Flavio Briatore (Renault), Ron Dennis (McLaren), Paul Stoddart (Minardi) und Mario Theissen (BMW) waren zu Gast bei der FIA-Pressekonferenz am Freitag. Ein Gefühl der Erleichterung hat sie alle erfasst, denn die FIA hat die Michelin-Teams in punkto USA-GP endgültig und offiziell freigesprochen. Flavio Briatore sagt: "Ron Dennis, der mit Max Mosley verhandelt hat, erledigte einen tollen Job." Und er sagt auch: "Wir sind in Indianapolis nicht gefahren und jetzt wissen wir, warum wir nicht gefahren sind - weil es für die Piloten gefährlich gewesen ist. Das war der Grund. Nur aus diesem Grund sind wir nicht gefahren. Darüber bin sehr glücklich." Ein zynischer Seitenhieb? Weil in Indy ein Machtkampf tobte und die Sicherheit der Fahrer vielleicht nicht ganz so wichtig war? Schwamm drüber - Ron Dennis jedenfalls freut sich über "die neue Rolle als Verteidiger und über das Ergebnis der Verhandlungen".

Wie geht es mit den Herstellern und ihrer Idee einer Rennserie ab 2008 weiter? Die vier Entscheidungsträger erklären, man würde gerade an einem Vorschlag arbeiten, der bald schon der FIA und dem Formula One Management vorgelegt werden soll. Paul Stoddart spricht davon, dass es eine Gruppe von "Neun plus Fünf" sei. Also neun Teams und fünf Hersteller. Doch eigentlich sind es nur noch sieben plus fünf - denn Red Bull und Jordan haben bekanntlich, wie schon zuvor die Scuderia Ferrari - das neue Concorde-Abkommen bis 2012 unterzeichnet.

"Bouble Dutch" heißt das nächste Thema. Stoddart zeigte sich über Robert Doornbos "extrem erfreut" - dieser habe sofort "einen guten Job erledigt". Eine holländische Rivalität bei Minardi sieht der Australier als Bereicherung: "Wir werden von jedem der beiden bei jedem Event 110 Prozent herausbekommen und das ist genau das, was wir auch wollen."

Keine Mathematik?

Ron Dennis hat auch zwei Fahrer - und nach dem Sieg von Montoya ist der Kolumbianer hungrig nach weiteren Siegen. Für Dennis ist das kein Problem. Man würde "keine mathematischen Überlegungen" anstellen und es würde nur ein Ziel geben - den Sieg. Oder besser - den Doppelsieg. "Es gibt keinen Grund, warum wir keine Doppelsiege schaffen sollten", sagt Dennis. Dennis möchte versuchen, "Renault unter Druck zu setzen", denn die Franzosen müssten "nicht 100 Prozent, sondern etwas weniger geben, und das erklärt ihre Zuverlässigkeit". Und jetzt möchte Dennis den Spieß umdrehen. Was er nicht sagt, aber sicher weiß: Dafür benötigt er jene Standfestigkeit, die zuvor Renault an den Tag gelegt hat. Zumindest bei Alonso.

Stoddart und seine Holländer - 110 Prozent., Foto: Sutton
Stoddart und seine Holländer - 110 Prozent., Foto: Sutton

Briatore bestätigt, dass auf Renault zurzeit "weniger Druck lastet" - und es würde eben nur darum gehen, "die Rennen zu beenden". Zweiter zu werden, sei für Renault in der derzeitigen Lage "not too bad". Und auch ein dritter Platz sei "kein Drama". Überhaupt hätte man nun die "beste F1-WM seit langer Zeit". Und er könne nicht verstehen, warum jemand sagen kann, die F1 sei rückläufig: "Die Quoten sinken nur in ein paar Ländern, in Italien hat die MotoGP mehr Publikum, aber nur wegen Valentino Rossi. Aber insgesamt steigen die Quoten."

V8 oder V10?

