Zum ersten Mal wurde an diesem Sonntag ein Formel 1 Weltmeister in Südamerika gekrönt. Damit wurde auf jedem Kontinent, auf dem ein F1 WM-Lauf stattgefunden hat, schon einmal eine WM-Entscheidung getroffen. Das war allerdings nicht die einzige Lehre, die wir aus Sao Paulo mitnehmen können...

Die Lehre von den Vaterfreuden

Gleich drei Papas mussten sich am Donnerstag auf der offiziellen FIA-Pressekonferenz den Fragen der Journalistenschar stellen. Rubens Barrichello konnte aber keine noch so seltsame Frage die Freude nehmen: Seit der letzten Woche ist seine Familie neben Ehefrau Silvana und Söhnchen Eduardo auch noch um dessen kleinen Bruder Fernando angewachsen.

Antonios Tochter verewigte ihre Händchen auf Papas Helm., Foto: Sutton
Antonios Tochter verewigte ihre Händchen auf Papas Helm., Foto: Sutton

"Für mich ist es ganz besonders fantastisch, wenn ich nach so einem langen Tag der Arbeit nach Hause komme und die Windeln meines Sohnes wechseln kann. Das ist einfach nur fantastisch!", schwärmte Rubinho. Schon wenige Tage nach seiner Geburt wurde der Vorname von Barrichello Junior sogar weltmeisterlich. Die brasilianischen Fans werden jetzt hoffen, dass sie nicht erst 24 Jahre warten müssen, bevor sie möglicherweise mit Fernando Barrichello den nächsten Titelgewinn eines ihrer Landsleute feiern dürfen...

Die Lehre vom Scheich

Der Große Preis von Brasilien war nicht das einzige Motorsport-Großereignis an diesem Wochenende. Die Motorrad-WM gastierte in Malaysia, die Champ Cars in Las Vegas und die neue A1GP Serie gab ihr Debüt in Brands Hatch. Gleich zu Beginn des Wochenendes zeigte der World Cup of Motorsport warum sich beispielsweise der italienische Starter Enrico Toccacelo gegen eine Teilnahme als Freitagstester und für einen Renneinsatz in der A1GP entschieden hat.

Während die ersten beiden Freien Trainings in Brasilien wie gewohnt vom Rundengeiz bestimmt wurden, kaum ein Fahrzeug auf der Strecke zu sehen war und Zwischenfälle mit der Lupe gesucht werden mussten, drehten sich in den beiden Freien Trainings der A1GP Serie die Fahrer reihenweise von der Strecke. Es gibt also doch noch Trainingssitzungen in denen die Autos tatsächlich fahren und dann auch noch etwas Aufregendes passiert!

Die Lehre von den Fortsetzungen

Buttongate ist abgehakt: Jenson bleibt in Brackley., Foto: Sutton
Buttongate ist abgehakt: Jenson bleibt in Brackley., Foto: Sutton

Alles hat ein Ende; auch die erfolgreiche Hollywood-Serie Buttongate. Nach dem selbst vom CRB gewürdigten, riesigen Boxoffice-Erfolg von "Buttongate - Der Wechsel stirbt nie" im Jahre 2004, folgte in diesem Jahr das unvermeidliche Sequel "Buttongate II - Man wechselt nur zweimal".

Der Dauerbrenner dieses Jahres soll aber laut dem Hauptdarsteller Jenson Button und dessen Management keinen dritten Teil erhalten. Aber das sagen die Stars ja immer. Deshalb schließt der völlig unbeteiligte Juan Pablo Montoya eine neuerliche Fortsetzung nicht aus: "Alle werden jetzt bei Verträgen mit Jenson vorsichtig sein." Eddie Jordan ließ sogar schon einen ersten Spoiler auf eine möglich Handlung durchblicken: "Jenson ist jetzt eine beschädigt Ware..."

Die Lehre von den Winglets

Groß, blau, weiß und rot prangt der Union Jack auf den seitlichen Winglets neben dem B·A·R-Cockpit von Jenson Button. "Da vergisst Jenson nie, dass er Engländer ist", scherzte Ex-GP-Pilot Marc Surer beim Anblick der Onboard-Bilder von Buttons 007. Böse Zungen sollen ja sogar behaupten, dass es besser wäre Buttons aktuell gültigen Vertrag auf die Winglets zu kleben. Dann würde er auch diesen nie wieder vergessen...

Die Lehre von der Einigkeit

In Interlagos wurde wieder viel diskutiert., Foto: Sutton
In Interlagos wurde wieder viel diskutiert., Foto: Sutton

Einstimmig ist ein Begriff, der ebenso wenig wie Einheit oder Einigkeit im Wortschatz der zehn F1-Teambosse vorkommt. Dennoch fand Flavio Briatore nach den neuerlichen Meetings an diesem Wochenende einen Punkt, in dem sich alle Teamchefs einig sind: Das Rennen beginnt um 14:00 Uhr Ortszeit am Sonntag.

