Bewegliche aerodynamische Teile sorgen in der Formel 1 immer wieder für Diskussionen. Doch die Regel ist nichts neues. Bereits in den 70er-Jahren sorgten Aerodynamik-Komponenten für Diskussionen. Bernie Ecclestones Brabham-Team trieb es am 17. Juni 1978 mit dem BT46B in Schweden auf die Spitze und bekam die Rechnung dafür präsentiert.
Formel 1 heute vor 45 Jahren: Brabhams Fan Car schreibt mit Niki Lauda Geschichte
Lotus hatte die Formel 1 im Jahr 1978 mit den Typen 78 und 79 fest im Griff. Colin Chapman und sein Team von Designern stellten die Konkurrenz mit ihrem Ground Effect vor eine schier unlösbare Aufgabe. Ferrari und andere Teams mit Zwölfzylindermotoren waren aufgrund der Größe ihrer Triebwerke gar nicht erst in der Lage, den Unterboden aerodynamisch so zu gestalten, dass sich der gewünschte Unterdruck einstellt.
Ein Team mit V12-Motoren fand jedoch einen Weg dieses Problem zu umgehen und trieb den Ground Effect mit einem wilden Konzept auf die Spitze. Brabham rollte beim achten Rennen der Saison in Schweden den BT46B aus dem LKW. Aufsehen erregte sogleich die Tatsache, dass eine Konstruktion am Heck der Boliden von Niki Lauda und John Watson durch einen Mülltonnendeckel versteckt wurde.
Der flachliegende V12 von Alfa Romeo ließ beim Brabham zwar auch keinen klassischen Ground Effect über einen Unterboden mit Venturi-Tunneln zu, doch Chef-Konstrukteur Gordon Murray hatte mit etwas Inspiration durch den Chaparral 2J aus der US-amerikanischen Can-Am einen anderen Weg gefunden, den aerodynamischen Grip zu erhöhen.
Ein Ventilator am Heck des Brabhams erzeugte in Kombination mit den bei Lotus ebenfalls eingesetzten Seitenschürzen den gewünschten Unterdruck. Der Rotor war durch mehrere Kupplungen mit dem V12 verbunden, sodass seine Geschwindigkeit abhängig von der Drehzahl des Motors zu- oder abnahm. Da bewegliche Aerodynamik-Elemente per Reglement verboten waren, ließ Murray einen weiteren kleinen Ventilator über dem Motor durch den großen Rotor antreiben und verkaufte die Konstruktion als zusätzliche Kühlung.
Wie wirksam dieses Konzept war, zeigte sich schon im Stand. Leichte Gasstöße sorgten dafür, dass sich das Auto deutlich sichtbar der Asphaltoberfläche annäherte. Für die Piloten bedeutete dieses Konzept, dass sie vor den Kurven einen möglichst niedrigen Gang mit hohen Drehzahlen fahren sowie früh wieder ans Gas gehen mussten, um den Effekt des Ventilators zu nutzen.
Zwar erreichten die Offiziellen schon nach dem Anblick des Autos die ersten Proteste der Konkurrenz, doch es wurde für das Rennen in Anderstorp zugelassen. Brabham ließ sich zunächst nicht in die Karten schauen. In den Trainings hielt man sich mit vollen Tanks zurück und auch im Qualifying ließen Watson und Lauda Pole-Sitter Mario Andretti im Lotus den Vortritt.
Am Sonntag gewann Lauda mit über einer halben Minute Vorsprung auf Riccardo Patrese im Arrows, nachdem seine einzigen Konkurrenten Watson und Andretti per Dreher beziehungsweise Defekt ausgeschieden waren. Die Dominanz des BT46B veranlasste Lotus dazu, umgehend an einer eigenen Interpretation des Fan Cars zu arbeiten.
Gleichzeitig gingen Lotus und Co. jetzt erst Recht gegen das bedrohlich dominante Auto von Brabham vor. Andretti bezeichnete den Boliden als Staubsauger und klagte, dass der Ventilator Dreck und Steine aus dem Heck der Brabhams schleudern würde. Murray widersprach diesem vermeintlichen Sicherheitsrisiko, doch die gesamte Diskussion sollte ohnehin bald durch einen anderen Faktor erstickt werden.
