Sieben Tage hat die Woche. So auch die vergangene Woche nach dem GP-Debüt in der Türkei. Kein einziger davon verging ohne nicht mindestens eine Schlagzeile mit dem Satzbaustein Michael Schumacher.

Dabei widmete der Blätterwald dem Rekordweltmeister, trotz seiner aktuellen Erfolgsflaute, beinahe mehr Aufmerksamkeit, als zu Zeiten seiner roten Seriensiege.

Das vorläufige Endergebnis der "Michael Schumacher wechselt zu McLaren Mercedes, weil Willi Weber eine Gehaltserhöhung verlangt, und wird bei Ferrari durch den mit einem Vorvertrag versehenen Kimi Räikkönen ersetzt"-Gerüchte war jedoch wenig befriedigend; aber durchaus erwartungsgemäß: Es hagelte vier Dementis von Schumacher, Räikkönen, McLaren und Ferrari.

In Monza war viel los - aber alles drehte sich um einen Mann..., Foto: Sutton
In Monza war viel los - aber alles drehte sich um einen Mann..., Foto: Sutton

Einige interessante Nachrichten wären bei all den Schumacher-Stories in dieser Woche beinahe untergegangen. Beispielsweise die anhaltende Formkrise der Scuderia Ferrari, die Diskussionen um eine mögliche Stallregie bei Renault oder die von McLaren dominierten Testfahrten in Monza.

Selbst der letzte Stein in der Umstrukturierung des Williams-Teams fand nur wenig Beachtung in den deutschen Medien. Und das obwohl ein Deutscher dem BMW-Abzugs-Strom aus Grove entgegenpaddelt und als neuer Chefdesigner für den FW28 verantwortlich zeichnen wird.

Denn während BMW seine Techniker schon nach der Bekanntgabe des Sauber-Deals von der Insel abgezogen hat, nimmt der ehemalige Toyota- und B·A·R-Ingenieur Jörg Zander ab September seine Arbeit im Williams-Hauptquartier auf.

Bei den Teams kommen die Testarbeiten derweil fast schon zum Erliegen. Verantwortlich dafür ist das selbst auferlegte Testlimit von maximal 30 Testtagen innerhalb der Saison.

Während Ferrari also weiter fleißig unbegrenzt testet, mussten McLaren und British American Racing in der vergangenen Woche bereits die Tage zählen. Den Silbernen standen nur noch vier und den Weißen nur noch sieben Testtage zur freien Verfügung.

Aus diesem Grund beendete McLaren seine Arbeiten einen Tag früher und begann B·A·R erst am Donnerstag mit seinen Vorbereitungen auf den Italien GP an gleicher Stelle.

Auch er heißt Schumacher. In den Schlagzeilen tauchte er nicht auf., Foto: Sutton
Auch er heißt Schumacher. In den Schlagzeilen tauchte er nicht auf., Foto: Sutton

Um das Problem der ausgehenden Testtage zu kaschieren setzte B·A·R erneut auf eine umstrittene Regelauslegung, die dem Wortlaut der freiwilligen Selbstbeschränkung nach aber legal ist. Sie reisten mit drei Autos an. Davon durften aber nur zwei gleichzeitig auf der Strecke aktiv sein. Bei technischen Problemen oder einem Wechsel des Testprogramms konnte man dadurch allerdings schneller reagieren und wertvolle Zeit sparen.

Auf die gleiche Taktik setzte auch Toyota, die ebenso wie B·A·R schon beim letzten Test in Jerez mit mehreren Autos angereist waren. Für Peter Sauber ist die Formel 1 angesichts solcher und anderer Maßnahmen (etwa zwei Testteams an zwei verschiedenen Orten, obwohl nur eines testen darf) einfach nur noch "verrückt".

Da dieses Vorgehen aber dem Geist der Testbeschränkung entspricht, ernteten die beiden Rennställe erneut nur argwöhnische und genaue Blicke der Konkurrenten. Sie selbst fühlten sich hingegen - zurecht - voll im Recht.

Stärkeren Widerspruch erfuhren die Japaner jedoch, weil sie mit Franck Perera einige Shakedowns in Spa-Francorchamps absolvierten. Dabei hielten sie sich sowohl an die 50 Kilometer-Limitierung als auch an die Vorgabe nur auf offiziellen FIA-Strecken zu testen. Schon in den vergangenen Jahren führten die Köln-Marsdorfer solche Shakedowns auf der belgischen Strecke in der Nähe ihrer Fabrik durch.

Minardi zählt die Testtage aus anderen Gründen: Finanziellen..., Foto: Sutton
Minardi zählt die Testtage aus anderen Gründen: Finanziellen..., Foto: Sutton

Allerdings fuhren die Weiß-Roten nicht auf der gesamten Strecke, sondern nur von der Boxengasse den Berg hinunter und durch die Eau-Rouge bis zur Les Combes. Dort drehten sie wieder um und fuhren den genannten Weg zurück: Also auch in entgegengesetzter Richtung durch die berüchtigte Eau-Rouge!

Vom gleichen Shakedown-Recht machte vor dem Türkei GP auch Renault gebrauch, als sie mit Heikki Kovalainen auf der gleichen Strecke von der Boxengasse bis zu Les Combes rund 30 km zurücklegten. Toyota fuhr bei einem weiteren Shakedown übrigens auch von der Bus-Stop bis Les Combes.

Der ständig zunehmende Druck im Titelkampf und die rapide abnehmenden erlaubten Testtage zwingen die Vieltester unter den Neun also zu einer immer krasseren Ausnutzung der Regeln und Schlupflöcher. Nur Ferrari braucht sich darüber keine Gedanken zu machen. Aber weder die dadurch frei gewordene Gedankenkapazität noch die unlimitierten Testfahrten konnten den Italienern bislang aus der Krise helfen...