Beim Reglement und einem möglichen neuen Qualifying-Format herrscht hingegen weiterhin alles andere als Einigkeit. Niki Lauda fasste die politische Lage in der F1 deswegen korrekt zusammen: "Formel 1-Politik ist so verwirrend, dass man am besten nur das schreibt oder sagt, was dann herauskommt und was man dann sieht. Die faseln alle so lange herum, bis sie nur noch konfus sind." Dank dieser Erkenntnis, lassen sich manche von Max Mosleys Briefen viel besser verstehen...

Die Lehre vom KO

In den vergangenen drei Jahren erlebte die Formel 1 nicht weniger als fünf mehr oder minder stark veränderte Qualifying-Formate. Die Suche nach immer neuen Qualifying-Systemen geht aber immer weiter. So auch bei gleich zwei Teamchef-Meetings in Interlagos. Das neue Zauberwort heißt nun Knock Out Qualifying. Für die Glaubwürdigkeit des Sports bleibt zu hoffen, dass der Nachfolger des Einrunden-Qualifyings nur den Namen KO-Qualifying trägt und nicht selbst zum endgültigen KO für das Qualifying wird.

Die Lehre vom Helm

Die Brasilianer erlebten in Brasilien keinen Heimvorteil., Foto: Sutton
Die Brasilianer erlebten in Brasilien keinen Heimvorteil., Foto: Sutton

Wie in jedem Jahr ließ sich Juan Pablo Montoya bei einem Wettbewerb von Kindern ein Helmdesign für seinen Südamerika-Heim-GP entwerfen. Während beim Kolumbianer ein achtjähriges Mädchen das Rennen machte, ließ sich der Jungle Boy Antonio Pizzonia seinen Helm durch zwei Handabdrücke seiner Tochter verschönern. Die 'Jungle Girls' aus Südamerika scheinen also im wahrsten Sinne des Wortes gute Händchen für ein hübsches Helmdesign zu haben...

Die Lehre von den Mechanikern

Sie sind eines der bevorzugten Motive für Fotografen und TV-Regisseure: Mechaniker, Ingenieure und Gäste in den Boxen werden immer wieder gerne ins Bild gerückt. Wer sich dabei auf einem der Monitore entdeckt, entwickelt zugleich ein gewisses schauspielerisches Talent. Die einen grinsen in die Kamera, die anderen winken in selbige. Bei B·A·R und Renault reicht das für eine gute Show aber noch nicht aus. Während sich die britisch-amerikanischen Mechaniker während des Qualifyings durch das Bild schubsten, spielten die Franzosen im Rennen verstecken und tauchten vor der Kamera ab. Der Spaß ist also auch im F1-Paddock noch irgendwo dort draußen...

Die Lehre von den Weltmeistern

So lacht der neue Formel 1 Champion 2005!, Foto: Sutton
So lacht der neue Formel 1 Champion 2005!, Foto: Sutton

Der Sonntag war der Tag der Weltmeister: Zuerst sicherte sich Valentino Rossi im malaysischen Sepang seinen 5. MotoGP-Titel in Folge und seinen siebten WM-Gewinn insgesamt. Wenige Stunden und eine halbe Erdumrundung später war es dann an Fernando Alonso seinen allerersten Titel zu feiern und damit in der Heimat des bisherigen Rekordhalters Emerson Fittipaldi der jüngste F1-Champion aller Zeiten zu werden. Es ist also tatsächlich noch möglich, dass jemand anderes als Michael Schumacher Formel 1 Weltmeister wird.

Die Lehre vom Rennverlauf

Der Brasilien GP war ein typischer Fall eines modernen Formel 1 Rennens. Der Start war packend, die Startphase in den ersten Runden mitreißend; es gab Überholmanöver, Unfälle und jede Menge Action sowie Spannung. Doch nach drei Umläufen und dem Re-Start nach der Safety-Car Phase war alles auf einen Schlag vorbei. Die Positionen waren bezogen, es gab kaum noch Überholmanöver oder Zweikämpfe und der weitere Rennverlauf war vorhersehbar. Auch das entscheidende Rennen in der WM hat demnach keine eigenen Gesetze.

Die Lehre vom Sportsgeist

Faire Verlierer: McLaren gratulierte Renault zum Titel., Foto: Sutton
Faire Verlierer: McLaren gratulierte Renault zum Titel., Foto: Sutton

Erfolge und Titel zu feiern ist im Sport bekanntlich eines, Niederlagen wegzustecken etwas völlig anderes. Entsprechend fair präsentierte sich der 'Verlierer' des Kampfes um die Fahrer-WM-Krone. Norbert Haug war der erste Gratulant bei Flavio Briatore am Renault-Kommandostand, die McLaren-Mechaniker warne die ersten, die mit Champagner in der Renault-Box auf ihre Kollegen losgingen und selbst Ron Dennis hatte an diesem Tag ein Lächeln für all dies übrig. Mit einem Doppelsieg im Gepäck lacht es sich aber auch leichter...