Max Mosley. Dieser Name elektrisiert momentan die Formel 1 Welt. Max gegen die Teams. Max gegen die Hersteller. Max gegen die Regeln. Max gegen die GPWC. Max gegen die Fahrer. Max gegen Michelin. Max gegen die GPDA. Max gegen Paul Stoddart. Max gegen Bernie. Man könnte fast überspitzt formuliert fragen: Gibt es derzeit überhaupt irgendjemanden, mit dem der FIA-Präsident nicht im Clinch liegt?

Die beiden Extrempositionen hierzu würden besagen: Nein, Mosley ist untragbar, streitet mit jedem und muss zurücktreten. Dies wäre die Ansicht, die Minardi-Teamboss Paul Stoddart seit geraumer Zeit intensiv vertritt. Die zweite Variante wäre: Max ist der Beste und alle anderen erkennen nicht, was er will und wie gut das ist. Wobei mindestens ein Teil dieser Aussage wahrlich korrekt ist: Viele Leute erkennen nicht, was Max Mosley eigentlich möchte...

Ein Gegenkandidat?

David Richards kann auf den Rauch um die F1 verzichten., Foto: BAT
David Richards kann auf den Rauch um die F1 verzichten., Foto: BAT

Und aus genau jenem Grund gehen bereits seit Monaten Gerüchte durch den Paddock, wonach die Teams - allen voran der selbst ernannte Sprecher Paul Stoddart - einen Nachfolger respektive Gegenkandidaten für den aktuellen FIA-Präsidenten suchen würden. Angeblich soll diese Suche in der vergangenen Woche bei einem Teamtreffen in München fortgesetzt worden sein.

Während dies offiziell dementiert wurde, lehnte einer der möglichen Gegenkandidaten für die Präsidentschaftswahlen im Herbst rigoros ab: "Das ist einer der am wenigsten zu anstrebenden Jobs im Motorsport", sagte Ex-B·A·R-Boss und Prodrive-Chef David Richards über das Amt des FIA-Präsidenten.

"Ich kann mir niemanden vorstellen, der das machen möchte", so Richards gegenüber Autosport. "Ich habe enormen Respekt vor dem, was Max in dieser Rolle geschafft hat. Dieses Amt ist hoch politisch und darin fühle ich mich nicht wohl. Ich bin ein Geschäftsmann und auch ein Sportler."

Ebenfalls extremen Respekt vor dem Präsidenten zeigte am letzten Montag Ferrari-Teamboss Jean Todt, der nach den erneuten Attacken seitens Stoddart Mosley in Schutz nahm und dessen Arbeit lobte. Angesichts der verfahrenen politischen Situation in der Königsklasse, mit Max, der FIA und Ferrari auf der einen Seite, und den neun anderen Teams sowie Michelin auf der anderen Seite, war dies allerdings keine allzu verwunderliche Wortmeldung des kleinen Franzosen.

Die Festung FIA

Hier sitzt der Motorsportweltverband., Foto: Sutton
Hier sitzt der Motorsportweltverband., Foto: Sutton

Sollten die Teams aber tatsächlich einen Gegenkandidaten aufstellen, was sie wie bereits erwähnt zuletzt dementierten, da sie mehr eine langfristige Strategie verfolgen würden, würde diesen ohnehin ein Überfall auf Fort Knox erwarten. Denn Mosley hat das Wahlsystem zuletzt zu seinen Gunsten verändert und hätte ein Herausforderer aufgrund des Rückhalts für den amtierenden Chef, der sich bekanntlich vor einem Jahr schon einmal kurzfristig von seinem Posten zurückgezogen hatte, wohl kaum eine Chance.

Entsprechend sieht Mosley auch keinen Grund dafür, warum er sein Amt nicht weiter ausüben sollte. "Der Ball liegt nicht bei den Teams, er liegt bei der FIA", betont er. "Sie sind nur in der F1 involviert, während ich für alle Formen des Motorsports verantwortlich bin. Sie sind nur ein kleiner Part eines Teiles eines riesigen Sportprogramms."

Sind die Multimillionen Dollar Teams und die dahinter stehenden Automobilkonzerne im Vergleich zum ehrenamtlichen FIA-Präsidenten also nur kleine Fische? Nachdem Mosley bereits Paul Stoddart einen Rücktritt nahe gelegt hat - und dieser damit antwortete, dass er dies auch machen werde, wenn Mosley weiter im Amt bleibe - geht er nun noch einen Schritt weiter: "Das Beste was viele dieser F1-Teamchefs machen könnten, wäre wenn sie zurücktreten und die Teammanager die Rennställe leiten lassen würden."

Damit schlägt Mosley in die gleiche Kerbe wie zuletzt FIA-Technikchef Charlie Whiting, der in einem Schreiben an die Teams betonte, dass er und die Teammanager, "mit denen ich normalerweise zusammenarbeite", eine Lösung für das Indy-Debakel gefunden hätten. Angeblich hatte er sogar vier Ideen parat, die praktikabel gewesen wären. Vorgebracht wurde keine davon.

Und dann bringt Mosley beinahe schon eine Drohung in Richtung der Teamchefs: "Ich werde beim nächstjährigen Großbritannien GP immer noch hier sein." Ob er dann endlich zu einem Treffen mit der GPDA erscheint, bleibt wahrscheinlich fraglich...

Kein Imageschaden durch politische Spielchen?

Auch wenn Jean Todts Rückendeckung für Mosley selbst durch einige politische Hintergedanken getrieben gewesen sein mag, so stellte er doch richtig fest, dass es momentan nicht um den Sport, sondern rein um "Politik" gehe. Und während viele darin einen riesigen Imageschaden in der Öffentlichkeit sehen, scheint Mosley dies nicht zu stören.

"Die Öffentlichkeit wird den Fernseher einschalten und wenn wir Glück haben, werden sie ein großartiges Rennen sehen. Was innerhalb des Paddock ein Riesenthema zu sein scheint, interessiert sobald man draußen ist niemanden mehr." Böse Zungen könnten nun behaupten, dass dies tatsächlich auf Mosley zutreffe, da dieser ohnehin kaum bei den Rennen vor Ort ist...

"Wenn sie den Fernseher einschalten und ein gutes Rennen sehen, dann ist alles okay, aber wenn es ein schlechtes Rennen ist, dann hilft es auch nicht wenn Ron Dennis, Nick Fry und ich uns im Paddock in den Armen liegen würden." Die Frage ist nun allerdings, ob solch 'spannungsgeladene' und 'von den Sitzen reißende' Rennen wie der Frankreich GP oder der 'packende' Indy-GP die Leute vor den Fernsehern tatsächlich glücklich stimmten.