Lewis Hamilton verpasste die Pole Position für sein Formel-1-Heimspiel in Silverstone um die Winzigkeit von sechs Tausendstelsekunden. Zum vierten Mal in der laufenden Saison war Teamkollege Valtteri Bottas schneller, hat zudem eine Qualifying-Bestzeit mehr auf dem Konto als der Pole-Rekordhalter. Hamilton scheint 2019 am Samstag nicht mehr die große Macht zu sein.

"Das Jahr ist erst zur Hälfte rum. Wir hatten ein paar Probleme, aber ich hatte auch einige tolle Runden im Qualifying", wiegelt Hamilton ab. Dass Bottas ihm dieses Jahr häufiger als in der Vergangenheit einen einschenkt, hat nichts mit einem vermeintlichen Einbruch der eigenen Performance am Samstag zu tun.

"Mit den Reifen ist es definitiv etwas schwieriger, es jedes einzelne Mal perfekt hinzubekommen", erklärt der Mercedes-Star. Nachdem er dieses Jahr in China und Spanien schon zwei gegen Bottas verlorene Poles in Siege verwandelt hat, ist die neuerliche Niederlage für ihn aber sowieso kein Beinbruch.

"Es ist nur das Qualifying. Das bestimmt nicht immer, was im Rennen passiert. Das haben wir schon in einigen Rennen gesehen", sagt der 34-Jährige. Und dass er bei noch elf ausstehenden Wochenenden nicht auf seinem derzeitigen Rekord von 86 Poles sitzen bleiben wird, steht für ihn außer Frage: "Da sind noch einige Poles zu holen."

Hamilton wollte Renn-Setup nicht für Qualifying opfern

Am Ende reichte der erste Schuss von Bottas im Q3, um dem Finnen die vierte Pole der Saison zu sichern. Hamilton hatte beim ersten Run nach einem wilden Quersteher in Brooklands zweieinhalb Zehntel verloren. "Valtteri hat den Job besser gemacht. Gratulation an ihn, für mich war es nicht das beste Qualifying", gesteht Hamilton dem WM-Rivalen den Punktsieg zu.

Nachdem er am Freitag mit Balanceproblemen gekämpft hatte, schienen diese für das Qualifying zunächst aussortiert. Doch als es ernst wurde, passte das Gefühl für den F1 W10 beim Champion nicht mehr: "Es hat sich im FP3 super angefühlt, aber mit Beginn des Qualifyings ging es wieder rückwärts. Es wurde über die Session immer schwieriger."

Möglicherweise hätte das Setup für die Qualifying-Performance noch radikaler angepasst werden müssen, doch Hamilton wollte diesen Schritt nicht gehen. "Das Auto ist für das Rennen abgestimmt. Gestern habe ich damit auf einer Runde schon Probleme gehabt. Aber der Renntrimm ist gut und ich wollte von meinem Setup nicht zu sehr abweichen", sagt er. "Im Rennen sollte es gut sein."

Mercedes mit Reifenvorteil gegenüber Ferrari

Da Charles Leclerc auf dem Soft-Reifen startet, sieht Hamilton sein Team mit dem Medium-Compound gegenüber Ferrari schon einmal im Vorteil: "Ich hoffe, dass ich in der Lage sein werde, diesen Reifenvorteil umzusetzen. Aber das hängt natürlich auch von der Position ab, in der wir uns im Rennen befinden."

Heißt konkret: Wenn er Bottas am Start nicht knackt, muss er sich vielleicht doch mit Leclerc befassen. "Es ist natürlich toll, ganz vorne zu starten. Das macht es alles etwas einfacher", gibt er zu. Falls ein guter Start nicht reicht, wäre Hamilton ein Regenrennen zur Abwechslung willkommen.

"Ich hab' Bock auf ein bisschen gutes altes englisches Wetter, morgen", so Hamilton, der 2008 im strömenden Regen von Silverstone einen seiner denkwürdigsten Formel-1-Siege feierte. "Diese Rennstrecke ist im Nassen wirklich toll."