Red Bull Racing über den Japan GP

Wenn man bedenkt, dass der 2003 in Tokio gedrehte Film "Lost in Translation" eigentlich von zufälligen platonischen Beziehungen im zwischenmenschlichen Bereich handelt, erwies er sich als echter Kassenschlager. Es gibt allerdings auch Leute, die behaupten, der Streifen verdanke seinen Erfolg den Szenen mit Scarlett Johansson. Kinobesucher, die niemals in Japan waren, empfinden den Film sicherlich als surrealistisch. Doch diejenigen, die den Grand Prix in Suzuka schon mehrfach besuchten, wissen genau: Es handelt sich um ein sehr genaues Spiegelbild des Lebens in einer denkbar ungewöhnlichen Umgebung – jedenfalls aus der Perspektive aller Erdbewohner, die nicht im Land der aufgehenden Sonne geboren wurden. Was soll man über ein Land sagen, in dem es ein Automodell mit Namen "Cedric" gibt?

Auch der erfahrenste Reisende erlebt bei seinem ersten Besuch in Tokio einen gewissen Kulturschock. (Die Gemeinde Suzuka wird man auf keiner Touristen-Landkarte finden – es sei denn, man kauft sich eine Spezialversion für Beschäftigte in der Schwerindustrie.) Als geradezu außerirdisch fremdartig empfindet man einen nächtlichen Bummel durch den Stadtteil "Roppongi" – alles wirkt wie bei den Dreharbeiten für Ridley Scotts Film "Blade Runner". Nur die Abfallhaufen und Müllberge fehlen. Wichtig: Viel Geld und frische Socken einstecken. In der Gegend wimmelt es von Blues Clubs. Dort imitiert die japanische Jugend westliche Bands der 60er und 70er Jahre. Wer noch keinen Auftritt von "Cream" – bei voller Lautstärke in einem Raum von Badezimmergröße, mit Elic Crapton an der Gitarre – erlebt hat, der hat noch nicht begonnen zu leben. Aber in diesem, von internationaler Zusammenarbeit und Goodwill geprägtem, Zeitalter ist die Musik halt als einziger Konfliktstoff geblieben. Und der Westen hat Yoko Ono ja bis heute nicht verziehen, dass sie die Beatles auseinander brachte.

Tokio steht nie still., Foto: BAT
Tokio steht nie still., Foto: BAT

Die obligatorischen Streifzüge durch die Stadt, bei denen man sich ständig verläuft, machen natürlich hungrig. Also auf in eines dieser traditionellen japanischen Restaurants. Man sollte diese Lokalitäten möglichst mit einem klaren Kopf betreten, was größeren Menschen aufgrund der meist recht niedrigen Eingangstüren allerdings nicht immer gelingt. Jetzt heißt es: Schuhe ausziehen – genau, deshalb soll man die oben erwähnten Socken nicht vergessen. Abgesehen vom ungehobelten Eindruck, den man hinterlassen könnte, und auch möglichen Gerüchen, würde ein durch den Socken lugender Zeh den Koch eventuell zur Zubereitung desselben ermuntern. Um die Auswahl den unwissenden Westlern zu erleichtern, gibt es in den Auslagen der meisten Restaurants realistische Nachbildungen der Gerichte aus Plastik. Meistens ist man vom köstlichen Geschmack der japanischen Küche begeistert. Doch manchmal kommt es auch vor, dass man sich wünscht, man hätte lieber die Plastik-Replica aus dem Schaufenster gegessen – bzw. hat man das vielleicht gerade getan...

Kleiner Knigge zum Thema "japanische Tischsitten":

  • Wenn man Soba (Nudeln) isst, wird erwartet, dass man dies mit einem schlürfenden Geräusch tut. Aber Vorsicht: "Inugui" (sich dabei wie ein Hund über den Teller beugen) wird nicht gern gesehen.
  • Niemals die Ohren mit den Essstäbchen reinigen.
  • Keinesfalls nach Pommes Frites als Beilage fragen – es sei denn, man ist Amerikaner.
  • Niemals darüber beschweren, dass das "Sashimi" nicht gar sei.
  • Wer die frischen Socken vergessen hat, darf um Wolle bitten, um sich mit den Essstäbchen welche stricken zu können.
  • Beim Verlassen des Restaurants niemals die eigenen Schuhe stehen lassen und sich stattdessen ein schöneres Paar greifen.