Lewis Hamilton musste in seiner gesamten Karriere lediglich drei Niederlagen über eine Saison im teaminternen Formel-1-Duell hinnehmen. Die letzte davon im vergangenen Jahr gegen den aufstrebenden Mercedes-Stern George Russell. Der junge Brite lieferte eine starke erste Silberpfeil-Saison ab und erzielte in Brasilien den einzigen Saisonsieg des Teams.

Jedoch spätestens ab der zweiten Saisonhälfte lag er in Sachen Performance etwas hinter dem siebenfachen Weltmeister zurück. Mit Beginn der Formel-1-Saison 2023 zeichnet sich jedoch ein etwas anderes Bild ab. Diesmal ist es Lewis Hamilton, der in der WM-Wertung vorneliegt - im auf Performance getrimmten Qualifying jedoch dauerhaft Niederlagen einstecken musste.

Lewis Hamilton: Probleme mit dem Auto?

Eins ist klar: Lewis Hamilton und sein W14 werden wohl nie so gute Freunde wie der Brite und seine Mercedes-Boliden von 2014 bis 2021. Zum einen ist Hamilton unzufrieden mit der Positionierung des Cockpits. Der Brite sitzt für seinen Geschmack zu weit vorne, was in einem unvorhersehbarerem Fahrverhalten resultiert - und zum anderen klagte er in Saudi-Arabien über sein Setup - der Unterschied zu George Russell im Qualifying betrug knappe vier Zehntel. Auch in den beiden anderen Qualifyings der bisherigen Saison zog Hamilton den Kürzeren.

Abgesehen vom großen Abstand in Jeddah hält sich die Performance-Differenz jedoch in Grenzen. Beim Saisonauftakt auf dem Bahrain International Circuit fehlten Hamilton 44 Tausendstel auf seinen Teamkollegen. Ein fast zu vernachlässigender Abstand. In Australien hingegen lag der Abstand bei etwas über einer Zehntelsekunde. Allerdings berichtete Hamilton hier von nicht optimaler Reifentemperatur im ersten Sektor.

Hamilton vs Russell: Die Qualifying-Vergleichstabelle

StreckeRussell-Zeit (Q3)Hamilton-Zeit (Q3)Differenz
Bahrain1:30.3401:30.384+0.044
Saudi-Arabien1:28.8571:29.223+0.366
Australien1:16.9681:17.104+0.136

Tatsächlich fällt auf, dass Hamilton im ersten Sektor die meiste Zeit auf Russell verlor. Etwas über eine Zehntel und damit den Großteil des finalen Abstands. Im zweiten Sektor verlor er nur noch 56 Tausendstel und im letzten Sektor schlug er Russell sogar um 30 Tausendstel. Bis auf einen Ausreißer in Saudi-Arabien ließ sich Hamilton damit nichts Größeres zu Schulden kommen. In zwei von drei Rennen befanden sich die beiden Mercedes nahezu auf Augenhöhe - das nominelle Fazit bleibt aber eine 3:0 Führung seitens Russell.

Hamilton: Im Rennen ganz der Alte?

Das Rennfazit fällt dagegen positiver für den siebenfachen Weltmeister aus. Zwar startete er stets hinter seinem Teamkollegen, im Rennduell steht es allerdings Unentschieden. In Bahrain lag Hamilton vor Russell, in Saudi-Arabien umgekehrt. Allerdings war der Unterschied in der Rennpace in Jeddah bei weitem nicht so eklatant wie im Qualifying. In Australien schied George Russell im Verlauf des Rennens aus, damit wird das Rennen nicht in die Wertung miteinbezogen.

In Bahrain konnte Hamilton Russell schon nach dem Start hinter sich lassen und gab den Platz auch nicht mehr her. Den Großteil des Rennens über war der Brite schneller als sein Teamkollege, lieferte sich ein spektakuläres Duell mit Fernando Alonso und fuhr letztendlich mit rund fünf Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. Nur der Aston Martin von Lance Stroll trennte die beiden Schwarzpfeile.

Hamilton vs Russell: Das Duell im Rennen

StreckePlatzierung Russell + PunktePlatzierung Hamilton + Punkte
Bahrain7. - 6 Punkte5. - 10 Punkte
Saudi-Arabien4. - 18 Punkte5. - 20 Punkte
AustralienDNF - 18 Punkte2. - 38 Punkte

In Saudi-Arabien lag der Abstand nach einer Renndistanz mit einem zwischenzeitlichen Safety-Car bei 5,2 Sekunden. Hier muss sich Hamilton wohl nur ankreiden lassen, seinen Teamkollegen mit frischen Medium-Pneus im Vergleich zu frischen harten Pneus nicht überholt zu haben. Sobald der Reifenvorteil vom Medium zum harten Reifen verpufft war, musste er von seinem Teamkollegen abreißen lassen. Russell sah die karierte Flagge als Vierter, Hamilton auf Position fünf.

In Australien machte Hamilton Russell Druck, eher dieser in die Box kam, Foto: LAT Images
In Australien machte Hamilton Russell Druck, eher dieser in die Box kam, Foto: LAT Images

Der Australien Grand Prix lässt sich schwer beurteilen. Zum einen, da Russell schon nach 17 Runden durch einen Motorschaden ausfiel und zum anderen da er schon nach sieben Runden in die Boxengasse für seinen ersten Reifenwechsel einbog. Damit wären die Strategien selbst bei einem Nicht-Ausfall Russells schwer vergleichbar gewesen. Bis zu besagter Runde machte Hamilton Russell zwar deutlich Druck und wirkte wie der schnellere der beiden Piloten, der Albert Park Circuit begünstigt das Hinterherfahren allerdings durch vier DRS-Zonen. Ein aussagekräftigerer Vergleich wäre wohl nur über die gesamte Renndistanz möglich gewesen.

Fazit: Deutet sich die Wachablösung an?

Um von einer Wachablösung zu sprechen ist es noch zu früh. Schließlich liegt Hamilton (begünstigt durch das erste Podium in Australien bei gleichzeitigem Ausfall von Russell) mit rund 20 Punkten Vorsprung in der Fahrer-Weltmeisterschaft vor seinem Teamkollegen und war zumindest im Rennen in Bahrain der Schnellere der beiden. Das bisherige Defizit im Qualifying - vor allem in Saudi-Arabien - ist allerdings nicht wegzureden. Hier muss der einstige Serienweltmeister nachlegen, ansonsten muss er sich zwangsläufig Fragen stellen lassen. Was Hoffnung macht: Schon vergangenes Jahr startete Hamilton unter anderem durch Setup-Experimente schwach in die Saison, ehe er sich nach und nach rehabilitierte.

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

Diese Wochenenden finden im Sprint-Format statt