Es war so schön ruhig in den vergangenen Wochen. Das Debakel von Indianapolis wurde vom WM-Kampf überlagert, die politischen Spielchen ausgesetzt und die Regelstreitereien unter einem Mantel des Konsens verdeckt ausgetragen.

Doch kaum hatten sich die Teambosse zusammen mit Max Mosley zu einem Meeting in Mailand getroffen, begann in der Folgewoche wieder der gewohnte F1-politische Hickhack. Die FIA sah in den Regelvorschlägen der Teams zu geringe Kostensenkungen und möchte in den kommenden Wochen ihre eigenen Regeln für die Saison 2008 vorstellen.

Den fünf Automobilherstellern BMW, DaimlerChrysler, Honda, Renault und Toyota sowie deren sieben Teams B·A·R, McLaren, Minardi, Renault, Sauber, Toyota und Williams gefiel das natürlich überhaupt nicht. Genau das brachten sie nach einem Meeting am Mittwoch in einem Schreiben zum Ausdruck.

Kampf der FIA & FOM

Im Gegensatz zu den bisherigen Presseaussendungen wurde dieser neue Text allerdings nicht von der ehemaligen GPWC oder deren Nachfolger GPMA, sondern von den "5 Herstellern" versendet. Damit bestätigte die Herstellervereinigung die Worte von RenaultF1-Präsident Patrick Faure. Dieser hatte schon am letzten Wochenende verkündet: "Wenn wir müssen, dann werden wir unsere eigene Meisterschaft starten."

Streitpunkte gibt es zwei: Zum einen die Verhandlungen mit der FIA und deren Präsidenten Max Mosley über das zukünftige Reglement ab der Saison 2008. Zum anderen die Gespräche mit den Rechteinhabern; also den drei Kirch-Gläubigerbanken sowie Bernie Ecclestone. Letztere erachtet Faure erwartungsgemäß als die "wichtigeren" Verhandlungen.

"Wir halten an unserem Ziel fest. Und das ist es den Teams, die die Show organisieren, mehr Geld zu garantieren", betont er das vorrangige Ziel. "Darin werden wir keinen Kompromiss eingehen. Wir möchten mehr Geld, nicht für uns, sondern für die Teams."

Bei ihrem Treffen in München demonstrierten die 5 + 7 nun noch einmal Einigkeit, welche allerdings bald zerfallen könnte. So erklärten alle fünf Hersteller und sieben Teams verbindlich, dass sie nur gemeinsam in einer Rennserie antreten werden, welche den Prinzipien einer "klaren und fairen Weltmeisterschaft" entspreche. Aber durch den Aufkauf von Minardi durch Red Bull dürften sie schon bald ein Team in das FIA/FOM-Lager verlieren.

Die Bridgestone-Neuzugänge Toyota und Williams bekannten sich hingegen am Mittwoch entgegen so mancher Vermutung glasklar zur Herstellervereinigung. Und auch die drei Unterzeichner des neuen Concorde Agreements, Ferrari, Jordan/Midland sowie Red Bull, wurden von den 5 + 7 dazu eingeladen an einem "konstruktiven Prozess zur Schaffung einer Grand Prix Racing Serie" teilzunehmen.

Trotz der fortlaufenden Gespräche sind die Planungen für die Hersteller-Rennserie also weiterhin voll im Gange. "Während die Gruppe bereit ist mit den Rechteinhabern und der FIA über die Zukunft des Grand Prix Motorsports nach 2007 zu diskutieren, zwingt sie die aktuelle Unsicherheit dazu mit den Vorbereitungen der Neuen Serie fortzufahren", heißt es in dem gemeinsamen Schreiben der Fünf.

Faure & Göschel sind sich einig: Sie möchten mehr Geld für die Teams., Foto: Sutton
Faure & Göschel sind sich einig: Sie möchten mehr Geld für die Teams., Foto: Sutton

Die bisherigen Fortschritte der letzten Teamchefmeetings mit Max Mosley und Bernie Ecclestone reichen den Herstellern und Teambossen jedenfalls nicht aus, um ihre eigene Serie einzustampfen. Aus diesem Grund soll die bereits seit Ende 2004 mit dem Aufbau der Neuen Serie beauftragte International Sports & Entertainment AG (iSe) auch weiterhin an einer Konkurrenzrennserie basteln und mit Schlüsselfiguren Kontakt aufnehmen. Gemeint sind damit höchstwahrscheinlich Streckenbetreiber, Sponsoren oder TV-Stationen.

Kampf den Herstellern

FIA-Präsident Max Mosley dürfte diese Ankündigung jedoch kalt lassen. Er hatte schon vor einigen Tagen mitgeteilt, dass er die Hersteller bei einer etwaigen eigenen Rennserie unterstützen würde. Allerdings zweifelt er den Erfolg der Serie an, da diese aus seiner Sicht in eine unendliche Kostenspirale zu stürzen droht.

"Sollten einige der Automobilhersteller weiter eine private Rennserie mit unlimitierten Ausgaben betreiben wollen, dann wird die FIA sie dabei unterstützen", legte der Weltverband den Herstellern in einem offiziellen Schreiben keine Steine in den Weg. "Es wäre ein interessantes Experiment, aber es wäre für die Formel 1 Weltmeisterschaft zu riskant. Die Kosten würden mit höchster Wahrscheinlichkeit über die aktuellen Werte ansteigen und eine volle Unterstützung durch die Hersteller verlangen."

Leisten können sich die FIA und Mosley diesen Standpunkt, weil die Drohwirkung der Konkurrenzrennserie und der abgezogenen Teams von der FIA/FOM-Allianz in den letzten Wochen stark an Kraft verloren hat. Mit Ferrari, Red Bull Racing, Midland sowie dem zweiten Red Bull Team, drei angeblichen Neueinsteigern und zwei angeblich interessierten Automobilherstellern hätte die F1 auch ohne die sechs Teams und fünf Hersteller ein akzeptables Starterfeld zu bieten. Eines der großen Argumente der Herstellerserie scheint damit ausgestochen. Aber nur wenn Mosley mit den fünf angeblichen Neulingen nicht geflunkert hat...

Letztlich steht also nur eins fest: Die Hersteller und Teams möchten mehr Geld und Einfluss. Die FIA und Mosley möchten eine billigere F1. Und Bernie Ecclestone und die FOM möchten nicht zu viel von ihrem Kuchen abgeben. Einfach zu sagen, dass sich in diesem Teufelskreis ein Kompromiss anbieten würde, wäre in der F1-Polotik aber zu simpel.

Denn die "Formel 1-Politik" ist nicht nur für Niki Lauda "so verwirrend, dass man am besten nur das schreibt oder sagt, was dann herauskommt und was man dann sieht. Die faseln alle so lange herum, bis sie nur noch konfus sind."