Zu Jahresmitte machte das Bild vom "Trulli-Train" die Runde im F1-Fahrerlager. Damals hofften die Fahrer und Teams aufrichtig im Qualifying nicht hinter dem Super-Qualifyer aus Pescara zu landen, da man ansonsten im Rennen hinter dem weiß-roten Toyota feststecken und den Anschluss an die Spitze verlieren würde.

Nachdem Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella beim Saisonfinale in Shanghai erstmals in diesem Jahr eine Doppel-Pole einfahren konnten, befürchteten einige Schwarzseher im Paddock, dass es einen neuerlichen italienischen Zug geben könnte. Diesmal den "Fisi-Train", der die beiden Silberpfeile als eine Art "mobile Schikane" aufhalten sollte.

"Das könnten sie machen", räumte McLaren-CEO Martin Whitmarsh am Samstag ein. "Aber ich hoffe, dass sie dieses Spielchen nicht spielen werden."

Fisico und seine silbernen Anhänger., Foto: Sutton
Fisico und seine silbernen Anhänger., Foto: Sutton

Nach dem verlorenen Sieg des Italieners eine Woche zuvor in Japan sah Whitmarsh dem Rennen gelassen entgegen: "Ich glaube, dass es nicht gerade Fisichellas Stärke ist Kimi hinter sich zu halten!"

Nach dem China GP und dessen Anfangsphase dürfte Whitmarsh diese Worte bereut haben. "Ich hielt die McLaren während meines ersten Turns locker in Schach", sagte ein zufriedener Fisico etwas verklausuliert. Damit meinte er natürlich: 'Ich habe sie aufgehalten.' Und damit Fernando Alonso die Möglichkeit gegeben einen unaufholbaren Vorsprung herauszufahren.

"Nach dem Grand Prix von Japan bin ich scharf kritisiert worden. Dafür habe ich mich heute revanchiert", funkelten Fisis Augen den Kritikern entgegen. "Dies ist der beste vierte Platz, den ich je erringen konnte."

Besonderes Lob gab es deshalb auch von Teamboss Flavio Briatore, der nach dem verlorenen Sieg von Suzuka überraschend ruhig geblieben war. "Giancarlo Fisichella musste nach dem vergangenen Wochenende viel Kritik einstecken – allerdings nicht von uns im Team", betonte Briatore. "Wir halten immer zusammen. Heute überzeugte er mit einer fantastischen Leistung."

Noch mehr Lob bekam Fisichella von Chefrenningenieur Pat Symonds ausgesprochen. "Fisico fuhr heute ein perfektes Rennen. Er wusste genau, was das Renault Team von ihm erwartete und stellte seine eigenen Ansprüche dahinter zurück", deutete Symonds aber schon an, was er danach etwas kryptisch umschrieb: "Er ließ es während seines ersten Turns etwas ruhiger angehen, um sein Auto zu schonen. Dabei konnte er die beiden McLaren trotzdem souverän hinter sich halten."

Mit anderen Worten: Fisichella blockierte die McLaren, in dem er nicht Vollgas gab. Als er im Schlussspurt vor seiner Drive-Through-Strafe erstmals im Rennen richtig auf die Tube drückte, fuhr er auf Anhieb mit abgenutzten Reifen eine Sekunde schneller als zu Rennbeginn vor den McLaren.

Im Nachhinein gestand Flavio Briatore unseren Kollegen von Autosprint auch ein, was Fisichella und Symonds nur zwischen den Zeilen andeuteten: "Wir haben nicht herumgespielt, sondern um die Weltmeisterschaft gekämpft", so Briatore. "Was Fisichella gemacht hat, war völlig normal. Sein Rennen war perfekt: Ich bat ihn persönlich darum die beiden McLaren aufzuhalten und er hat das auf die bestmögliche Art und Weise getan." Es gibt also doch noch offene, ehrliche und unverklausulierte Worte in der Formel 1.