Man kann die WM-Tabellen drehen und wenden wie man möchte: Es läuft immer auf ein Duell Silber gegen Gelb-Blau, Räikkönen gegen Alonso und McLaren Mercedes gegen Renault heraus.

Dabei ist die silberne Ausgangssituation vor dem fünftletzten Saisonlauf in Monza eindeutig: "Wir müssen siegen", lautet die klare, aber dadurch nicht minder einfache Ansage von Kimi Räikkönen. Von der schlechten finnischen Siegstatistik im königlichen Park lässt sich der Ice Man jedoch ebenso wenig abschrecken, wie vom 24-Punkterückstand auf Fernando Alonso.

"Da wir schon eine ganze Weile immer siegen müssen, kann mich auch der fehlende finnische Sieg im Italien GP nicht schrecken." Im Gegenteil: Der Finne empfindet seine Negativbilanz bei den beiden deutschen Rennen sogar noch als "viel schlimmer" und geradezu "unheimlich".

Der Sieg führt nur über McLaren

Die Zutaten für einen unheimlich guten Italien GP besitzt McLaren allemal. "Wenn du dort zwei Dinge brauchst, dann sind es Motorleistung und guten Topspeed", weiß Kimi, "und beides haben wir. Es soll nicht eingebildet klingen, aber wer in Monza siegen will, muss zuerst uns schlagen." Die Testergebnisse der letzten Woche bestätigten dies eindrucksvoll.

Für seinen Titelrivalen und WM-Spitzenreiter Fernando Alonso geht es aber zuallererst nicht ums siegen. "Durch das Ergebnis des Türkei-Grand Prix hat sich im Endeffekt nicht viel verändert", schätzt er die WM-Situation ein. "So lange wir bei den ausstehenden Saisonläufen ins Ziel kommen, sind wir auf der sicheren Seite."

Demnach lautet die Devise weiter Punkte und Podestplätze zu sammeln. "Dann können wir unseren Vorteil in der Fahrer- und Konstrukteurswertung gar nicht mehr verlieren. Wir können uns sogar erlauben, auch mal ein schlechteres Ergebnis zu erzielen, und würden dennoch in Führung bleiben."

Der Titel führt nur über Fehler des anderen

Der Ice Man wartet auf seine Chance., Foto: Sutton
Der Ice Man wartet auf seine Chance., Foto: Sutton

Ganz anders schätzt der Spanier die Situation bei den Silbernen ein. "McLaren steht hingegen unter dem Druck, bis zum Finale in China immer perfekte Leistungen zu zeigen. Gelingt ihnen das nicht, warten wir nur darauf sie dafür zu bestrafen..."

Das große Lauern auf den entscheidenden Fehler des Gegners hat also begonnen. Räikkönen wartet auf Probleme oder einen Ausfall von Alonso, um auf diese Weise den Punkterückstand mit großen Schritten zu minimieren, und Fernando wartet auf den alles entscheidenden Ausfall oder Fehler von Kimi, welcher den Titelkampf vorzeitig beenden würde.

Schwarzmalern kommen in diesem Augenblick natürlich sofort Erinnerungen an die vielen Motorschäden des Finnen zur Saisonmitte. "Ich habe mit dem gleichen Triebwerk auch die Hitzerennen von Budapest und Istanbul gefahren, und das hat ohne Probleme geklappt", zeigt sich Räikkönen davon unbeeindruckt. "Ich habe zuvor auch in Barcelona und Monte Carlo mit einem Motor gewonnen." Danach musste er allerdings auch mehrmals in den Freien Trainings das Aggregat austauschen lassen. Dennoch: "Die Standfestigkeit macht mir keinen Kummer. Ich konzentriere mich nur auf meine Arbeit, und die heißt siegen."

Der Titel führt nur über die Konkurrenz

Dank der herausragenden Zuverlässigkeit von Fernando Alonsos R25, muss sich der Spanier nicht vordergründig mit der Angst vor einem Ausfall herumschlagen. Stattdessen beunruhigen ihn und sein Team die immer näher aufschließenden Rivalen von Toyota und British American Racing.

"Wahrscheinlich werden B·A·R und Toyota vorne mitmischen", erwartet Alonso. "Wir müssen sicherstellen, dass wir McLaren in beiden Meisterschaften schlagen. Das heißt natürlich vor allem, dass wir verhindern müssen, dass jemand von denen zwischen die McLaren und uns fährt. Denn zweite Plätze sind unter WM-Gesichtspunkten ja schon okay."

Für Kimi Räikkönen zählen hingegen nur noch Siege. Am besten Doppelsiege mit seinem Teamkollegen Juan Pablo Montoya im Schlepptau. "Wir wissen, dass es schwierig ist, Renault und Alonso abzufangen", sagt Kimi. "Wir können nicht mehr tun, als bei jedem Grand Prix das Beste herauszuholen. Dann sehen wir, wohin uns das führt. Ich hätte aber bestimmt nichts dagegen, wenn es das eine oder andere Team gäbe, das Renault einige Punkte wegschnappt."

Den Titel hat der Finne also noch lange "nicht aufgegeben". Ganz im Gegenteil. Er beruft sich sogar auf einen alten Leitspruch eines jener Teams, welches ihm den Titelkampf noch angenehmer gestalten könnte: "Möglich ist in der Formel 1 alles" oder anders formuliert: Nichts ist unmöglich...