Jackie Stewart, Niki Lauda, Alain Prost, Ayrton Senna, Michael Schumacher: Die Liste der Sieger des Großen Preises von Monaco liest sich wie das Rekordbuch der Formel 1 selbst. Das Rennen im Fürstentum trug seit seinem Debüt im Premierenjahr der Königsklasse 1950 maßgeblich zur Mythenbildung rundum die größten Fahrer des Sports bei. Doch auch Underdogs erlebten in Monte Carlo Momente, die in die Geschichte eingingen. Als Lückenfüller am traditionellen Ruhetag haben wir vier davon ausgewählt.

1988 - Sennas bitterster Fehler

Ayrton Senna vergab 1988 einen sicheren Sieg in den Straßen von Monaco, Foto: Sutton
Ayrton Senna vergab 1988 einen sicheren Sieg in den Straßen von Monaco, Foto: Sutton

Ayrton Senna galt 1988 noch nicht ganz als der König von Monaco, als der er in der Königsklasse heute und wohl auch bis in alle Ewigkeit gesehen wird. Doch nach seinem ersten Erfolg im Jahr zuvor,, damals noch im Lotus, war Senna 1988 im McLaren drauf und dran das Kunststück mit einem dominanten Start- und Ziel-Sieg zu wiederholen.

In der Qualifikation seinen Teamkollegen Alain Prost um sage und schreibe anderthalb Sekunden deklassiert, führte Senna das Rennen in Runde 54 bereits mit 50 Sekunden Vorsprung auf Prost an. Der Franzose fuhr zu diesem Zeitpunkt dennoch einige schnellste Rennrunden und Senna, obwohl weit voraus, nahm den Fehdehandschuh auf und reagierte mit schnellsten Runden seinerseits.

Erst als Teamchef Ron Dennis seinen brasilianischen Piloten dazu aufforderte, das Tempo zu mäßigen und den Doppelsieg nicht zu gefährden, ging Senna vom Gas. Dadurch aus seinem Rhythmus geraten, verlor dieser elf Runden vor Schluss kurz die Konzentration. Am Ausgangs der zweiten Portier-Kurve, welche die Fahrer zum Tunnel führt, setzte er das Auto in die Leitplanke und musste sein Rennen beenden.

Senna war derart wütend mit sich selbst, dass er von der Unfallstelle geradewegs in seine nahegelegene Wohnung verschwand und erst spät am Abend, als das Team bereits zusammenpackte, wieder im Fahrerlager auftauchte. "Dieses Verhalten war sehr untypisch für ihn. Es zeigte einfach, wie aufgebracht er über seinen Fehler war", sagte sein damaliger Teamchef Ron Dennis einige Jahre später.

1992 - Kein Weg vorbei für Mansell

Nigel Mansell verzweifelte 1992 im Monaco an Ayrton Senna, Foto: Sutton
Nigel Mansell verzweifelte 1992 im Monaco an Ayrton Senna, Foto: Sutton

Mit dem Williams Renault des Jahrgangs 1992 war Nigel Mansell von ersten bis zum letzten Saisonrennen mehr oder weniger unbesiegbar. So zunächst auch beim Grand Prix von Monaco, bis das Schicksal dem Briten ein Bein stellte und es daraufhin zwischen ihm und Ayrton Senna im McLaren zum Showdown im Fürstentum kam.

Mansell führte das Rennen bis zur 71. Runde mit einem komfortablen Vorsprung auf Senna an. Sieben Runden vor Schluss jedoch bemerkte der Brite ein Problem mit dem linken Hinterreifen und steuerte die Box an. Auf Platz zwei, 5,2 Sekunden hinter Senna, dafür aber auf frischen Pneus, nahm Mansell das Rennen wieder auf. Der Rückstand auf Senna war in wenigen Runden aufgeholt, doch nun musste der Williams-Pilot in den verbleibenden drei Runden einen Weg vorbei am Brasilianer finden.

Mansell gab alles, doch Senna spielte auf dem engen Kurs jeden Trick aus, um seine Position zu verteidigen - mit Erfolg. Senna holte den vierten seiner insgesamt fünf Monaco-Seriensiege. "Meine Reifen waren so abgefahren, dass es sich wie auf Eis angefühlt hat. Aber zum Glück waren es nur noch drei oder vier Runden", so Senna nach seinem Sieg.

