Als erstes Top-Team hat Formel-1-Weltmeister Mercedes am Mittwoch in Silverstone sein Auto für die Saison 2019 vorgestellt. Der F1 W10 soll in den Händen von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas an die erfolgreiche Serie der Silberpfeile in der Königsklasse anschließen. Im Kampf gegen Ferrari und Red Bull soll der Bolide den sechsten WM-Titel in Folge erringen.

Optisch knüpft der zehnte Bolide seit Mercedes' Rückkehr als Werksteam in die Formel 1 im Jahr 2010 an seine Vorgänger an. Die in den sozialen Netzwerken zuvor vom Team verbreiteten Teaser im Camouflage-Look hatten einigen Mercedes-Fans bereits die Schweißperlen auf die Stirn getrieben, letztendlich ist aber auch der F1 W10 ein waschechter Silberpfeil.

Während Haas, Toro Rosso, Williams und Renault bisher nur Stillleben präsentiert haben, wagte Mercedes als erstes Team einen Rollout mit dem neuen Fahrzeug. Valtteri Bottas hatte die Ehre, den Titelverteidiger um den 2,98 Kilometer langen International Circuit von Silverstone zu pilotieren. Den anderen Teil von Silverstone hat übrigens Red Bull für den Rollout des RB15 angemietet. Am Nachmittag übernimmt Lewis Hamilton das Mercedes-Cockpit.

Formel-1-Autos 2019 im Technik-Check: Mercedes F1 W10: (14:42 Min.)

Bei dem als Filmtag deklarierten Rollout dürfen 100 Kilometer zurückgelegt werden. Mercedes will bei den in einer Woche beginnenden Wintertestfahrten in Barcelona nichts dem Zufall überlassen. "Wir möchten in Barcelona sofort voll einsatzbereit sein, um uns mit den Werten aus unseren Simulationen zu messen und zu erfahren, ob sich unsere Prognosen auf der Strecke bewahrheiten", so Toto Wolff.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff wahrt Understatement: Beginnen bei null

Der Teamchef beschwor ob des neuen Reglements abermals das Understatement der Weltmeister. "Wir beginnen bei null und müssen uns erneut beweisen - im Vergleich mit unseren eigenen Erwartungen, aber auch gegen unsere Konkurrenz. Wir gehen mit null Punkten in die Saison. Deshalb dürfen wir nichts als selbstverständlich ansehen und es gibt absolut keinen Grund dafür, automatisch anzunehmen, dass wir erneut vorne liegen werden", so der Österreicher.

2017 überstand Mercedes die wohl größte Neuausrichtung der Formel 1 in den letzten 20 Jahren. Zwar rückte Ferrari näher an die Dominatoren der Power-Unit-Ära heran, das neue Aerodynamik-Reglement hinderte die Silbernen aber nicht an der Titelverteidigung. Für 2019 sind die Einschnitte zwar nicht ganz so enorm wie vor zwei Jahren, dennoch mussten einige elementare Bauteile komplett neu designt werden.

Mercedes-Technikchef James Allison: Regelwerk kann Kopfschmerzen bereiten

"Wer schnell reagieren und clever damit umgehen kann, erhält die Gelegenheit, sich besser als alle anderen Teams anzustellen, die sich den gleichen Änderungen gegenübersehen. Umgedreht stellt dies aber auch eine Gefahr dar, wenn man nicht so clever ist und nicht das Beste aus dem neuen Regelwerk herausholen kann. Dann kann einem das in der anstehenden Saison gehörige Kopfschmerzen bereiten", so Mercedes-Technikchef James Allison.

Trotz dieser grundlegenden Änderungen hat man in Brackley alles daran gesetzt, die Qualitäten des Vorgängers beizubehalten. Gleichzeitig galt es, das Reifenmanagement an der Hinterachse in den Griff zu bekommen. "Deshalb haben wir hart an der Aufhängung und der aerodynamischen Charakteristik gearbeitet, um ein Auto zu erhalten, das viel sanfter mit den Reifen umgeht. Das reicht hoffentlich aus, damit wir in allen Phasen eines Rennens und auf allen Rennstrecken im Kalender konkurrenzfähig sein können", erklärt Allison

Im Heck des F1 W10 verrichtet eine weiterentwickelte Power Unit ihr Werk. Nachdem Ferrari in der Saison 2018 mit seinem Aggregat die Lücke zu Mercedes schloss, wurde in Brixworth hart gearbeitet. "Wir haben einige Veränderungen an der Kühlung der Power Unit vorgenommen, die sich hoffentlich positiv auf die Aerodynamik des Autos auswirken werden und gleichzeitig einen Effizienzvorteil für die Power Unit bieten", erklärt Motorenchef Andy Cowell.

Hamilton will Erfolgsserie fortsetzen, Bottas kämpft um neuen Vertrag

Als eines von zwei Teams geht Mercedes mit einer unveränderten Fahrerpaarung in die Saison 2019. Weltmeister Lewis Hamilton und Teamkollege Valtteri Bottas gehen in ihre dritte gemeinsame Saison für den deutschen Automobilhersteller. "Ich freue mich sehr auf den nächsten Abschnitt in meiner gemeinsamen Reise mit Mercedes, in dem wir erreichen wollen, was noch niemandem zuvor gelungen ist", so Hamilton, der seinen sechsten WM-Titel im Visier hat.

Bottas fährt nach einer sieglosen Saison 2018 um seine Rehabilitation in der Weltspitze. Der Finne hat über den Winter Kraft getankt und will zurück zu alter Form finden. "Wir befinden uns alle am gleichen Startpunkt und in der Saison 2019 ist alles möglich. Ich werde dieses Jahr alles auf eine Karte setzen", so Bottas. Sein Vertrag läuft diese Saison aus, kann aber per Option verlängert werden.

Formel-1-Autos 2019 im Technik-Check: Mercedes F1 W10: (14:42 Min.)