Charles Leclerc reist auch beim dritten Rennen der Saison 2022 in Miami als Führender in der Formel-1-Tabelle an. Aber der Vorsprung des Ferrari-Piloten auf den großen Rivalen Max Verstappen ist nach einem groben Patzer in Imola geschmolzen, von 46 auf 27 Punkte.

Am Freitag vor dem Start ins Miami-Wochenende schultert der selbstkritische Leclerc dafür gleich einmal die Verantwortung. "Ich habe analysiert, was schiefgelaufen ist, und ich war einfach zu optimistisch", beurteilt er seinen Fehler vor zwei Wochen in Imola, als er im Kampf um den zweiten Platz das Auto in den Reifenstapel drehte und so auf Platz sechs zurückfiel. Das rückt nun Fragen zu seiner Risiko-Einschätzung in den Vordergrund.

"Auf dieser Runde sah ich eine Chance, Zweiter zu werden, während es davor sehr klar für mich war, dass wir Dritte werden würden", rekapituliert Leclerc, der bis zum verhängnisvollen Fehler durchgehend hinter dem Red Bull von Sergio Perez festgesteckt war. Als sich spät eine Chance auftat, übertrieb es Leclerc dann und überfuhr einen Kerb zu aggressiv, was den Dreher auslöst.

Leclerc sucht Risiko-Balance im WM-Kampf

Dass da zu viel Risiko im Spiel war, genau das ist letztendlich Leclercs Fazit. Bei ihm ist das nicht der erste Alles-oder-Nichts-Fehler, in der Vergangenheit schlichen sich schon mehrmals solche Fehltritte ein. Man denke nur an seinen Crash in Monaco vor einem Jahr im Kampf um die Pole, aber auch sonst scheint Leclerc die Sicherheitsmarge oft knapp zu bemessen.

Dazu gesteht er: "Wenn du Risiken eingehst, und diese Risiken Erfolg bringen, bemerkt es niemand. Wenn am Ende des Wochenendes ein gutes Ergebnis steht, weiß niemand, wie viel Risiko du eingegangen bist, um das einzufahren. Wenn du einen Fehler machst, dann sieht es natürlich jeder."

Leclerc am Freitag vor dem ersten Training in Miami, Foto: LAT Images
Leclerc am Freitag vor dem ersten Training in Miami, Foto: LAT Images

"Das ist eine Balance, die ich finden muss", stimmt Leclerc daher zu, will aber trotzdem nicht allzu viel an seinem Fehler festmachen. "Ich weiß genau, was ich getan habe. Also ist es an der Zeit, weiterzumachen. Jetzt kann ich nicht mehr viel tun. Und die Position in der WM macht es nicht viel schwieriger, weiterzumachen. Ich versuche immer dem gleichen Prozess zu folgen, egal in welcher Position ich bin."

Also abgehakt, und auf nach Miami. Dass er in der WM führt macht es für ihn in keinerlei Hinsicht schwieriger: "Es fühlt sich besser an verglichen mit dem letzten Jahr, als ich um weniger aufregende Positionen gekämpft habe!" Hier in den USA rechnet er mit dem nächsten engen Kampf gegen Red Bull: "Ich weiß nicht, wer hier vorne sein wird, aber wir haben sicher eine Chance, wenn wir alles perfekt hinbekommen."