Formel-1-Comeback in Deutschland. Die Königsklasse gibt sich nach dem nervenaufreibenden Triple Header wieder auf dem Hockenheimring die Ehre und die Vorzeichen könnten spannender kaum sein. Nach einem Jahr Pause ist Hockenheim eine große Unbekannte im WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel. Kann Mercedes nach der Pleitenserie im Wohnzimmer des Rivalen die WM-Führung zurückerobern, oder gewinnt Vettel erstmals im Ferrari auf heimischem Boden? Die Brennpunkte für das elfte Saisonrennen.
Brennpunkt #1: Gelingt Vettel sein erster Sieg in Hockenheim?
Ganze 51 Mal jubelte Sebastian Vettel in der Formel 1 schon von der obersten Stufe des Treppchens - doch nur ein einziges Mal gelang ihm dies in Deutschland. 2013 gewann er im Red Bull den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. In Hockenheim wiederum reichte es bisher noch nicht. Ein zweiter Platz aus dem Jahr 2010 ist alles, was Super-Seb in Hockenheim bisher gelingen wollte.
Dabei käme für Vettel nichts einem Heimsieg näher, als ein Triumph auf der Traditionsrennstrecke in Baden-Württemberg. Schließlich stammt Vettel aus dem nur rund 50 Kilometer entfernten Heppenheim. Die Chancen 2018 mit Ferrari in die Fußstapfen Michael Schumachers zu treten, der 2002, 2004 und 2006 in Rot siegreich war, stehen gut. Der Ferrari SF71H ist mit Abstand das beste Auto, das die Italiener Vettel in seinen vier Jahren beim Team bisher hingestellt haben.
Brennpunkt #2: Holt Hülkenberg sein erstes Podium beim Heimrennen?
2010 hielten teilweise sechs Fahrer gleichzeitig die deutsche Fahne in der Formel 1 hoch. Acht Jahre später ist neben Sebastian Vettel nur noch Renault-Pilot Nico Hülkenberg im Rennen, um für deutsche Glanzmomente zu sorgen. Der Emmericher hat seit seinem Debüt 2010 allerdings einen schweren Stand. Top-Material sah er bisher keines, und auch Überraschungserfolge wollten ihm bisher nicht gelingen. In 145 Rennen stand der Gewinner von Formel 3 EM, GP2 und den 24 Stunden von Le Mans in der F1 noch nicht auf dem Treppchen.
Deutschland 2018 wäre zweifelsohne der richtige Zeitpunkt für das erlösende erste Edelmetall - doch die Chancen stehen schlecht. Der R.S.18 hat nicht das Zeug für ein Podest aus eigener Kraft und beim Triple Header schwächelte das Team zuletzt. Zwar bäumte sich Hülkenberg mit einem starken sechsten Platz in Silverstone auf, doch in Hockenheim wird es ein ziemliches Favoritensterben brauchen, um mit dem Renault auf das Treppchen zu fahren. Und selbst dann müsste sich Hülkenberg erst noch gegen Podestabonnent Sergio Perez und die anderen Piloten aus dem Mittelfeld durchsetzen.
Brennpunkt #3: Schlägt Mercedes nach der Pechsträhne zurück?
Mercedes hat beim Triple Header sowohl in der Fahrer- als auch der Konstrukteurs-WM Boden auf Ferrari verloren. Der Rückstand ist allerdings noch überschaubar, sodass man trotz des Doppelausfalls von Österreich noch auf Tuchfühlung mit der Konkurrenz ist. Gerade in Silverstone konnte sich das Team mit Hamiltons zweitem Platz glücklich schätzen. Die Startkollision hätte auch ein ganz anderes Ende nehmen können. Zwei Rennen vor der Sommerpause hat der Brite mit acht Zählern Rückstand auf Vettel noch alle Chancen, um als WM-Leader in den Kurzurlaub zu fahren.
Gerade in Hockenheim stehen die Vorzeichen für den Weltmeister gut. Mercedes gewann die letzten beiden Ausgaben seines Heimrennens in den Jahren 2014 und 2016 mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Auch 2018 ist der Silberpfeil auf dem Papier das bessere Auto für Hockenheim. Ferrari hat sich zwar auf den schnelleren Strecken im Kalender gemausert, doch die Stärken der Italiener sind nach wie vor Stop-and-Go-Kurse wie Montreal oder Budapest. Krise hin oder her, Mercedes wird in Hockenheim das Team sein, das es zu schlagen gilt.
Brennpunkt #4: Knallt es wieder nach dem Start?
In der Formel 1 wird 2018 intensiv gekämpft wie schon lange nicht mehr. Sowohl an der Spitze als auch im Mittelfeld hat die Leistungsdichte zugenommen. Das Überholen in einem so engen Feld ist schwieriger als in den letzten Jahren. Und bei oftmals nur Einstopprennen ist Track Position von enormer Wichtigkeit. Durch diese Faktoren bedingt wird schon am Start mit harten Bandagen gekämpft - und regelmäßig kracht es dabei, wie zuletzt in Frankreich und Großbritannien.
Der Hockenheimring ist was den Start angeht seit jeher eine heikle Angelegenheit. Die Nordkurve ist ein ziemlich schnelles Nadelöhr, das gerade durch seine weite Auslaufzone zu wilden Manövern verleitet. 2014 überschlug sich Felipe Massa nach einem Kontakt mit Kevin Magnussen, 2003 flog Kimi Räikkönen nach einer Berührung mit Rubens Barrichello und Ralf Schumacher heftig ab. Dieses Jahr fährt die Formel 1 außerdem zum ersten Mal mit den 2017 in die Breite gewachsenen Autos. Noch weniger Platz also für das 20-köpfige Feld.
Brennpunkt #5: Wie sieht die Zukunft des Deutschland GP aus?
So schön es ist die Formel 1 2018 wieder in Deutschland begrüßen zu dürfen, so schwierig ist die Prognose für die Zukunft. Der Vorverkauf für das diesjährige Rennen auf dem Hockenheimring lief zwar besser als in den letzten Jahren, doch die Rennstrecke hat bereits klar signalisiert, dass sie 2019 nicht als Austragungsort fungieren kann. Die Verhandlungen für 2020 laufen dafür schon.
Sofern sich an der Ausgangslage des Hockenheimrings nichts Gravierendes ändert, sprich es keinen Großinvestor oder dergleichen für das Rennen gibt, wird der Nürburgring für 2019 die einzige Hoffnung sein. In der Eifel gibt es Interesse an der Rückkehr der Königsklasse, wie Gespräche mit Liberty Media belegen. Doch inwiefern sich die Traditionsrennstrecke mit den US-Amerikanern einig wird, steht noch in den Sternen.
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