Mario Theissen sagt, dass er "die sechsjährige Partnerschaft mit Williams nicht mit einem Low, sondern mit einem High beenden" möchte. Man sei mit dem Ist-Zustand natürlich nicht zufrieden, man hoffe auf eine bessere zweite Saisonhälfte. Zugleich würde man an der Kooperation mit Sauber arbeiten - logistische Fragen würden gelöst werden. Und das Team in Hinwill würde auch verstärkt werden, erklärt Theissen. Und: "Wir müssen sehen, wie wir die Chassis-Leute in der Schweiz und die Motoren-Leute in München zusammenbringen. Und das so bald als möglich."

Mario Theissen will 2006 keinen V10 einsetzen., Foto: Sutton
Mario Theissen will 2006 keinen V10 einsetzen., Foto: Sutton

Ein Journalist setzt in seiner Frage voraus, dass Williams 2006 keine BMW-Motoren fahren wird, sagt er. Ob Theissen dann in Erwägung ziehen würde, bei Sauber mit einem V10 weiterzumachen, damit man den V8 in aller Ruhe entwickeln könne, fragt er. Theissen antwortet, dass die FIA "immer erklärt habe, dass der V10 nur eine Backup-Lösung sein wird - für Teams, die keinen V8 haben. Der V8 wird also immer der konkurrenzfähigere Motor sein. Auf einen V10 zurückzugreifen, ist keine Option für uns."

Die wahren Absichten?

Jemand möchte "die wahren Absichten hinter dem geplanten Dokument der Hersteller, den Vorschlägen für 2008" erfahren. Dennis sagt, es gehe darum, dass die Hersteller der FIA ihre Regelvorschläge unterbreiten wolle - die Geldfrage (Stichwort TV-Kuchen) sei "eine separate Frage", fügt er hinzu. Theissen sagt, man habe in der letzten Zeit keine stabilen Regeln in der Formel 1 vorgefunden und die Änderungen seien zudem wenig erfolgreich gewesen - jetzt würde man einfach selbst Regeln vorschlagen, diese solle man dann so lange wie möglich stabil halten. Briatore sagt: "Wir brauchen alle Teams - auch Ferrari. Wir vergessen Ferrari immer - Ferrari ist sehr wichtig in unserem Geschäft. Wir wollen einfach ein besseres Spektakel, weniger Ausgaben und mehr Einkommen..." Stoddart: "Wir suchen ein stabiles sportliches und technisches Regelwerk. Wir müssen alle gemeinsam an der Sache arbeiten, das inkludiert Ferrari, die FIA, das FOM - am Ende muss die Formel 1 siegen."

Beweismaterial?

Manche fragen sich, warum man in punkto USA-Freispruch erst groß beweisen musste, dass die Teams an Michelin gebunden waren. Ein Journalist fragt, ob es denn Einblick in das dem World Council vorgelegte "Beweismaterial" geben würde. Ron Dennis windet sich - das sei nicht die Aufgabe der Teams. Man habe "eine Kombination von neuem Material aber auch eine Neueinschätzung von anderen spezifische Themen" vorgelegt. Dabei möchte es Dennis lieber belassen.

Ausgeraucht?

Bald beginnt der Tabakwerbe-Bann. Wird Renault ab Ungarn ohne Tabakwerbung fahren? Jetzt windet sich Briatore. Er wisse es nicht - das würde von vielen Faktoren abhängen. Und: "Die Tabakfirmen waren immer sehr gut für die Formel 1." Die britische Regierung könnte eventuell ihre Position in der Tabakwerbefrage überdenken. Briatore sagt dazu, man würde in England Leute anstellen, Steuern zahlen. Und: "Ich hatte Tabakwerbung am Auto und habe mit dem Rauchen aufgehört. Ich habe 50 Zigaretten am Tag geraucht. Aber ich habe selbst beschlossen, aufzuhören." Und: "Wenn wir gezwungen werden, keine Tabakwerbung zu verwenden, werden wir keine Tabakwerbung verwenden." Man wisse nicht, was passieren würde, man müsste einen Brief von der Regierung erhalten - in wenigen Tagen würde diese Frage entschieden werden. Ob er einen Brief der Regierung erwartet? Briatore: "Ich weiß es nicht. Jeder scheint irgendetwas zu erwarten. Im Moment dürfen wir Tabakwerbung einsetzen und wir werden sehen, was in der Zukunft passieren wird."