Nach acht Jahren Pause kehrte die Formel 1 2020 zurück in die Türkei. Der Istanbul Park Circuit war spontan als Ersatzrennen für unzählige wegen der Corona-Pandemie abgesagte Rennen eingesprungen. Groß war die Vorfreude auf die unter den Fahrern beliebte Strecke. Allesamt erwarteten phänomenale Rundenrekorde. Doch dann kam es anders. Mehr als zehn Sekunden fehlten Max Verstappen mit seiner Bestzeit im ersten Training auf den 15 Jahre alten Streckenrekord von Juan-Pablo Montoya.

Der Ärger war riesig. Die schlechten Rundenzeiten kamen nicht von ungefähr. Am Trainingsfreitag durchlitten die Fahrer eine regelrechte Rutschpartie. Lewis Hamilton und Max Verstappen bezeichneten die Streckenbedingungen unverblümt als "scheiße". Wie eine Eisbahn sei es in Istanbul zu fahren, hieß es.

Frischer Asphalt sorgt für schmierige Strecke

Woher die Probleme rührten, war schnell geklärt. Nur kurz vor dem spontanen Comeback der Königsklasse entschied sich der Betreiber spontan zu einer Neuasphaltierung der Strecke. Die lag nicht lang genug zurück, um den Asphalt ausreichend altern zu lassen. Neue Asphaltdecken bieten nicht selten nur wenig Grip. Verantwortlich ist dafür mitunter das Bitumen, das sich erst im Lauf der Zeit aus dem Asphalt löst. Liegt die Asphaltierung allerdings nur wenige Tage zurück, ist der Bitumengehalt noch derart hoch, dass die Strecke schmieren kann.

Genau dieser Fall trat 2020 in Istanbul ein. Noch dazu hatte Pirelli auf einer für die aktuelle Bolidengeneration neuen Strecke zur Vorsicht die härtesten Mischungen im Sortiment bereitgestellt. Als wäre das nicht genug, versuchte man unmittelbar vor dem ersten Training auch noch, die Strecke mit Hochdruckreinigern zu bearbeiten. So wollte man künstlich das Bitumen lösen. Doch der Vorgang erfolgte zu spät. So war die Strecke nicht nur hektisch bearbeitet worden, sondern auch noch feucht.

Formel 1 lässt Istanbul Park hochdruckreinigen

Damit sich 2021 das gleiche Spiel nicht wiederholt - der Türkei-GP ist am kommenden Wochenende nach einigem Hin und Her erneut Ersatzrennen - waren die Verantwortlichen diesmal früher dran. "Die Strecke wurde effektiv wassergestrahlt, so drückt man das wohl am besten aus", berichtet FIA-Renndirektor Michael Masi.

Nach der Rutschpartie im Vorjahr wurde der Asphalt in Istanbul 2021 frühzeitig mit Hochdruckreinigern bearbeitet, Foto: LAT Images
Nach der Rutschpartie im Vorjahr wurde der Asphalt in Istanbul 2021 frühzeitig mit Hochdruckreinigern bearbeitet, Foto: LAT Images

Diese nicht allzu ungewöhnliche Prozedur nutzt die Formel 1 seit Jahren regelmäßig auch in Singapur. "Dort werden öffentliche Straßen benutzt, die sie recht regelmäßig neuasphaltieren", erklärt Masi. "Deshalb passiert es dort."

Pirelli bringt weichere Reifen

Für 2021 erwartet der Australier nun einen besseren Griplevel. Noch dazu stellt Pirelli in diesem Jahr mit C2, C3 und C4 auch etwas weichere Reifen zur Verfügung. Ein Grundlegendes Problem habe es im Vorjahr immerhin nicht gegeben, so Masi. "Ich denke, es lag vergangenes Jahr einfach am Timing, wie wir damals gesagt haben. Es war nur eine Sache des Timings und das haben sie [für 2021] entsprechend korrigiert."