Der heutige Sonntag gehört in den deutschen Medien komplett den Bundestagswahlen. Die Sportschlagzeilen gehörten in den letzten Wochen allerdings McLaren Mercedes. Egal ob es dabei um ein mögliches B-Team, einen Wechsel von Kimi Räikkönen zu Ferrari oder die angeblichen Alkoholeskapaden des Finnen ging. Manchmal standen sogar seine sportlichen Erfolge im Mittelpunkt.

Gedämpft wurde die Euphorie allerdings durch die vielen technischen Probleme, welches das Team in dieser Saison zu erdulden hatte. "Wenn man die Rennen analysiert, dann kann man von McLaren-Seite keine Schlamperei erkennen", wies Teamboss Ron Dennis gegenüber der Bild-Zeitung eigenes Verschulden zurück. "Die Dinge sind aus dem Rennen heraus passiert und waren unglücklich."

Wenn nicht am Team, lag es dann am Motorenpartner Mercedes? "Wir hatten dreimal Probleme mit dem Motor, im Training, glücklicherweise nicht im Rennen. Unser System muss hier besser werden", gesteht Norbert Haug ein. "Trotzdem: von den letzten elf Rennen haben wir acht gewonnen und Chassis und Motor sind weiter, auch für nächstes Jahr, steigerungsfähig."

Steigerungsfähig ist auch das Image des wohl angehenden Vizeweltmeisters Kimi Räikkönen. Nach seinen diversen Alkohol- und Clubeskapaden der letzten Monate, soll er zuletzt als Flitzer in italienischen Vorgärten gesichtet worden sein. Während das Team diesen "Vorgang" als "nicht bekannt" zurückwies, bestätigte Ron Dennis, dass es einen Brief an das Management des Finnen gegeben hat.

Der Inhalt: "Darin habe ich in freundlicher und höflicher Form erklärt, dass wir gegenüber den Sponsoren eine Verantwortung haben und dass es in diesen Verträgen Klauseln gibt, nach denen sich alle Teammitglieder angemessen zu benehmen haben. Es war meine Aufgabe, Kimi darauf hinzuweisen. Dieser Brief war ein kleiner Weckruf und so wurde er auch verstanden."

An einen vorzeitigen Abgang des Ice Man glaubt Dennis aber nicht. "Warum sollte er gehen?", fragt er. "Da kann es dann nur um Geld gehen. Aber, grundsätzlich: Wenn jemand gehen will, dann muss er gehen. Dann gehen wir auf den Markt und sagen: Wir sind McLaren-Mercedes, wir haben ein Superauto – und was meinen Sie, wie schnell der nächste Siegfahrer bei uns ist? Aber: Ich habe keinen Anhaltspunkt, dass er gehen wird."

Zudem dementiert Haug die angebliche Absichtserklärung, welche Räikkönen bei Ferrari unterzeichnet haben soll. "Es gibt keine Absichtserklärung und kein Signal von Kimi, dass er wechseln will. Er wird aus meiner Sicht auch nach 2006 hundertprozentig bei uns weitermachen. Wir können ihm das Beste bieten, was er so schnell in keinem anderen Team finden kann."

Können sie ihm ab 2007 vielleicht sogar zwei Teams bieten? Ein solches Gerücht machte jedenfalls zuletzt die Runde. Während CEO Martin Whitmarsh die Gerüchteküche nicht noch weiter anheizen wollte, gab Dennis nun zu: "Wir haben für eine Investorengruppe einen solchen Plan ausgearbeitet. Er liegt bei uns in der Schublade."

Die Kapazität für ein zweites Team wäre also da. "Es ist aber nichts konkret und nichts unterschrieben." Eine Konkurrenz für die unabhängigen Teams soll das laut Haug aber nicht darstellen. "Sie sind wichtig für die Formel 1", betont er. "Aber wir haben darüber intern weder detailliert diskutiert, noch eine Entscheidung getroffen."