Mit einer überlegenen Vorstellung und einem nur in der ersten Kurve gefährdeten Leistung sicherte sich Kimi Räikkönen bei der Premiere der Formel 1 in Istanbul seinen fünften Saisonsieg. Noch viel wichtiger ist für den Finnen allerdings, dass er weitere zwei WM-Zähler auf seinen Titelrivalen Fernando Alonso gutmachen konnte.

Das Wetter Sah es am verregneten Morgen während des auf nasser Fahrbahn bestrittenen GP2-Rennens noch nach dem ersten Regenrennen dieser Saison aus, präsentierte sich der neue Kurs pünktlich zu Rennbeginn in perfektem und trockenen Zustand. Das zusätzliche Spannungselement eines Regengusses benötigte der Türkei GP ohnehin nicht.

Der Start Denn gleich am Start gab es überall im Feld jede Menge Action. Vorne zog Giancarlo Fisichella an Pole-Mann Kimi Räikkönen vorbei und klopfte auch Fernando Alonso kurz bei seinem finnischen Titelrivalen an. Weiter hinten im Feld musste Felipe Massa dem Williams von Nick Heidfeld ausweichen und zerschlug sich dabei den Frontflügel, was auch Ralf Schumacher nach hinten warf. Für Michael Schumacher ging es hingegen von Rang 19 bis auf Platz elf nach vorne. Noch vor dem Start war Takuma Sato in die Box eingebogen, um sich nach seiner Strafversetzung ans Ende des Feldes mehr Sprit abzuholen.

Die Überholmanöver Der neue Istanbul Speed Park hat seine Feuertaufe bravourös bestanden und die Vorschusslorbeeren der Fahrer bestätigte: Es gab Überholmanöver en masse. Die Überholkönige waren hierbei Jenson Button und Mark Webber. Während Webber sich beide Red Bull schnappte, überholte Button nicht nur die beiden Bullenreiter, sondern auch die zwei Ferrari und Fernando Alonso! Zwei ganz andere Manöver gab es hingegen in der ersten Runde. Nach einem Fehler von Fisichella ging Räikkönen wieder in Führung. In Folge dessen ließ das Team Alonso ebenfalls an Fisichella vorbei, wonach sich der Spanier auf die Jagd nach dem Finnen machte.

Die Zwischenfälle Im Gegensatz zu Button konnte Webber einen der beiden Ferrari nicht überholen. Stattdessen drehte der Australier Michael Schumacher raus und beschädigte sich dabei seinen Frontflügel. Während Webber nach einem Boxenstopp weiterfahren konnte, musste Schumacher nach einem dreifachen Reifenwechsel vorwärts in der Box parken. Mit 19 Runden Rückstand nahm der Champion das Rennen danach aber noch einmal auf, um sich eine bessere Startposition für das Qualifying in Monza zu sichern. Einen spektakulären Zwischenfall erlebte drei Runden vor Schluss Juan Pablo Montoya, als er bei einer Überrundung von Tiago Monteiro abgeschossen wurde und in der Folge Fernando Alonso im Getriebe hängen hatte. Dieser kassierte den Kolumbianer anderthalb Runden vor dem Ende, als Montoya mit seinem MP4-20 neben die Strecke ausritt.

Die Boxenstopps Alles andere als perfekt verliefen die Boxenstopps von Giancarlo Fisichella, dessen Tankschlauch nicht aufsetzen ging, sowie Juan Pablo Montoya, der zu früh losfuhr als der Tankschlauch noch aufgesetzt war. An der Strategiefront gab es alles zu bestaunen: Ein, zwei sowie drei Stopps. Die Einstoppstrategie wurde bei Takuma Sato allerdings aus der Not der Strafversetzung geboren.

Die Reifen Schon nach wenigen Runden bestätigten sich die Befürchtungen von Michelin, die vor dem Rennen eine Warnung an alle Partnerteams herausgegeben haben nicht über die Kerbs zu fahren. Nick Heidfeld und Mark Webber zahlten den Preis dafür und mussten schon nach wenigen Runden jeweils ihren rechten Hinterreifen wechseln lassen. Bei Mark Webber kam es nach 22 Runden zu einem weiteren Reifenschaden, was den Australier zur Aufgabe zwang. Das gleiche Schicksal ereilte 28 Runden vor Schluss auch Nick Heidfeld nach dessen zweiten Reifenschaden hinten rechts.

Die Ausfälle Während der erste Ausfall des Rennens, Michael Schumacher, selbiges nach 19 Runden Reparaturzeit wieder aufnahm, war das Rennen für Mark Webber und Nick Heidfeld wegen ihrer Reifenprobleme und für Felipe Massa wegen eines rauchenden Hecks beim Boxenstopp vorzeitig beendet. Aber auch Michael Schumacher beendete den ersten Türkei GP nicht. Nachdem er die drei Ausfälle in der Ergebnisliste überholt hatte, stellte er seinen angeschlagenen F2005 wieder in der Ferrari-Box ab.

Das Mittelfeld Da Michael Schumacher und Christijan Albers aufgrund ihres Rundenrückstands nicht mehr gewertet wurden, belegte Tiago Monteiro hinter Narain Karthikeyan und Robert Doornbos den letzten Rang. Davor reihten sich Ralf Schumacher und Jacques Villeneuve außerhalb der Top10 ein. Mit einer Runde Rückstand scheiterte Rubens Barrichello als Zehnter ebenso an den Punkterängen wie der Neunte Takuma Sato

Die Punkteränge Glücklicher endete das Rennen für Christian Klien der hinter seinem Teamkollegen David Coulthard einen WM-Zähler für Rang acht kassierte. Ganze drei Punkte darf sich in der Türkei Jarno Trulli für Platz sechs gutschreiben. Für Jenson Button reichte es letztlich nicht mehr um an Giancarlo Fisichella vorbeizukommen, weswegen sich der Brite mit Rang fünf begnügen musste.

Das Podium Auf dem Podium nahm hingegen ein enttäuschter Juan Pablo Montoya auf dem niedrigsten Treppchen Platz. Nachdem sein Vorsprung auf Alonso wegen eines Bremsplattens geschmolzen war, verlor er seinen zweiten Rang durch einen unverschuldeten Auffahrunfall mit Tiago Monteiro. Fernando Alonso sagte unterdessen danke und freute sich über zwei wertvolle Meisterschaftspunkte.

Der Sieger Nur als Giancarlo Fisichella für rund eine Dreiviertelrunde nach dem Start an Kimi Räikkönen vorbeigezogen war, schien der Sieg des Finnen in Gefahr zu sein. Danach zeigte der Ice Man eine gewohnt souveräne Leistung und fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen. Aufgrund des Monteiro-Zwischenfalls kontne er allerdings nicht wie erhofft vier, sondern nur zwei Zähler auf seinen Titelrivalen Fernando Alonso aufholen.

Die WM-Wertung Nur zwei Pünktchen konnte Räikkönen dank seines Sieges vom 26-Punkte-Vorsprung von Fernando Alonso abknabbern. Vor den letzten fünf Saisonläufen liegt er damit nur noch 24 Zähler hinter dem Spanier.

Besser sieht es für die Silbernen in der Konstrukteurswertung aus. In dieser liegt McLaren Mercedes nach dem Sieg in der Türkei nur noch neun Punkte hinter Renault. Angesichts der Überlegenheit des Teams in dieser Phase des Jahres sind die Silberpfeile damit endgültig zum Top-Favoriten auf den Gewinn der Teamwertung aufgestiegen.