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Der Japan GP bot eine Woche vor dem Saisonfinale jede Menge Abwechslung und Spannung. Der China GP war hingegen alles andere als spannend und nur sein Ergebnis überraschend. Und zwar in Bezug auf das Ergebnis der Konstrukteurs-WM.

Ich empfinde es als sehr schade, dass nun doch nicht das schnellste Auto den Konstrukteurs-Pokal gewonnen hat. Der Fahrertitel für Fernando Alonso ist aus meiner Sicht völlig in Ordnung und verdient, aber dass das schnellste Paket nicht den Teamtitel gewonnen hat ist sehr schade. Denn somit werden die tolle Arbeit der Silbernen und deren gigantischer Speed nicht belohnt.

Zwar hatte das Team viel Pech mit Aus- und Zwischenfällen, aber Kimi Räikkönen fuhr auch supertolle Rennen, wie zuletzt in Japan, als er von Startplatz 17 bis auf den 1. Platz nach vorne gefahren ist. Die vielen Ausfälle würde ich nicht unbedingt irgendjemandem als Fehler in die Schuhe schieben, sondern vielmehr sagen, dass McLaren in dieser Saison einfach unglaublich viel Pech gehabt hat.

Die spannendste Situation des Abschlussrennens fand bereits vor dem eigentlichen Rennen statt, als Michael Schumacher und Christijan Albers kollidierten. Der Zusammenstoß selbst war eine blöde Geschichte die einfach nicht passieren darf.

Michael Schumacher ist zwar nach wie vor heiß darauf im nächsten Jahr mit einem guten Auto anzugreifen. Aber auch er musste eingestehen, dass es schwierig werden wird wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Schließlich möchten neben Ferrari so viele Teams wie schon lange nicht mehr ganz vorne mitmischen. Die Liste der Sieg- und Titelanwärter reicht von Renault und McLaren über Honda und Toyota bis hin zu Red Bull oder BMW. Zumindest eins scheint damit garantiert: Eine spannende Saison 2006.

Die Gewinner 2005

Renault: Es ist kein Zufall, dass Renault in diesem Jahr beide WM-Titel abgeräumt hat. Flavio Briatore hat es wieder einmal geschafft mit Alonso und einem Superteam genau die richtige Mischung für eine Weltmeistertruppe zusammenzustellen. Allerdings heißt das nicht, dass Renault im nächsten Jahr wieder den Titel holen wird. Wie die Beispiele Ferrari und B·A·R in dieser Saison gezeigt haben, kann sich über den Winter durch kleine Regeländerungen viel verändern. Die Truppe aus Brackley war beispielsweise im letzten Jahr Vizeweltmeister und für dieses Jahr WM-Mitfavorit und am Ende musste man fast Mitleid mit ihnen haben.

McLaren: Viele werden die Silberpfeile als Verlierer der Saison sehen, aber für mich sind sie ganz klar zu den Gewinnern zu zählen. Wer mit 10 Rennen die meisten Grand Prix einer Saison gewonnen hat, der darf sehr wohl als Gewinner bezeichnet werden. Auch wenn man letztlich keinen Titel einfahren konnte.

Red Bull: Dafür dass die roten Bullen erst kurzfristig im November das Team übernommen haben, waren ihren Leistungen, gerade zu Beginn, mehr als nur sehr ordentlich. Gegen Saisonende zeigten sie solide Vorstellungen und jede Menge Potenzial für die nächsten Jahre. Ihre Erfolge hat man den Bullenreitern immer gegönnt, da das Auftreten des Teams im Fahrerlager äußerst sympathisch und so gar nicht im Sinne des eher langweiligen Paddocks war.

Toyota: Die Japaner haben sich ein bisschen unter Wert geschlagen. Sie gehören zwar deutlich zu den Gewinnern der Saison, aber der letzte Durchbruch in Form von regelmäßigen Podestplätzen hat noch gefehlt. Besonders hervorheben muss man Jarno Trulli für seine tollen Qualifying-Leistungen. Er hat einfach immer das Maximum aus dem Auto herausholen können. Wenn man Jarnos Qualifying-Speed mit Ralf Schumachers Renn-Speed paaren könnte, dann hätte Toyota den perfekten Rennfahrer.

Minardi: Es ist schade, dass der Name Minardi aus der Formel 1 verschwinden wird. Denn dort haben viele Fahrer die Möglichkeit bekommen erstmals F1-Luft zu schnuppern und den Rennzirkus ohne großen Druck kennen zu lernen. Dieses Privileg wird in Zukunft wohl nur noch Red Bull Junioren vorbehalten bleiben.

Die Verlierer 2005

B·A·R: British American Racing gehört nach der komplett verkorksten ersten Saisonhälfte, der Buttongate-Affäre und der Tankgeschichte von Imola ganz klar zu den Verlierern der Saison. All dies brachte viel Unruhe ins Team. Nick Fry & Co haben sich das Jahr sicherlich anders vorgestellt.

Ferrari/Bridgestone Vor der Saison waren wieder einmal alle davon überzeugt, dass die Roten erneut Meister werden würden. Aber danach hat sich mehr und mehr herauskristallisiert, dass fast alle anderen schneller waren. Das gleiche gilt auch für den Premium-Reifenpartner der Scuderia. Man könnte fast sagen, dass sich mit Bridgestone und Ferrari zwei gesucht und gefunden haben...

Michelin: Die Franzosen hatten in diesem an sich erfolgreichen Jahr nur einen Tiefpunkt, dieser war dafür aber umso heftiger. Das Indy-Fiasko dürfte Michelin mehr wehgetan haben, als der WM-Titel es ausgleichen konnte. An diesem Skandal werden die Michelin-Männchen, nicht nur in Amerika, noch ganz schön zu knabbern haben. Schließlich hat es sie nicht nur eine Menge Geld gekostet, sondern auch mächtig am Image genagt.

Williams: Die Weiß-Blauen hatten ein paar gute Rennen wie in Monaco oder am Nürburgring. Dann gab es aber auch wieder Rennen zum Vergessen wie zur Saisonmitte in Frankreich. Ab dem Kanada GP schien der Wurm drin zu sein und nichts mehr vorwärts zu gehen. Sie waren das gesamte Jahr über sehr unkonstant: Vom Top-Team bis zum hinteren Mittelmaß war von Rennen zu Rennen alles dabei.

Sauber: Durch den BMW-Deal gehört Sauber eigentlich zu den großen Gewinnern der Saison. Auf der Rennstrecke konnten die Hinwiler in diesem Jahr aber nicht so sehr überzeugen wie noch 2004. Stattdessen traten die Schweizer abseits der BMW-Meldungen kaum in Erscheinung. Sie waren nicht schlecht, aber auch nicht überragend gut. Sauber fuhr im soliden Mittelfeld und vermittelte ganz eindeutig den Eindruck, dass man sich schon ausgiebig mit der Saison 2006 und dem Debüt als BMW-Werksteam beschäftigte.

Jordan: Früher war Jordan noch etwas Besonderes. Sie boten Rock'n'Roll, Boxenluder und Fun. Diese Rolle hat nun Red Bull für sie übernommen. Jordan ist hingegen nur noch gelb. Und das auch nicht mehr lange...