebsten alleine, wenn keiner da ist."

Von einer neuerlichen Teilnahme am Familienausflug des Heidfeld Fan Clubs zu den F1-Tests ist sie jedenfalls überzeugt. "Wenn ich gesund bleibe und noch lebe", fügt sie schnell hinzu. Und davon wollen wir doch ausgehen. Schließlich wissen wir spätestens jetzt, wie wichtig die besondere Beziehung von F1-Piloten zu ihren Omas ist und welchen Einfluss diese auf das erfolgreiche Abschneiden in der Königsklasse des Motorsports haben kann.