Der Motorsportweltrat (WMSC) der FIA hat bei seiner dritten Zusammenkunft des Jahres 2020 am Freitag eine Einigung der Formel-1-Kommission zu Änderungen am Technischen Reglement in Sachen Kopier-Regeln für die kommende F1-Saison 2021 final abgesegnet. Gleichzeitig winkte der WMSC das neue Concorde Agreement durch und beschloss eine Erleichterung bei der Vergabe von Superlizenzen wegen der Corona-Krise. Damit kann die nahe und ferne Zukunft der Formel 1 nun kommen.

Für 2021 relevant ist vor allem die Bestätigung eines Verbots exzessiven ‚Reverse Engineerings‘ in der Formel 1. Die Teams dürfen nicht länger Boliden der Konkurrenz nur anhand von Fotos durch Oberflächen-Analysen der Aerodynamik per Software nachbauen. Die Nutzung von Stereofotogrammetrie und 3D-Kameras wird deshalb ebenfalls untersagt.

Reverse Engineering in Formel 1 verboten

Diese neuen Kopier-Regeln brachte die Formel 1 nach dem großen Ärger um den Racing Point RP20 der laufenden Saison auf den Weg. Mehrere Teams hatten zunächst Protest gegen die Entwicklung des Teams eingelegt, die stark an den Mercedes des Vorjahres erinnerte. Vor allem die Bremsbelüftungen gerieten dabei in Fokus. Letztlich zogen alle Protestler ihren Einspruch zurück, als die FIA die nun abgesegneten Regel-Änderungen auf den Weg gebracht hatte.

Ebenfalls formal durchgewinkt hat der Weltrat das neue Concorde Aggrement, das ab 2021 die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen Formel 1, FIA und den zehn Team definiert. Dieses hatten im August alle Rennställe unterzeichnet. „Diese Ratifizierung sichert der Königsklasse des Motorsports eine starke Zukunft“, kommentiert der WMSC in einer Mitteilung.

Formel 1: WMSC nickt neues Concorde Agreement ab

Die verbesserte Führungsstruktur werde in Kombination mit dem neuen Finanziellen Reglement und den Revolutionen der Sportlichen wie Technischen Regularien zur Saison 2022 für einen engeren und nachhaltigeren Wettbewerb sorgen, heißt es weiter. Dem Architekten der neuen Verträge, Formel-1-CEO Chase Carey, dankte der WMSC für seine Verdienste. Ab Januar 2021 übernimmt Stefano Domenicali den Posten an der F1-Spitze, wozu der Weltrat seine Glückwünsche ausrichtete.

Zuletzt von Relevanz für die Formel 1 ist eine Änderung der Vergabe-Regeln für die Superlizenz. Den F1-Führerschein erhielten Nachwuchsfahrer bislang, wenn sie innerhalb der vergangenen drei Jahre 40 Superlizenz Punkte erzielt hatten. Diese Spanne hat die FIA nun auf vier Jahre erweitert, wenn sich die Saison 2020 unter den anzurechnenden Jahren befindet. Von nun an werden schlicht die drei der vergangenen vier Jahre herangezogen, die am meisten Punkte brachten.

Corona-Krise: FIA erleichtert Zugang zu Superlizenz

Hintergrund ist die besondere globale Situation durch die Corona-Krise. Die FIA will auf diese Weise sicherstellen, dass Fahrer nicht durch höhere Gewalt und Umstände außerhalb ihrer Kontrolle benachteiligt werden. Aus diesen Gründen behält sich die FIA zudem vor, Superlizenzen im Einzelfall auch an Fahrer zu vergeben, welche die 40 Punkte trotz der neuen Regelung nicht erreichen. Mindestens 30 Punkte sind allerdings auch dann zwingend erforderlich, noch dazu muss der Fahrer „herausragenden Fähigkeiten“ im Single-Seater nachgewiesen haben.