Der Kampf um den dritten Konstrukteursrang der 2021er Saison ist geprägt von einem engen Zweikampf zwischen Ferrari und McLaren. Die beiden erfolgreichsten Rennställe der Formel-1-Geschichte liegen nach fünf Rennen gerade einmal zwei Punkte auseinander. Eine eindeutige Favoritenrolle konnte noch keinem dieser beiden Teams zugesprochen werden, obwohl die Scuderia dem britischen Rivalen zuletzt immer mehr Punkte abknöpfen konnte.

In den bisherigen Saisonrennen zeichnete sich folgender Trend ab: Während Ferrari im Qualifying bislang die Nase vorne hatte, konnte McLaren vor allem bei der Rennpace punkten. Beim Großen Preis von Monaco war die Angelegenheit allerdings eindeutig. Sowohl am Donnerstag als auch Samstag zog McLaren gegenüber Ferrari deutlich den Kürzeren.

Die Gefahr war für den britischen Traditionsrennstall also groß, im Kampf um den Titel 'Best of the Rest' einen Nackenschlag zu kassieren. Dazu kam es aber nicht. Charles Leclerc konnte das Rennen aufgrund eines Problems mit der linken Antriebswelle nicht in Angriff nehmen, ehe Lando Norris seinen Boliden aufs Treppchen stellte. Grund zur Erleichterung für McLaren-Teamchef Andreas Seidl, der davon ausging, die Schwächen des MCL35M würden in Monaco aufgedeckt.

Seidl über McLaren-Pace in Monaco: Hätte das nicht erwartet

Das Streckenlayout von Monaco zählt zu den anspruchsvollsten im gesamten Formel-1-Rennkalender. Der enge Stadtkurs ist übersät mit vielen langsamen Kurven. Gegebenheiten, die eigentlich nicht zur Charakteristik des McLaren-Boliden gepasst hätten sollen. Der magere Abstand von Norris auf die Pole-Zeit von Leclerc im Qualifying betrug letztlich aber nur zwei Zehntelsekunden.

Eine Überraschung? Ja, wie McLaren-Teamchef Seidl am Sonntag nach dem Monaco-Rennen festhielt. "Ich hätte nicht erwartet, dass wir in Sachen Pace so nah an Mercedes, Red Bull und auch Ferrari dran sein würden. Seit Saisonbeginn haben wir gesehen, dass wir in langsamen Kurven zu kämpfen haben. Das war dieses Wochenende also ermutigend."

In Monaco behielt Ferrari knapp die Oberhand, WM-Rang drei bleibt vorerst aber bei McLaren, Foto: LAT Images
In Monaco behielt Ferrari knapp die Oberhand, WM-Rang drei bleibt vorerst aber bei McLaren, Foto: LAT Images

McLaren wehrt Ferrari-Großangriff ab

Die Erwartung, dass Konkurrent Ferrari im Fürstentum schnell sein würde, bestätigte sich dagegen. Der Rückschlag folgte am Sonntag: Pole-Mann Leclerc konnte das Rennen aufgrund eines Problems mit der linken Antriebswelle - infolge seines Crashs im Qualifying - nicht in Angriff nehmen. Daher blieb nur noch Carlos Sainz, um Punkte nach Maranello zu bringen.

Sein zweiter Platz reichte in der Folge aber nicht aus, um McLaren den dritten WM-Rang streitig zu machen. Grund dafür war auch die starke Leistung von Norris, der nach Max Verstappen und Sainz das Podium komplettiere. "Für uns war das natürlich ein guter Rennausgang. Vor allem, wenn man bedenkt, was für eine starke Pace Ferrari am Donnerstag und auch Samstag hatte. Es bestand also das große Risiko, viele Punkte an sie zu verlieren", so Andreas Seidl.

Dass McLaren dabei offensichtlich auch Ausfälle der Konkurrenz ausnutzen konnte, ist auch dem Niederbayer nicht entgangen: "Wir haben augenscheinlich von Charles' Unglück profitiert. Das ist aber etwas, dass du keinem Gegner wünschst."

Solche Momente zeigen jedoch, wie konkurrenzfähig der Rennstall aktuell ist. "Wir haben immer gesagt, dass es wichtig ist, da zu sein, wenn sich Möglichkeiten ergeben. Das haben wir als Rennteam zusammen und mit einem fliegenden Lando gemanagt. Auch bei der Strategie und dem Boxenstopp hat das Team einen guten Job gemacht", führt Seidl aus.

Wie geht es weiter im Kampf um Platz drei?

Bei 18 noch verbliebenen Rennen ist das letzte Wort im McLaren-Ferrari-Duell noch lange nicht gesprochen. Dass die Scuderia die Form des Monaco-Wochenendes halten kann, stuft die italienische Mannschaft jedoch selbst als eher unwahrscheinlich ein, zumal der Stadtkurs der Charakteristik des SF21 sehr entgegenkam.

Daniel Ricciardo hatte auch in Monaco etwas zu kämpfen, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo hatte auch in Monaco etwas zu kämpfen, Foto: LAT Images

Ein entscheidender Faktor wird in diesem Zusammenhang der Umstieg auf die Entwicklung für den nächstjährigen Renner sein. In Anbetracht des neuen technischen Reglements werden die Teams den vollen Fokus wesentlich früher auf das nächstjährige Modell legen. Ferrari gab bekannt, sich bereits fast ausschließlich auf den 2022er Boliden zu konzentrieren. McLaren dagegen möchte flexibel bleiben und das Potential der laufenden Saison bestmöglich ausschöpfen.

Eine Thematik, die bei diesem Duell ebenfalls eine wichtige Rolle spiele wird, ist die Form von Daniel Ricciardo. Der Australier konnte sich seit seinem Wechsel zu McLaren noch nicht vollends an den neuen Dienstwagen gewöhnen, was sich auch auf der Strecke widerspiegelt. Seidl ist dennoch guter Dinge: "Er muss versuchen, sich mehr und mehr an das Auto anzupassen. Ich denke, dass es positiv für ihn ist, durch Lando zu sehen, dass das Potential da ist. Wir als Team tun, was wir können, um ihn dabei zu unterstützen, damit er das natürliche Gefühl wiederbekommt, was er braucht, um schnell zu sein."