Bernie Ecclestone war neben seiner Rolle als Brabham-Eigentümer auch Vorsitzender der Vereinigung der Formel-1-Konstrukteure FOCA, der neben seinem eigenen Team auch die direkte britische Konkurrenz wie Lotus oder Tyrrell angehörte. Chapman drohte Ecclestone in der Folge mit dem Ausstieg seines Teams aus der FOCA.
Ecclestone handelte innerhalb der Vereinigung zwar einen Deal aus, der dem BT46B drei weitere Rennen zugestanden hätte, unter dem Druck der anderen Mitglieder stampfte er das Auto jedoch umgehend ein um seine Position an der Spitze der FOCA nicht zu gefährden. Darüber hinaus wäre die Einigung für drei weitere Rennen sowieso wenig später hinfällig gewesen, da die FIA das Auto als illegal einstufte.
Was sonst noch geschah:
Vor 16 Jahren: Der bis dato letzte Auftritt der Formel 1 in Indianapolis ist Jahre später denkwürdiger als man am 17. Juni 2007 vermutet hätte. Lewis Hamilton erkämpfte eine Woche nach seinem ersten F1-Sieg beim Kanada GP gegen McLaren-Teamkollege Fernando Alonso gleich den nächsten Triumph. Den letzten Punkt für Platz acht schnappte sich niemand Geringeres als der gerade einmal 19-jährige Sebastian Vettel. Nach Robert Kubicas schwerem Unfall in Montreal gab er im BMW Sauber spontan sein Debüt und überzeugte auf Anhieb. Heute bringen Hamilton und er es zusammen auf elf WM-Titel.
Vor 39 Jahren: Spiel, Satz und Sieg für Nelson Piquet beim Kanada GP 1984. Der Brasilianer ließ beim siebten Saisonrennen nichts anbrennen und fuhr im Brabham BMW von der Pole Position aus einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg samt schnellster Runde ein. Es war der dritte und letzte Grand Slam in Piquets F1-Laufbahn. Es war das erste Punkteresultat des Titelverteidigers in der Saison. Das Podest komplettierten die McLaren-Teamkollegen Niki Lauda und Alain Prost.
Vor 50 Jahren: Neue Märkte waren in der Formel 1 schon immer ein Thema und so kam es 1973 zum ersten Grand Prix von Schweden. Publikumsliebling Ronnie Peterson hatte das Land mit seinen Leistungen im Lotus erfolgreich mobilisiert und enttäuschte mit der Pole Position nicht. Im Rennen musste er sich jedoch McLaren-Pilot Denny Hulme geschlagen geben. Der Neuseeländer hatte sich für eine härtere Reifenmischung entschieden und fing den Lokalmatador in der vorletzten Runde ab. Francois Cevert fuhr im Tyrrell auf Platz drei.
Vor 61 Jahren: Lotus und Jim Clark sorgten beim Belgien GP 1962 für einen wahren Meilenstein in der Geschichte der Formel 1. Auf dem damals noch 14,1 Kilometer langen Circuit de Spa-Francorchamps verwies der Schotte Graham Hill und Phil Hill auf die Plätze zwei und drei und feierte damit den ersten seiner insgesamt 25 Siege. Darüber hinaus sorgte der Erfolg des Lotus 25 für den ersten Triumph eines F1-Autos mit Monocoque-Bauweise.
Vor 72 Jahren: Für den zweiten Grand Prix von Belgien in der Formel 1 fanden sich 1951 gerade einmal 13 Piloten für drei Hersteller zusammen. Alfa Romeo und Ferrari dominierten die sieben anderen Boliden aus dem Hause Talbot-Lago. Pole-Setter Juan Manuel Fangio verlor bei einem misslungenen Boxenstopp allerdings 15 Minuten und kam im Rennen nicht über Platz neun hinaus. Markenkollege Giuseppe Farina gewann vor dem Ferrari-Duo Alberto Ascari und Luigi Villoresi.
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