Australien hat es trotz zwei wegen Corona ausgefallenen Grands Prix wieder in den Formel-1-Kalender für 2022 geschafft. Den Status als Saisonauftakt hat das Rennen in Melbourne zwar verloren, doch im kommenden April soll die Königsklasse auf dem umgebauten Albert Park Circuit wieder die Fans begeistern. Der Organisator ist zuversichtlich, dass trotz der nach wie vor strikten Coronaregeln alles planmäßig über die Bühne geht. Der Druck ist groß, denn eine weitere Absage könnte das Ende des Austragungsortes bedeuten.

"Was das anbelangt, geht es für Melbourne um alles oder nichts", so Andrew Westacott gegenüber dem australischen Automagazin Drive. Der CEO der Australian Grand Prix Corporation kann nicht darüber hinwegsehen, dass die Reputation von Melbourne durch die Absagen 2020 und 2021 gelitten hat. Die in Australien im Zusammenhang mit Corona verhängten Restriktionen gelten zu den schärfsten weltweit, was die Durchführung internationaler Großveranstaltungen nur schwer möglich macht.

"Den Leuten, die von uns als eine der Welthauptstädte für Events gesprochen haben, müssen wir zeigen, dass wir große Events ausrichten, um unser Selbstvertrauen sowie diese Reputation zurückzugewinnen", sagt Westacott. Der Albert Park Circuit löste 1996 den Stadtkurs von Adelaide als Austragungsort für den Australien GP ab. Mit dem besonderen Layout und dem Flair Melbournes war das Rennen von Anfang an eine Erfolgsgeschichte für die Formel 1 und die Stadt.

Melbourne fürchtet verdrängt zu werden

Westacott fürchtet jedoch, dass sein Land von anderen Staaten abgehängt werden und Melbourne dadurch seinen Platz in der Formel 1 verlieren könnte. "Ich muss mir nur das Jahr 2021 anschauen, als in Großbritannien innerhalb von zwei oder drei Wochen Wimbledon [Tennis], Silverstone [F1] und London [Cricket] mit großen Zuschauerzahlen abgehalten wurde", sagt er. "Wir müssen aufholen und damit fangen wir an, in dem wir erfolgreich die Australian Open [Tennis] und den Grand Prix ausrichten."

Gerade was die Zukunft in der Formel 1 angeht, steht Melbourne unter Druck. Bedingt durch die Coronasituation hielten in den vergangenen zwei Jahren diverse alte und neue Rennstrecken Einzug in den Kalender. Die Austauschbarkeit der Austragungsorte bereitet Westacott Sorgen: "Ich glaube, in Anbetracht der harten Konkurrenz für Plätze im Formel-1-Kalender ist das ein echtes Risiko. Die Geduld hat irgendwann ein Ende. Wenn wir 2022 nicht in der Lage sind, so ein Event in Australien abzuhalten, hat die Formel 1 jedes Recht nach einer Alternative für Melbourne zu suchen."

Formel-1-Rennen als Wegweiser für Australien

Um dieses Szenario zu verhindern, setzt Westacott auf die Unterstützung durch den Bundesstaat Victoria, der seit jeher hinter dem Grand Prix steht. "Ich bin sehr zuversichtlich. Zwischen der Regierung von Victoria, der Australian Grand Prix Corporation und der Formel 1 besteht eine zu allen Seiten starke Beziehung, die auf 25 Jahren Vertrauen aufgebaut wurde", erklärt er.

In der Saison 2021 reichte das nicht, um die Austragung des Rennens zu gewährleisten. Zunächst wurde Melbourne auf einen späteren Termin Ende November verschoben, doch auch dieser konnte aufgrund der strikten Coronaregeln nicht eingehalten werden. Für den Termin im April 2022 ist Westacott aber optimistisch, dass sich diese Enttäuschung nicht wiederholt.

"Der Weg den wir als Bundesstaat und als Land beschreiten lässt den Willen erkennen, sich zu öffnen. Ich denke, wir müssen uns öffnen und positiv auf die Industrien von Musik, Tourismus und Business-Events schauen. Das Timing ist deshalb perfekt", sagt er. Die Rückkehr der Formel 1 nach einer beträchtlichen Auszeit sollte außerdem für hohes Interesse und ein ausverkauftes Haus sorgen.

Melbourne erwartet volles Haus trotz Corona

"Ich erwarte sehr große Zuschauerzahlen im Albert Park und ich mache mir über die Einschränkungen im Moment keine Sorgen", so Westacott. "Wir sehen es auf 75 bis 100 Prozent der Gesamtkapazität ab, was an einem guten Tag 75.000 bis 100.000 Zuschauer bedeutet. Wir können aber problemlos von 50.000 und mehr ausgehen, da bin ich sehr zuversichtlich."

Die weiterhin zu erwartenden Coronarestriktionen sollen für das Formel-1-Rennen kein Hindernis darstellen "Wir müssen vielleicht immer noch Zuschauerzonen haben. Aber weil es eine Outdoor-Veranstaltung ist und es den Impfstatus gibt, der sich positiv entwickelt, sehen wir keinen Grund, dass Leute eingeschränkt werden", sagt er. In diesem Fall will der Veranstalter aus der Not eine Tugend machen und in Zonen für je 20.000 Zuschauer unterschiedliche Unterhaltungskonzepte neben der Action auf der Rennstrecke anbieten.

Dass Melbourne nicht mehr den Auftakt bildet, sieht Westacott als großen Vorteil für die Planung des Events: "Wir haben bis zum 10. April sechs Monate Zeit. Das bedeutet, dass wir das Beste der neuen Anlagen, die wir für eine COVID-Umgebung mit Rücksicht auf Innen- sowie Außenbereiche errichtet haben, sowie das Beste der bestehenden Anlagen so wie auch die Modifikationen an der Rennstrecke kombinieren können, ."