Es war nur eine kleine und kurze Geste, als Fernando Alonso am vergangenen Sonntag auf dem obersten Podesttreppchen stand und während den Tönen der spanischen Nationalhymne mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht mit dem Finger an seine blaue Mütze klopfte und dabei auf das Format füllende Michelin-Logo deutete. Doch obwohl diese Geste nur wenige Sekunden andauerte, verdeutlichte sie die Bedeutung seines fünften Saisonsieges. Und zwar nicht nur für ihn und Renault, sondern auch für den nach dem Indy-Debakel beinahe im Minutentakt gescholtenen französischen Reifenhersteller.

Denn seit dem vergangenen Rennwochenende scheinen sich die Kraftverhältnisse auf dem Gummisektor wieder gedreht zu haben. War nach Indianapolis Bridgestone der große Sieger und Michelin der Prügelknabe, tauschten die beiden Reifenhersteller zwar nicht wieder die Rollen, doch präsentierten sich die Franzosen wieder als strahlende Sieger.

Hiroshi Yasukawa hält dies allerdings nicht davon ab in Silverstone eine gute Vorstellung seiner drei Bridgestone-Partner zu erwarten. "Die Fahrzeug-Reifen-Pakete unserer drei Teams Ferrari, Jordan und Minardi werden von Rennen zu Rennen stärker und besonders Ferrari sollte in Silverstone stark sein", prophezeit der Motorsportdirektor der Japaner. "Wir erwarten hier konkurrenzfähig zu sein", fügt Technikchef Hisao Suganuma hinzu, "da wir hier vor einigen Wochen getestet und dabei einige gute Hinweise erhalten haben."

Ein entscheidender Faktor wird natürlich auch in Silverstone die eine schnelle Qualifyingrunde sein, auf welcher sich die Scuderia zumindest in Magny-Cours stark verbessert zeigte. "Ihre First Lap Performance war zuletzt signifikant besser und sie tendieren ohnehin dazu auf High-Speed-Kurve gut zu sein", erhofft sich Yasukawa für den Bridgestone-Heim GP (die Zentrale von Bridgestone Motorsport ist im britischen Langley) ein positives Ergebnis.

Nicht anders geht auch Michelin in das elfte Rennwochenende des Jahres. "Silverstone hält einige schnelle Richtungswechsel bereit und es ist sehr wichtig ein Chassis mit einer guten Stabilität zu haben", erläutert Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier. "Zudem ist der Asphalt sehr rau und wirken in den High-Speed-Kurven hohe Kräfte auf die Reifen, was diesen Kurs zu einer der am meisten herausfordernden Strecke des Jahres macht."

Zustimmung erhält Dupasquier auf diesem Gebiet von Suganuma. "Die Strecke ist sehr herausfordernd und besitzt sowohl High als auch Low Speed Sektionen. Den Grundstein für eine gute Rundenzeit legt man aber im High-Speed-Part der Strecke, wo die Stabilität der Reifen wichtig ist."

Aufgrund der rauen Streckenoberfläche erwartet aber auch Suganuma "möglicherweise einen hohen Reifenabrieb". Entsprechend setzt Bridgestone auf Pneus aus dem "mittleren bis harten" Bereich der Produktpalette. Dupasquier spricht hingegen davon, dass seine Partnerteams aus vier verfügbaren harten Reifenmischungen wählen dürfen.

Ein besonders wichtiger Einflussfaktor ist in Silverstone zudem das unvorhersehbare Wetter. "Variable Wetterbedingungen können das Ergebnis beeinflussen", weiß der erfahrene Franzose. "Aber egal ob Regen oder Sonnenschein, ich hoffe dass Michelin erneut seine Siegfähigkeit unter Beweis stellen kann." Eine Kampfansage, welche bei Suganuma ein Echo findet: "Wie auch immer das Wetter sein wird, wir sind bereit!"