Zum letzten Mal kommen am nächsten Wochenende in den belgischen Ardennen die geschätzten Motorhome-Paläste zum Einsatz. Danach geht es für den Saisonschlussspurt nach Brasilien, Japan und China. Zum Abschied aus Europa erwartet die F1-Welt aber noch einmal ein Klassiker: Auf der Ardennenachterbahn in Spa-Francorchamps könnte dabei sogar der Fahrer-WM-Titel entschieden werden.

Um dieses Kunststück zu erreichen müsste der WM-Leader Fernando Alonso seinen Vorsprung am Sonntag von 27 auf 31 WM-Zähler ausbauen. Dann könnte ihn Kimi Räikkönen auch mit drei Siegen aus den letzten drei Rennen nicht mehr bezwingen. Der Countdown für den jüngsten F1-Weltmeister aller Zeiten hat auf alle Fälle schon in Monza begonnen...

Renault: Zehn...

Im letzten Jahr vermasselte Kimi die rote WM-Party mit einem Sieg., Foto: Sutton
Im letzten Jahr vermasselte Kimi die rote WM-Party mit einem Sieg., Foto: Sutton

Die Franzosen betonen es unentwegt - und sie haben Recht damit: Sie kommen nicht als Favoriten auf den GP-Sieg oder Besitzer des schnellsten Pakets nach Belgien. Allerdings reisen sie mit einem standfesten Wagen in die Ardennen, welcher mit den hohen Anforderungen des zweiten Hochgeschwindigkeitsrennens in Folge durchaus klar kommen kann. Spannender als der Kampf um die Fahrer-WM gestaltet sich jedoch das Duell um die Konstrukteurs-Krone. Hier liegen die Gelb-Blauen zwar ebenfalls noch in Front, doch könnten sie ihre acht Zähler Vorsprung bis zum Saisonende noch verspielen. Jedenfalls dann, wenn McLaren Mercedes einmal sein Potenzial auch tatsächlich umsetzen könnte.

McLaren: Neun...

Und genau daran mangelte es in diesem Jahr bei den Silbernen: Die theoretisch möglichen und zu erwartenden überlegenen Doppelsiege blieben aus. Mindestens einem der beiden Fahrer - und in Monza sogar beiden - widerfuhr bislang immer ein Missgeschick oder ein technischer Defekt. Rein vom Speed her gesehen, dürften die Silberpfeile aber auch in Spa das Maß der F1-Dinge sein. Die Frage bleibt, ob sie das auch auf der langen Ardennenachterbahn in die Tat umsetzen können.

Ferrari: Acht...

Ein Bild aus längst vergangenen roten Jubeltagen., Foto: Sutton
Ein Bild aus längst vergangenen roten Jubeltagen., Foto: Sutton

Ferrair war früher einmal das absolute rote Maß der F1. Heutzutage müssen sich die einstmaligen Seriensieger damit begnügen, wenn sie in Spa in die Punkteränge fahren können. Zwei Hoffnungsschimmer gibt es für Michael Schumacher & Co aber noch: Zum einen das typisch belgische Ardennenwetter, welches uns durchaus den ersten Regen-GP seit langer Zeit bescheren könnte, und zum anderen die angekündigten Superreifen, mit denen Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo in den letzten drei Saisonrennen noch mindestens einen Sieg einfahren möchte. In Belgien liegt ein solcher Triumph derweil im Trockenen in weiter Ferne.

Toyota: Sieben...

Sollte sich die rote Formkurve so fortsetzen, wie sie sich zuletzt in der Türkei und Italien entwickelte, muss Ferrari sogar drauf achten, dass sie nicht schon in Belgien nach einer weiteren Nullnummer von Toyota in der Team-WM überholt werden. Für die Italiener wäre dies zwar kein allzu großer Beinbruch - schließlich hat man ohnehin ganz andere Ansprüche -, für die Japaner wäre es allerdings ein gefundenes weiß-rotes Marketing-Fressen. Angesichts der guten Leistungen bei den letzten Rennen müssen Jarno Trulli und Ralf Schumacher im Kampf um die vorderen Punkteränge auf jeden Fall mit eingeplant werden.

Williams: Sechs...

