Ein jeder weiß es und ein jeder spricht es offen aus - Egal ob Medienvertreter, Fan, Konkurrent oder Teammitglied: McLaren Mercedes hat das beste Paket. Der MP4-20 ist das schnellste Auto. Und genau dies bewies Kimi Räikkönen auch im Großen Preis von Deutschland.

Leider ist der Silberpfeil nicht zuverlässig genug, was Fernando Alonso einen ungefährdeten Sieg und zehn weitere Punkte Vorsprung auf den finnischen Haupttitelrivalen einbrachte.

Der Start Wie in der modernen Formel 1 üblich begann auch der Deutschland GP mit einer packenden Startphase, in welcher es nicht nur direkt am Start, sondern auch in den Runden danach zu einigen Zwischenfällen, Zweikämpfen und Positionswechseln kam. Während dies an der Spitze Fernando Alonso auf Rang zwei und Michael Schumacher an Jenson Button vorbei auf Rang drei spülte, kämpfte sich Juan Pablo Montoya innerhalb von nur wenigen Runden vom letzten Startplatz bis auf Rang neun nach vorne. Hilfreich waren hierbei für ihn einige Zwischenfälle in der ersten Runde, welche etliche Piloten neben die Strecke zwangen und das Feld stark durcheinander wirbelten.

Die Überholmanöver Abgesehen von Juan Pablo Montoya, der wie an den letzten beiden Rennwochenenden sein Teamkollege durch das Feld schnitt, kam es nur zu wenigen reinrassigen Überholmanövern, die auch glatt verliefen. Einer der wenigen aktiven Positionswechsel in der Haarnadel war ein mustergültiges Überholmanöver von Christian Klien gegen Rubens Barrichello. An der gleichen Stelle kassierte in Runde 45 auch Jenson Button den mit seinen Pneus kämpfenden Michael Schumacher, der auch nach dem letzten Boxenstopp hinter Button blieb und in den Schlussrunden noch mit Fisichella und seinem Bruder kämpfen musste. Im Duell mit dem Römer musste er sich nach einem Runden langen Zweikampf aber dennoch geschlagen geben.

Die Zwischenfälle Nicht sauber verlief beispielsweise ein Versuch von Takuma Sato an Giancarlo Fisichella vorbeizugehen, wobei der Japaner dem Italiener auffuhr und sich somit sein Rennen ruinierte. Noch schlimmer erging es Jacques Villeneuve, der erst im Duell mit Robert Doornbos einen Dreher fabrizierte und dann später noch einmal Tiago Monteiro ins Heck krachte, als er bei einem Überholversuch auf den Kerbs und im Gras ins Rutschen gekommen war. Die Stewards kündigten bereits eine Untersuchung dieses Zwischenfalls an. Der erwähnte Niederländer Robert Doornbos erlebte unterdessen in seinem ersten Formel 1 Grand Prix auch noch aus einem anderen Grund kein gutes Rennen: Sein Team wechselte bei seinem ersten Stopp nach der Kollision mit Villeneuve gleichzeitig zum Tankvorgang die Reifen, was dem fliegenden Holländer eine 10 Sekunden Stop-and-Go-Strafe einbrachte. Eine Drive-Through-Strafe bekam dann im Schlussdrittel Jarno Trulli für das Ignorieren blauer Flaggen bei einer Überrundung durch Montoya aufgebrummt. Vorangegangen war ein Zweikampf zwischen Trulli und Heidfeld, die sich während der Überrundung durch den Kolumbianer munter gegeneinander kämpften.

Die Boxenstopps Wie erwartet gab es sowohl Zwei- als auch Dreistoppstrategien zu sehen, wobei einige Fahrer aufgrund der vielen Zwischenfälle ihre Strategien auch adaptieren mussten. Die meisten Piloten setzten jedoch auf zwei Stopps, wozu überraschenderweise auch Michael Schumacher und Jenson Button zählten, die ihre starken Startplätze also nicht wie spekuliert wurde mit einem allzu leichten Tank erkauft hatten.

Die Reifen Angesichts der niedriger als erwartet ausgefallenen Temperaturen rechnete keiner der beiden Reifenhersteller mit Zuverlässigkeitsproblemen. Und während es auf der Performanceseite tatsächlich keine offensichtlichen Probleme bei einem der beiden Gummimischer gab, kämpfte Michael Schumacher bereits nach Rennmitte mit dem rechten Hinterreifen seines F2005. Die andere Reifenwahl von Rubens Barrichello brachte diesem aber ebenfalls keinerlei Vorteil. Somit ging diese Runde im Reifenduell aus Zuverlässigkeitssicht klar an die Franzosen von Michelin.

