Das Wichtigste zuerst: Die Strecke in Istanbul ist großartig. Aber wie haben sie diese Berg- und Talbahn mit ihren fantastischen Kurven mitten im Nirgendwo gebaut?

Zuallererst müssen sie sehr viel Dynamit benutzt haben um die ganze Erde zu bewegen! Die Designer haben verdammt gute Arbeit geleistet und den Streckenbau auf ein neues Level gebracht. Wir gingen am Mittwoch über die Strecke und fuhren dann am Donnerstag mit einem Moped drüber. Man konnte sofort erkennen, dass es eine großartige Fahrerstrecke ist.

Für uns Fotografen war es aber ein sehr schwieriges Stück Arbeit. Die gesamte Strecke wurde aus Sicherheitsgründen mit Zäunen versehen und man konnte nur durch einige Löcher Bilder machen. Man konnte also nur dort Bilder machen, wo es erlaubt war.

Dadurch wurde es schwierig zu experimentieren. Zusammen mit dem fehlenden Hintergrund wirkte alles etwas trist. Es gab keine Flaggen, keine Bäume, keine Moscheen. Aber ich habe das Gleiche wohl im letzten Jahr über Bahrain gesagt.

Es wäre schön, wenn wir ein größeres Mitbestimmungsrecht dabei hätten, wo diese Löcher im Zaun sind. An einer Stelle stand sogar eine Toilette davor! 23 Löcher und wir müssen um den Blick von einer Toilette kämpfen...

Unsere Stimme muss mehr berücksichtigt werden. Wir haben einen Sprecher, aber sie denken nur an die Sicherheit. Es gibt 70 Fotografen die regelmäßigen bei den GP dabei sind. Wir spielen eine wichtige Rolle. Rennstrecken wie Australien sind für uns wirklich toll. Sie kümmern sich darum, dass die Löcher an den richtigen Stellen sind. Sie haben sogar ein eigenes Budget dafür.

Wir gehen am Donnerstagabend mit dem Sicherheitsmann die Strecke ab und wir entscheiden wo die Fotostellen sind. In der Türkei ging das nicht.

Als ich durch die Jordan Box ging, waren alle total begeistert. Die Jungs erklärten mir, dass sie jedes brauchbare Material benötigten um die Wände in der Box abzudecken. Sie hatten so viel Platz, dass sie die ganzen Flügel und Ersatzteile auslegen konnten. Und trotzdem gab es noch genügend Raum zum Arbeiten.

Die Strecke half auch dabei ein großartiges Rennen abzuhalten. Denn viele Fahrer mussten sich durch das Feld kämpfen. Ich wusste nicht, dass es so stark bergauf und ab gehen würde. Es war fast schon wie in Spa oder Interlagos. Also auf den alten, klassischen Strecken. Eine der Kurven erinnerte an die alte Steilkurve in Brasilien.

Und es gab eine Vollgas-Linkskurve über einen Hügel. Das war fast wie Spa. Alle Fahrer waren am Donnerstag gleichzeitig mit ihren Scootern auf der Strecke. Es war wie ein Moped Grand Prix!

Nur Kimi Räikkönen lief. Normalerweise macht er aber noch nicht einmal das. Aber ich glaube, dass es ihm geholfen hat. Wenn man die Strecke abläuft sieht man mehr. Man kann die Bodenwellen fühlen.

Die Sicherheitsmaßnahmen waren in der Türkei wegen der Terrorangst sehr strikt. Diese Angst spürte man auch in der Stadt. Wir blieben im europäischen Bereich. Die Hotels standen dort in einem Komplex und überall gab es Sicherheitskarten. Auch hatte jedes Hotel einen Röntgenapparat.

Selbst an der Strecke wurde jedes Auto durchsucht, was am Sonntag lange Wartezeiten verursachte. Es erinnerte mich an jenen nassen Tag in Silverstone 2001. In der Türkei war es das Gleiche. Die Fans strömten immer noch hinein als das Rennen bereits vorbei war!

Am Sonntag waren viele Fans da und zwar nicht nur Türken, sondern auch viele Urlauber. Es waren auch viele Finnen vor Ort. Insgesamt ergab dies eine schöne Atmosphäre.

Zusammenfassend betrachtet war es ein großartiger Grand Prix. Er wird der Türkei helfen sich zu etablieren. Wenn man bedenkt, dass die olympischen Spiele rund 5 Milliarden Dollar kosten und die Strecke nur 60 Millionen gekostet hat, dann ist das eine verdammt gute Investition.

Olympia ist eine einmalige Veranstaltung und man kann nicht garantieren, dass die Anlagen danach noch benutzt werden können. Der Grand Prix kommt hingegen jedes Jahr wieder und sie werden von 150 Millionen Menschen weltweit gesehen. Das ist ein guter Gegenwert für das Land.

Wenn wir im nächsten Jahr zurückkommen, wird es aber alles komplett anders aussehen. Sie werden aus den Fehlern des ersten Rennens gelernt haben. So wie das beim zweiten Lauf in Bahrain auch der Fall gewesen ist. Die Strecke liegt zudem nur 15 Minuten von der Küste entfernt - also bleiben wir nächstes Jahr vielleicht am Strand!