Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton übte unmittelbar nach der Farce von Spa-Francorchamps Druck auf Liberty Media aus. Der Mercedes-Pilot forderte noch am Sonntag vom F1-Promoter eine Rückerstattung der Ticketpreise an die Fans. Die Organisatoren des Grand Prix von Belgien bemühen sich in Abstimmung mit der Formel 1 nun um eine Entschädigung für die Zuschauer. Geld wird aber nicht in Aussicht gestellt. Gerhard Berger und Hans-Joachim Stuck kritisieren die F1 scharf.

"Das ist ein schmerzhafter Moment", so Spa-Präsident Melchior Wathelet im Gespräch mit der belgischen Nachrichtenagentur Sporza. Am vergangenen Sonntag warteten die 75.000 Zuschauer rund um den Circuit Spa-Francorchamps für rund vier Stunden vergebens auf einen Start des Grand Prix. "Die Leute sind für das Wochenende angereist und das wichtigste Element ist immer noch das Rennen", sagt er.

Die Offiziellen hielten im Wetterchaos lediglich zwei Runden hinter dem Safety Car ab, um die Mindestdistanz für die Wertung des Rennens zu erreichen. Dies führte unter Fahrern, Experten und Fans zu Unmut. Wathelet möchte das ins Wasser gefallene Rennwochenende nicht einfach so stehen lassen: "Wir werden über die Möglichkeit einer Geste an die Fans nachdenken. Wir müssen schauen, was möglich ist und sind für alles offen."

Spa-Francorchamps will Fans keine falschen Hoffnungen machen

Nicht nur Hamilton forderte nach dem Zwei-Runden-Rennen die Rückerstattung der Ticketpreise. Bei der montäglichen Gesprächsrunde Sport und Talk aus dem Hangar-7 auf ServusTV schlugen die Ex-Formel-1-Fahrer Gerhard Berger und Hans-Joachim Stuck in dieselbe Kerbe.

"Das war eine ziemliche Farce. Vor allem sind auch die Fans betrogen worden, das muss man einfach sagen", so Stuck. Der 70-Jährige erwartet mehr als eine Geste zur Wiedergutmachung: "Ich wünsche mir und hoffe nur eines, und zwar, dass der Veranstalter so gescheit ist, dass er den Fans sagt: passt auf, eure Tickets gelten auch im nächsten Jahr noch. So finde ich, muss das sein."

Die von Hamilton geforderte Rückerstattung kann der Präsident von Spa-Francorchamps zu diesem Zeitpunkt nicht in Aussicht stellen. "Es muss etwas konkreter werden. Wir werden keine Hoffnungen unter den Fans schüren, die wir nicht erfüllen können. Es ist zu früh, um zu sagen, ob irgendetwas möglich ist", so Wathelet. "Aber wir werden nichts in den Raum werfen, was nicht realistisch ist."

Regen-Farce in Spa: Wurde nur fürs Geld gefahren? (19:00 Min.)

Spa-Präsident verteidigt Formel 1, Berger kritisiert scharf

Der Belgier ging bei seiner Stellungnahme auch auf die Kritik an der Formel 1 ein, das Rennen nur aufgrund kommerzieller Interessen erzwungen zu haben. "Ich verstehe die Entscheidung", sagt er. Dass der letzte Versuch lediglich diesem Zweck gedient habe, verneint er: "Die Renndirektoren haben versucht, auf der Strecke zu fahren, aber es ging nicht. Alle Beteiligten waren darüber frustriert. Nun müssen wir eine ganzheitliche Lösung finden."

Am Mittwoch nach dem 'Rennen' gab auch die Formel 1 ein Statement ab. Danach prüfe man mit den Organisatoren des Rennens verschiedene Optionen für Ticketinhaber, "um ihnen unsere Anerkennung auszusprechen und ihnen für ihren Einsatz und ihr Engagement zu danken", heißt es. Eine Information, was das konkret bedeutet, soll noch einige Tage auf sich warten lassen. Allzu viele Anfragen von Fans für eine Erstattung oder Ähnliches sollen beim Promoter bislang nicht eingangen sein.

Gerhard Berger versteht den kommerziellen Druck, der auf Promotern und Rennstreckenbetreibern lastet. "Es geht da wirklich auch um große Themen wie die Versicherungsabdeckung, was mit den Zuschauern passiert, wenn das Rennen nicht stattfindet", so der 62-jährige DTM-Boss. Trotzdem hätte er sich am Sonntag eine elegantere Lösung dieses Konflikts gewünscht: "Aber ich glaube, man muss sich dieser Situation dann auch stellen."

In seinen Augen hat die Formel 1 ihrem Ansehen mit dem Erzwingen ihrer kommerziellen Interessen geschadet. "Zwei Runden bewusst hinter dem Safety Car zu fahren, um dann zu sagen, dass ein Rennen stattgefunden hat, und das mit Fans die zehn Stunden bei zehn Grad im Regen sitzen, finde ich nicht gut", so Berger, der auch den sportlichen Wert der Veranstaltung in Frage stellt: "Wenn ich in der Zeitung ein Siegerfoto mit Pokalen sehe, ist das glaube ich nicht sehr angebracht, denn es war eigentlich kein Rennen."