Liebe motorsport-magazin.com Leserinnen und Leser,

Die Formel 1 Premiere in der Türkei hat mir sehr gut gefallen. Ich bin zwar selbst nicht auf der Strecke gefahren, aber das was man am Fernseher sehen und von den Kollegen vor Ort hören konnte, war doch sehr positiv. Die Strecke ist in gewisser Weise eine Mischung aus Bahrain und Spa-Francorchamps. Sie ist zwar nicht so lang wie Spa, aber man hat Überholmöglichkeiten und viele schnelle Kurven. Insgesamt muss man sagen, dass Hermann Tilke sehr gute Arbeit geleistet hat.

Kimi Räikkönen hat in der Türkei eine herausragende Performance gezeigt: Kimi war schnell, fehlerlos und hat das Rennen verdient gewonnen. Juan Pablo Montoya war auch schnell und als alle dachten, dass er Zweiter werden würde, geschah der Zwischenfall mit Tiago Monteiro. Es ist schwierig die Situation zu beurteilen, aber ich würde beiden eine Teilschuld geben. Beide Fahrer waren etwas optimistisch und dachten vermutlich, dass die Situation schon vorbei sei, d.h. Montoya glaubte locker vorbei zu sein und Monteiro dachte, dass der Abstand zu Montoya schon groß genug ist, um so spät wie immer zu bremsen. Aber das war nicht der Fall. Möglicherweise spielte auch die nachlassende Kraft eine Rolle, denn in der Türkei wurde links herum gefahren und dadurch wird die Nackenmuskulatur anders beansprucht. Die Fahrer werden dann müder und sind nicht mehr hundertprozentig konzentriert.

Der große Nutznießer aus dieser Situation war Fernando Alonso. Er hat das Glück des Tüchtigen und rutschte zum Schluss noch auf Platz zwei. Aber man muss auch hinzufügen, dass Alonso immerhin Dritter war und stets in Lauerstellung lag. Er war also nicht weit weg.

Dadurch machte Räikkönen erneut nur zwei Punkte auf Alonso gut und Kimi spürt nun die Nachteile der neuen Punkteregelung. Diese wurde 2003 eingeführt, als Michael Schumacher so viele Rennen gewann und man den zweiten Platz aufwerten wollte. Mit dem alten Punktesystem würde Räikkönen im Falle eine Sieges und eines zweiten Platzes von Alonso immerhin vier Punkte gutmachen. Aber es ist nun mal so und die Konstanz eines Fernando Alonso wird belohnt.

Für das Rennen in Monza erwarte ich, dass die McLaren und Renault erneut vorne sein werden. Wenn der Wagen von Kimi hält, dann wird er das Rennen wohl gewinnen. In der Formel 1 kann jedoch alles passieren, insbesondere bei Geschwindigkeiten um 370 Km/h. Deshalb ist auch der Start in Monza sehr wichtig und gefährlich. Dort kann es schnell zu einem Unfall kommen.

Die Tifosi werden sicherlich auf einen Sieg oder Podestplatz von Ferrari hoffen, aber es wird schwer werden. Im Grunde kann man sagen: Wenn am Ferrari alles passt, fahren sie ein gutes Rennen, aber wenn nicht alles hundertprozentig in Ordnung ist, dann ist es ein Wochenende zum vergessen. Und genau so wird es in den verbleibenden Saisonrennen sein. Top oder Flop.

Deshalb sehe ich keinen Ferrari auf dem Podest, sondern ganz vorne Räikkönen, vor Montoya und Alonso.

Was mich betrifft, so habe ich an diesem Wochenende im Rahmen der Belcar Serie am 24 Stundenrennen von Zolder teilgenommen. Zunächst lief alles positiv und wir fuhren im Qualifying auf die Pole Position. Im Rennen sind wir dann leider nach Getriebeproblemen und einer gebrochenen Getriebewelle um sieben Uhr morgens ausgeschieden. Unterdessen hoffe ich die zwei letzten Champ Car Rennen bestreiten zu dürfen. Das wird nicht einfach werden und wir konzentrieren uns zugleich auf die Saison 2006. Unser Hauptaugenmerk gilt der Champ Car Serie, aber vielleicht ist auch ein Testfahrercockpit in der F1 möglich.