Die Ausfälle Während Mark Webber nach einer elf Runden andauernden Reparaturpause wieder ins Rennen ging, stellte in Runde 35 ein weiteres von einem deutschen Motor angetriebenes Auto den ersten Ausfall des Deutschland GP 2005 dar. Und es traf wieder einmal Kimi Räikkönen, der bis dahin souverän und auf Siegkurs liegend das Rennen angeführt hatte.

Das Mittelfeld Wie vor zwei Wochen in Silverstone kamen erstaunlich viele Piloten ins Ziel. Darunter auch die Minardi und Jordan Fahrer die sich am Ende des Feldes in der Reihenfolge Doornbos, Monteiro, Karthikeyan einfanden. Vor ihnen reihte sich Jacques Villeneuve hinter dem in der letzten Runde ausgefallenen Jarno Trulli sowie dem besten der Hinterbänkler Christijan Albers ein. Rang zwölf ging an Takuma Sato, der hinter Nick Heidfeld und Rubens Barrichello ins Ziel fuhr. Als undankbarer Neunter scheiterte Christian Klien trotz einiger toller Überholmanöver gegen Rubens Barrichello an den Punkterängen.

Die Punkteränge Diese belegten hingegen Felipe Massa auf Rang acht, David Coulthard, Ralf und Michael Schumacher auf den Plätzen sieben bis fünf sowie Giancarlo Fisichella auf Rang vier.

Das Podium Aufgrund seiner Disqualifikation von Imola stand Jenson Button als Dritter heute erstmals in diesem Jahr auf dem Podest. Neben ihm der von Startplatz 20 nach vorne gefahrene Juan Pablo Montoya, der zwar mit seiner Leistung zufrieden sein konnte, aus Sicht des Teams aber den Ausfall von Kimi Räikkönen nur minimal schmälern konnte.

"Es ist etwas frustrierend, da ich sehr schnell war und das Rennen hätte gewinnen müssen. Aber ich habe einen Fehler gemacht und möchte mich heute noch einmal dafür entschuldigen", trauerte Montoya seinem Qualifying-Abflug von gestern nach. "Mein Auto lief aber ganz gut und es war ein ziemlich guter Tag für mich."

"Das Duell gegen Michael hat wirklich Spaß gemacht. Er hat mich am Start überholt und nach dem ersten Stopp bin ich hinter ihm hängen geblieben. Ohne das hätte ich vielleicht sogar noch mehr erreichen können", hätte sich auch Jenson Button über Rang zwei gefreut. "Aber es ist ein tolles Ergebnis und wir haben noch einige Rennen vor uns."

Der Sieger Eigentlich hätte Kimi Räikkönen auf dem obersten Treppchen Platz nehmen müssen. Doch in der Formel 1 gibt es kein "hätte, wenn und aber". Und so jubelte Fernando Alonso zum sechsten Mal in diesem Jahr über den größten Siegerpokal, welchen er im Gegensatz zu seinem finnischen Titelrivalen auch noch behalten darf.

"Das ist ein fantastischer und perfekter Tag für mich. Es war ein perfektes Rennen", freute sich der Sieger. "Die Balance des Autos war perfekt, aber ich konnte Kimi auf den ersten 30 Runden nicht folgen. Also hatten wir uns schon mit Rang zwei abgefunden. Aber als Kimi dann ausfiel wurde es fast schon ein bisschen langweilig den Sieg nachhause zu fahren. Die Pace von McLaren war durchaus etwas überraschend, aber ein Rennen geht über 67 Runden und nicht nur über 35 Runden."

Die WM-Wertung Die Auswirkungen des Deutschland GP und des sechsten Saisonsieges von Fernando Alonso auf den WM-Stand sind schnell erklärt: Der Spanier hat nun 36 WM-Zähler Vorsprung auf Kimi Räikkönen, der den Rennplatz bereits während des Rennens still wie eh und je verließ.

Dank der doppelten Punkteankunft konnte Renault auch seinen Vorsprung in der Konstrukteurs-WM leicht ausbauen, was McLaren Mercedes vor dem Ungarn GP in eine schwierige Situation bringt. Besonders da der Hungaroring dem R25 extrem gut liegen sollte.