1996 - Olivier Panis als Last Man Standing

Olivier Panis holte 1996 im Chaos von Monaco auf sensationelle Weise seinen einzigen F1-Sieg, Foto: LAT Images
Olivier Panis holte 1996 im Chaos von Monaco auf sensationelle Weise seinen einzigen F1-Sieg, Foto: LAT Images

Der Grand Prix von Monaco 1996 hätte bei seinem Rennverlauf viele Sieger haben können. In einem der chaotischsten Rennen der Geschichte hatte Olivier Panis im Ligier Mugen Honda vom 14. Startplatz aus wohl kaum bessere Chancen auf einen Sieg als die restliche Konkurrenz im damals 22-köpfigen Feld. Nachdem das gesamte Rennwochenende die Sonne schien, erwartete die Fahrer am Rennsonntag starker Regen.

Durch die neuen Verhältnisse eliminierten sich schon in der ersten Runde die ersten Fahrer selbst. Zunächst krachte es in Kurve eins. Jos Verstappen hatte im Mittelfeld mit einem Start auf Slicks gezockt und nicht einmal St. Devote geschafft. Wenig später setzte mit Michael Schumacher auch einer der Favoriten sein Auto in Portier in die Leitplanken.

Nach gerade einmal fünf Runden waren nur noch 13 Autos im Rennen. Schumachers Teamkollege Eddie Irvine hatte auf Platz vier schon einen signifikanten Rückstand auf das Führungstrio, als Panis in Runde 31 endlich einen Weg vorbei am Iren fand. Inzwischen trocknete die Strecke wieder ab und einige Fahrer wechselten zurück auf Slicks.

In Runde 40 schied erst Damon Hills Williams und kurz darauf auch Jean Alesi im Benetton in Führung liegend aus. Damit übernahm Panis die Führung, die er gegen die noch sechs verbliebenen Konkurrenten verteidigen musste. Der Großteil dieser überstand den Grand Prix aber ebenfalls nicht. Am Ende sahen nur drei Autos tatsächlich die Zielflagge, insgesamt sieben kamen in die Wertung.

Neben Panis stiegen David Coulthard (McLaren) und Johnny Herbert (Sauber) aufs Treppchen. "Ich werde die Schiffssirenen und die Feuerwerke auf meiner Ehrenrunde niemals vergessen. Und als mir die französische Flagge gereicht wurde, konnte ich einfach nicht widerstehen", so der glückliche Sieger nach dem Rennen.

Für Panis sollte dieser größte Tag seiner Formel-1-Laufbahn auch der einzige Sieg in der Königsklasse bleiben. In der darauffolgenden Saison befand sich der Franzose zwar wohl auf der Höhe seines Könnens, doch ein schwerer Unfall beim Grand Prix von Kanada nahm seiner Karriere den Schwung. Frankreich wartet im Jahr 2020 nun schon seit über 20 Jahren auf seinen nächsten Grand-Prix-Sieger.

2006 - Schumacher der Falschparker

Michael Schumacher machte sich 2006 im Qualifying von Monaco keine Freunde, Foto: LAT Images
Michael Schumacher machte sich 2006 im Qualifying von Monaco keine Freunde, Foto: LAT Images

Nach der schwachen Saison 2005, in der Michael Schumacher erstmals seit 2000 nicht den Titel gewinnen konnte, war Ferrari 2006 drauf und dran sich zu rehabilitieren. Schumacher steckte mitten im Titelkampf gegen Fernando Alonso. Bewusst der Tatsache, wie wichtig in Monaco die Pole Position ist, ließ sich Schumacher in der Qualifikation zu einer sehr fragwürdigen Aktion hinreißen.

In den Schlussminuten der Session lag Schumacher auf der vorläufigen Pole Position - seinen letzten Versuch hingegen konnte er nicht nutzen. Hinter ihm war zu diesem Zeitpunkt auch sein Rivale Alonso noch auf einer schnellen Runde und dabei im ersten Sektor ganze zwei Zehntel schneller als der Ferrari-Pilot.

Seine Pole Position in Gefahr sehend, entschied Schumacher sich augenscheinlich dazu, das Qualifying selbst zu beenden. In der besonders engen Rascasse-Kurve vor der Boxeneinfahrt inszenierte er einen Fahrfehler und stellte sein Auto an der Leitplanke ab. Als die Zeit abgelaufen war, stand Schumacher an der Spitze der Zeitenliste und Ferrari feierte die Pole Position zunächst gebührend.

Schumacher gab sich in sämtlichen Interviews unschuldig, doch die Kritik von Konkurrenten und Experten wurde lauter und auch die Rennleitung ließ den deutschen Parksünder mit seiner Aktion nicht davonkommen: Sämtliche seiner Zeiten wurden gestrichen und er musste vom letzten Platz ins Rennen gehen. Schumacher fuhr zwar am Sonntag bis auf den fünften Platz vor, dennoch verlor er durch seine Aktion wertvolle Punkte im Kampf um die Weltmeisterschaft.