Mit den Absagen der MotoGP-Rennen in Katar und Thailand hat das Coronavirus für die nächsten Auswirkungen auf eine Top-Rennserie des Motorsports gesorgt. Zuvor hatten bereits die Formel E einen ePrix im chinesischen Sanya und die Formel 1 den China GP in Schanghai zumindest vorläufig absagen müssen.

War in letztgenannten Fällen hauptverantwortlich für die Absagen, dass es sich schlicht um das Ursprungsland von ‚COVID-19’ handelt - in China wurde das Virus im Dezember 2019 erstmals nachgewiesen - geht es bei der Absage des MotoGP-Events in Katar viel mehr um Einreisebestimmungen.

14 Tage lang werden in dem Wüstenstaat alle aus Italien kommenden Reisenden unter Quarantäne gestellt. Italien ist mit 1696 Fällen internationale Nummer drei der meisten Coronavirus-Infektionen. Da die italienische Fraktion der Motorradserie besonders groß ausfällt, war eine Absage unumgänglich. Der Saisonauftakt von Moto2 und Moto3 hingegen findet statt - aber nur, weil diese Serien sich für einen Test ohnehin schon in der Region befinden.

Formel 1 2020: Coronavirus - Drohen noch mehr Rennabsagen? (09:30 Min.)

In der Formel-1-Szene lassen die Absagen im Zweiradsport die Sorgen um den gesamten Saisonstart alles andere als kleiner werden. Auch hier sorgen Einreisebestimmungen für Bedenken. Im Fokus stehen Australien, Bahrain und Vietnam. Überall gestaltet die Situation gegenwärtig etwas anders, zudem handelt es sich um eine derartig dynamische Lage, das alle Informationen schnell überholt sein können. Nach aktuellem Stand sieht es jedoch so aus:

Australien

Der Formel-1-Saisonauftakt im australischen Melbourne (15. März) kann - nach derzeitigem Stand - wohl regulär über die Bühne gehen. Zumindest hat die Regierung Australiens bis dato lediglich für ein Land die Einreisebedingungen verschärft - den Iran (1501 Infektionen). Wer aus dem Land des Mittleren Ostens anreist, muss sich Down Under für 14 Tage selbst unter Quarantäne stellen. Von Reisen in den Iran rät Australien (selbst 30 bestätigte Fälle) ab.

Letzteres gilt zwar auch im Ansatz für Italien. Hier warnen die Behörden, in ganz Italien ein besonderes Maß an Vorsicht walten zu lassen. Bei der Einreise aus Italien nach Australien gibt es jedoch keine Auflagen wie im Fall des Iran. Sollte sich dieser Punkt kurzfristig - Ende dieser Woche reisen die ersten Teammitglieder nach Australien - ändern, wäre das, analog zur MotoGP, eine extrem schlechte Nachricht für die Formel 1. Mit Ferrari, AlphaTauri oder auch Pirelli gäbe es viele Betroffene.

Die Offiziellen des Australien GP geben sich in einem aktuellen Statement vom heutigen Montag jedenfalls zuversichtlich. „Alle Systeme für das 25. Formel-1-Rennen in Melbourne nächste Woche sind auf ‚Go’“, sagt Andrew Westacott, CEO des Australien Grand Prix.

„Die Gesundheit und Sicherheit aller [...] beim Australien Grand Prix 2020 ist von größter Bedeutung. Die Australian Grand Prix Corporation verfügt bei jeder Veranstaltung über robuste Vorkehrungen für das Gesundheits-, Sicherheits- und Notfallmanagement und wir arbeiten in dieser Angelegenheit mit den Gesundheitsbehörden und allen relevanten Regierungs- und Notfallorganisationen zusammen.“

Die Situation werde weiterhin genauestens in Absprache mit den Gesundheitsbehörden des Bundesstaates Victoria und Australiens überwacht, heißt es weiter. „Zu diesem Zeitpunkt gibt es weder Hinweise auf weitere Reiseverbote noch Hinweise darauf, dass die Formel 1 und die Teams nicht wie gewohnt ankommen werden“, sagt Westacott. Auch die Formel 1 selbst habe in der Nacht auf Montag erneut bestätigt, der Saisonauftakt könne wie geplant über die Bühne gehen.

Bahrain

Beim zweiten Saisonlauf in Bahrain - nur eine Woche nach Australien für den 22. März angesetzt - klingen die Stimmen der offiziellen sehr ähnlich. "Der Bahrain International Circuit arbeitet eng mit allen relevanten Regierungsabteilungen zusammen, einschließlich des Gesundheitsministeriums und des Innenministeriums, um die Bedrohung durch die Coronavirus-Krankheit (COVID-19) zu mindern", sagte am Montag ein Sprecher der britischen Nachrichtenagentur Press Association (PA).

Weiter heißt es: „Die Ministerien haben eine Reihe von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit eingeleitet, darunter unter anderem die Einschränkung des Reisens aus Risikogebieten, die Einführung eines umfassenden Screening-Programms und die Einrichtung von Quarantäneeinrichtungen für Verdachtsfälle. Im Rahmen dieser Initiativen ist der BIC zuversichtlich, dass seine Vorbereitungen später in diesem Monat zu einem erfolgreichen und sicheren Grand Prix führen werden."

Doch genau diese Einreisebestimmungen könnten ein Problem darstellen. Zunächst, weil der Wüstenstaat alle Flüge aus den Drehkreuzen Dubai und Singapur ausgesetzt hat. Diese sind für die Anreise der Formel 1 aus Melbourne essenziell. Damit allerdings nicht genug. Zudem wird bei der Einreise per Screening auf Corona untersucht.

Noch dazu hat das Gesundheitsministerium am Montag betont, auch bei negativem Ergebnis allen Einreisenden aus Ländern mit nachgewiesenen Fällen von COVID-19 eine 14-tägige, medizinisch betreute Eigen-Isolation zu verordnen. Das geschehe, um sicherzustellen, dass sie Virus-frei seien und keine Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit der Einwohner des Königreichs darstellten. In Bahrain sind durch Einreisen aus dem Hotspot-Land Iran bis dato 47 Fälle nachgewiesen.

Der Bahrain International Circuit verweist unterdessen inzwischen auch auf seiner Homepage darauf, die Einreisebestimmungen zu überprüfen.

Vietnam

Trotz geografisch größter Nähe gibt es in Vietnam mit 16 nachgewiesenen Fällen des Coronavirus weniger als in Australien und Bahrain. Noch dazu haben sich alle 16 Patienten bereits erholt. Auch das südostasiatische Land wappnet sich mit verschärften Einreisebestimmungen. Auch hinter dem dritten Saisonlauf am 5. April, dem ersten Formel-1-Rennen in Hanoi überhaupt steht deshalb weiter ein Fragezeichen.

"Wenn die Situation im März kompliziert wird, wenn es gestoppt werden muss, dann müssen wir es absagen", zitierte die Nachrichtenagentur dpa am vergangenen Mittwoch den Präsidenten von Hanois Volkskomitee, Nguyen Duc Chung Chung. Ab Dienstag wird Vietnam nun allen Italienern die VISA-freie Einreise verweigern. Das verkompliziert die Situation für Teile der Formel-1-Szene erheblich. Noch dazu gilt auch in Vietnam derzeit 14-tägige Quarantän für Einreise aus besonders von dem Cornonavirus betroffenen Ländern, darunter Italien. Einzelne Sportevents in Vietnam wurden bereits abgesagt oder finden unter Ausschluss von Zuschauern statt.