"Es war ein normaler Standard-Freitag." Diese normale Standard-Phrase gehört zu einem Formel 1 Freitag wie der Rundengeiz zum Freien Training. Eingeführt wurde der Standard-Satz aller Fahrer, Mechaniker, Ingenieure und Teambosse zwar von Renault-Chefrenningenieur Pat Symonds, doch mittlerweile haben sich alle Beteiligten das Copyright daran gesichert.

Verblüffenderweise ließ aber ausgerechnet der Erfinder Symonds am letzten Freitag des Tages seinen Kultsatz stecken. "Wir absolvierten unser normales Programm und konzentrierten uns auf die Reifenwahl", streifte Pat das Freitags-Thema nur knapp.

Dafür entschädigte sein Motoren-Kollege Denis Chevrier mit dem vollen Programm: "Unser Freitags-Programm ist in dieser Saison zu einer gut geölten Routine geworden, weshalb wir erneut einen problemfreien, normalen Freitag erlebten." Damit erwähnte der Franzose beinahe alle Konservenbegriffe auf einmal: Problemfrei, normal, Freitag; es fehlt nur noch Standard.

Zu diesen Standardarbeiten des Freitags zählt neben dem obligatorischen "Daten sammeln" auch das Reifen vergleichen. Dieses fiel heute nicht nur Pat Symonds aufgrund der "eng beieinander liegenden" Michelin-Pneus überraschend schwer.

"Es gab keinen großen Unterschied zwischen unserer 'Prime' und 'Option' Reifenmischung", bestätigte Motorsportdirektor Pierre Dupasquier die Aussagen seiner Kundenteams. Als Grund dafür führte er die niedrigen Streckentemperaturen an. Sobald es wärmer wird, sollten die beiden Mischungen ihre unterschiedlichen Leistungsspektren aber zur Entfaltung bringen können. "Wir erwarten deshalb, dass beide Mischungen im Rennen zum Einsatz kommen werden."

Während Renault & Co also Schwierigkeiten bei der Unterscheidung der zwei Reifenspezifikationen hatten, sieht die Reifenwahl bei McLaren glasklar aus: "Wir haben eine deutliche Vorstellung davon, welchen Reifen wir wählen werden", sagte Pedro de la Rosa klipp und klar.

Auf der anderen Seite sieht es bei Bridgestone ähnlich aus: "Wir müssen die Reifenwahl sehr sorgfältig treffen", betonte Narain Karthikeyan. "Das wird aber einige Zeit benötigen, da die beiden Mischungen ziemlich ähnlich sind."

Aber auch bei den Japanern gibt es ein Team, das sich seiner Sache bereits sicher ist. "Die Reifen sind konstant und die Reifenwahl wird von der Performance auf einer Runde sowie der Abnutzung abhängen", erklärte Ferrari-Technikchef Ross Brawn. Die Tatsache, dass man im Freien Training mit dem relativ neuen Asphalt besser zurecht gekommen ist, als mit dem neuen Asphalt in der Türkei, stimmt Brawn auf alle Fälle zuversichtlich.

Von einem normalen Freitag traut sich bei Ferrari jedoch niemand zu sprechen. Schließlich möchte niemand bei den Roten die diesjährigen Freitag zur Normalität werden lassen. Da setzte die Scuderia in den letzten fünf Jahren ganz andere Standards...