Der Jungle Boy erhält in den Ardennen eine zweite Chance., Foto: Sutton
Der Jungle Boy erhält in den Ardennen eine zweite Chance., Foto: Sutton

Ein großes weiß-blaues Fragezeichen steht derweil noch hinter BMW-Williams. Nachdem die Weiß-Blauen am Monza-Freitag eine gute Leistung gezeigt hatten, enttäuschten sie im Qualifying maßlos. Entsprechend schwer hatten es Mark Webber und Antonio Pizzonia den Aufwärtstrend aus der Türkei im Rennen zu bestätigen. Das gleiche Duo bekommt nun in Spa eine neue Gelegenheit sich zu beweisen. Für Nick Heidfeld heißt es unterdessen seine Verletzung komplett auszukurieren, um dann in den letzten drei Saisonläufen wieder im zweiten Cockpit sitzen zu können. Sein Ersatzmann Antonio Pizzonia muss hingegen beweisen, dass auch er im nächsten Jahr irgendwo ein Stammcockpit verdient hätte.

Red Bull: Fünf...

Zum Abschied aus Europa bekommt der Österreicher Christian Klien noch eine letzte Chance auf sich aufmerksam zu machen. Für die letzten drei Saisonrennen wird dann Tonio Liuzzi ins Cockpit neben David Coulthard zurückkehren. Im Kampf um den sechsten WM-Rang spielt dies den Dunkelblauen natürlich nicht gerade in die Karten. Schließlich hatten es Klien und Coulthard schon von ihren normalen Qualifying-Startplätzen zuletzt schwer genug in die Nähe der Punkteränge zu gelangen.

B·A·R: Vier...

Fährt Weiß in Spa wieder vor Rot?, Foto: Sutton
Fährt Weiß in Spa wieder vor Rot?, Foto: Sutton

Aber auch British American Racing schwächelte beim letzten Rennen in Italien. Mit einer neuen Motorenausbaustufe von Honda sowie einem neuen Aerodynamik-Paket sollen Jenson Button und Takuma Sato nun aber auch im Rennen ähnliche Positionen wie im Monza-Qualifying in Angriff nehmen. Das Minimalziel der letzten Saisonrennen lautet dabei WM-Rang sechs zu erobern und vielleicht sogar noch einmal auf das Podium zu fahren. Sollte dies noch vor dem Heimrennen in Japan gelingen, werden in Suzuka auch die Rufe nach dem ersten GP-Sieg des Teams wieder lauter - aber dadurch nicht realistischer - werden...

Sauber: Drei...

Bei Sauber steht die Welt still. Zumindest wenn es um die Saison 2005 geht. Denn in Hinwil konzentriert sich bereits alles auf die erste Saison als BMW-Werksteam. Entsprechend schwierig dürfte es für den scheidenden Felipe Massa und Jacques Villeneuve werden noch einmal in die Punkte zu fahren. Durch die bekannten Wetterkapriolen könnte ihnen also in Spa die letzte große Chance dazu präsentiert werden.

Jordan: Zwei...

In Monza war der EJ15B noch fehl am Platz., Foto: Sutton
In Monza war der EJ15B noch fehl am Platz., Foto: Sutton

Das gleiche gilt natürlich umso mehr für Jordan, die ebenfalls ihren letzten Belgien GP unter diesem Namen in Angriff nehmen werden. Dabei kommen erstmals in diesem Jahr zwei der überarbeiteten EJ15B Boliden zum Einsatz, weswegen nun auch Narain Karthikeyan in den Genuss des verbesserten Autos kommen wird. Ob die B-Version aber tatsächlich einen so großen Sprung ermöglichen wird, wie ihn der Inder schon seit Wochen anpreist, bleibt vorerst noch zu bezweifeln.

Minardi: Eins...

Bei Minardi dreht sich die Welt momentan wieder einmal nur um ein Thema: Verkaufen oder nicht verkaufen? Und wenn ja, an wen? Mit Red Bull soll es zumindest einen interessanten Kaufinteressenten geben, der angeblich bis zum Belgien GP ein Vorkaufsrecht besitzt. Der Konkurrenzfähigkeit der kleinen italienischen Truppe würde ein zweites Red Bull Team mit Vorjahres-Chassis und Cosworth-Motoren sicherlich gut tun. Die sympathische kleine Truppe aus Faenza würde der F1 aber dennoch fehlen. Selbst da sie auch am kommenden Wochenende nur auf den letzten Plätzen anzutreffen sein werden.