In Brasilien sicherte Valtteri Bottas sich und Alfa Romeo zwei wichtige Punkte. Ein Wochenende mit Höhen und Tiefen. Im Rennen ging es für den Finnen von P14 bis nach P9 vor, ein spätes Safety-Car verhinderte eine bessere Platzierung. Eine gute Aufholjagd im doppelten Sinne: Neben einem schlechten Ergebnis im Qualifying am Freitag kämpfte Bottas mit Zahnschmerzen. Samstag und Sonntag startete er seine Aufholjagd, psychisch wie physisch.

Alfas Aufholjagd nach Qualifying-Debakel in Interlagos

"Es war gut. Ein gutes Rennen, gute Kämpfe, ich hatte eine Menge Spaß", fasst Valtteri Bottas sein Rennwochenende in Brasilien zusammen. Dabei hatte es angefangen wie ein Albtraum: P18 im Qualifying, ausqualifiziert vom Rookie-Teamkollegen (P17). Nur die vorletzte Startreihe im Sprint für Alfa-Sauber.

Grund: Zum einen die falsche Reifenwahl. Auf Wunsch von Valtteri Bottas wurden Intermediates aufgezogen. "Ich sah einen Williams mit Slicks, der wirklich zu kämpfen hatte", rechtfertigte Bottas seinen Griff ins Klo. Eine suboptimale Entscheidung, das Team aus Hinwil musste ihn kurz darauf erneut zur Box holen und auf Softs wechseln. "Ich hatte dann nur mehr zwei Runden, da brachte ich die Reifen nicht mehr richtig auf Temperatur."

Die Bottas-Auferstehung: Teil 1

Dazu kamen gesundheitliche Probleme. Bei jedem Gangwechsel plagte Bottas ein ominöser Schmerz im Gesicht. Er musste zur Abklärung ins Spital: Eine entzündete Kieferhöhle stellte sich als Schuldiger heraus. Aufgepumpt mit Schmerzmitteln blieb der Finne trotzdem optimistisch. "Noch ist nichts verloren", wollte der ehemalige Mercedes-Pilot am Freitag noch nicht die Flinte ins Korn werfen.

"Wir hatten dann ein gutes Momentum", erzählte Valtteri Bottas nach dem Sprint. Ein schlechter Start ließ den Finnen bis ans Ende des Feldes zurückfallen. Aber er arbeitete sich langsam, Auto für Auto, bis auf P14 vor. "Ich hatte durchdrehende Reifen am Start, aber eine gute Pace. Deshalb konnte ich mich wieder vorarbeiten." Und sich so eine bessere Ausgangslage für das Rennen schaffen.

Die Bottas-Auferstehung: Teil 2

Beim Rennen kam Bottas noch besser mit seinem Alfa zurecht, zwischenzeitlich lag der Sauber-Pilot sogar auf Rang fünf. "Wir hätten eigentlich noch mehr Punkte einfahren können", bedauert er. Das späte Safety-Car ließ die Konkurrenz wieder aufholen und Bottas zurückfallen. Mit Ferrari, Red Bull und Alpine konnte der C42 trotz verbesserter Pace nicht mithalten.

"Es ist schade, dass das späte Safety-Car unseren Vorsprung zunichtemachte und uns wieder in Reichweite anderer Autos brachte", schließt sich Bottas' Boss Frederic Vasseur ihm an. "Aber wir haben trotzdem die gewünschten Punkte geholt."

Bottas gegen Stroll, Alfa gegen Aston, Foto: LAT Images
Bottas gegen Stroll, Alfa gegen Aston, Foto: LAT Images

Beim Teamkollegen ging der versuchte Undercut nicht auf. Am Ende kamen bei Zhou Probleme mit dem Turbo und keine optimalen Reifen für den Restart nach dem Safety-Car hinzu. Und ein altbekanntes Problem für das Team aus Hinwil: "Zu Beginn des Rennens hatte sich mein Trinkhalm im Helm verfangen!", so der Chinese. Sauber und ihr Trinksystem: Doch schwieriger Kimi Räikkönen 2021 vermutete.

Alfa Romeo gegen Aston Martin: Showdown in Abu Dhabi

"Es ist immer schöner, wenn du schnell bist", meinte Bottas. Noch schöner, wenn Alfa Romeo sich etwas Luft im Kampf um P6 in der Konstrukteurs-WM verschafft. "Wir sind zufrieden, haben wieder mehr Punkte geholt als Aston." Sebastian Vettel und Lance Stroll blieben mit P11 bzw. P12 punktelos, 55:50 steht es ein Rennen vor Ende für Sauber. Die Devise: Der sechste Platz soll unbedingt verteidigt werden. "Das ist sehr wichtig für uns!", weiß Bottas.

"In den letzten zwei Rennen waren wir wieder etwas stärker. Das ist natürlich schön zu sehen", freute er sich weiter. In seinen letzten elf Grands Prix holte Bottas nur einen Punkt, in Brasilien als Neunter setzte es gleich zwei auf einmal. In Abu Dhabi wird der derzeitige Platz in der Konstrukteurs-WM mit allen Funktionen eines Schweizer Taschenmessers verteidigt. "Ein Rennen noch, wir müssen den Sack zu machen", so der Finne.

"Am wichtigsten: Ein weiteres Rennwochenende, wo wir eine gute Form gezeigt haben. Das stimmt uns zuversichtlich für Abu Dhabi", meinte Frederic Vasseur. Dabei geht es nicht nur um die Ehre, finanziell macht P6 oder P7 in der WM mehrere Millionen an Preisgeld aus. Besonders wichtig für Sauber, die derzeit etwa zehn Millionen unter dem Budget-Cap operieren. Dann tun auch die 1000 Euro Strafe aufgrund eines herumirrenden Alfa-Teammitgliedes beim Boxenstopp von Mick Schumacher weniger weh.